Kapitel 15: Fabelhafte Ferien

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„Harry!", rief plötzlich eine Stimme hinter ihm. Er drehte sich um und fand sich in der Umarmung eines gewissen Blondschopfes wieder, den er sehr vermisst hatte.
„Daphne!", stellte er überrascht fest.
„Harry, wie siehst du denn aus?", fragte sie entsetzt.
„Die Muggel haben ihn in ein Zimmer mit Gittern an den Fenstern und Schlössern an der Tür gesperrt", knurrte Draco voller Abscheu.
„Du bist ganz abgemagert", hauchte Daphne entsetzt.
„Hab nicht so viel zu essen bekommen, die letzten Tage", murmelte Harry ehrlich.
„Komm mit, wir machen dir erstmal Mittagessen", sagte sie. „In der Zwischenzeit kannst du Duschen und dich umziehen. Wir sollten noch eine alte Alltagsrobe von Pistoletti haben, die du anziehen kannst, bis wir in der Winkelgasse waren."
Gemeinsam gingen die vier zu dem Haus, das an den Garten anschloss. Es war groß, weiß gestrichen und erinnerte an den Baustil um die Jahrhundertwende. Sofort hatte Harry das Gefühl, die Wärme zu spüren, die von diesem Haus ausging.
„Wo sind wir hier?", fragte Harry.
„Godrics Hollow. Ein Dorf, in dem viele Häuser von Hexen und Zauberern stehen. Das hier ist das Haus meiner Eltern. Sie haben sich bereit erklärt, dich bis Ende der Ferien aufzunehmen, sollte es nötig sein. Nachdem was du erzählt hast, verbringen wir wohl die nächsten drei Wochen gemeinsam!"

Das Haus, in dem sie sich befanden, war voller Magie. In der Eingangshalle begann das Gepäck zu schweben und machte sich von allein auf den Weg in ein Zimmer im Obergeschoss. Als sie durch die Küche ins Wohnzimmer gingen, sah Harry, wie sich in der Spüle das Geschirr von selbst wusch. Daphne stellte Harry ihre Eltern vor, zeigte ihm, wo er ins Bad kam und reichte ihm drei dunkelgrüne Roben mit silbernen Knöpfen.
„Das sind die Roben, die Pistoletti früher getragen hat, eine davon wird dir schon passen", meinte Daphne. Wenig später - Harry genoss die heiße Dusche, auch wenn er noch lieber ein Bad einer der Badewannen in den Räumen von Slytherin genommen hätte - kämmte sich das Haar mit seinem Haartrank und schlüpfte schließlich in die Robe. Selbst die engste war noch etwas weit, doch sie passte besser, als das, was er sonst hatte. Alles in allem fühlte er sich wie ein neuer Mensch. Hatte er vor wenigen Minuten noch wie ein verarmter Muggeljunge ausgesehen, sah er nun wie ein stolzer, junger Zauberer aus. Er lächelte bei dem Gedanken. Die Muggel konnten ihm das nicht nehmen. Er war dort, wo er hingehörte. 


Hungrig trat er zurück in den Vorraum, der ins Speisezimmer führte. Dort roch es bereits köstlich nach gebratenem Huhn. Er hörte Lucius Malfoy mit Mr. und Mrs. Greengrass reden.
„Es war gut, dass du diesen Portschlüssel erzeugt hast, Luitpold. Gwendolyn, du hättest sehen müssen, wie der Junge gehaust hat. Er war eingesperrt in den kleinsten Raum dieses Hauses, hatte Gitter vor dem Fenster und eine Katzenklappe, durch die sie ihm ein wenig Essen gereicht haben, damit er nicht vollkommen verhungert. Ich weiß nicht, ob er es bis zum Ende der Ferien geschafft hätte, wenn wir nicht gekommen wären. Eigentlich sollten wir diese dreckigen Muggel foltern, bis sie nicht mehr wissen, wie sie heißen!"
„Lucius! Nicht so laut, die Kinder sind noch hier. Außerdem, was glaubst du wohl, was passiert, wenn Dumbledore erfährt, wer Harry Potter abgeholt hat und diese Muggel werden tot oder gefoltert aufgefunden. Bedeutet dir dieser Junge wirklich so viel?", fragte Gwendolyn Greengrass, Daphnes Mutter.
„Der Junge bedeutet mir gar nichts. Doch es ist eine Schande, wenn zugelassen wird, dass Muggel einen Zauberer so quälen. Außerdem ist er der Freund meines Sohns. Ihr wisst, dass es Dumbledore war, der den Jungen zu diesen Verwandten geschickt hat? Er sollte sich darauf gefasst machen, nächstes Jahr keine Freude an seiner Schule zu haben", knurrte Mr. Malfoy. Ein seltsames Gefühl machte sich in Harrys Magen breit. Er hatte nicht gewusst, dass es Dumbledore gewesen war, der ihn zu den Dursleys geschickt hatte. Er hatte Dumbledore schon vorher nicht mehr getraut... doch nun? Bevor jemand weiteres etwas sagen konnte, trat Harry ein. Die Erwachsenen fuhren herum und es war offensichtlich, dass sie nicht mehr darüber sprechen würden. 

Stattdessen führte ihn Mrs. Greengrass zu einem reichlich gedeckten Tisch. Kurz nach ihm kamen Astoria, Pistoletti, Daphne und Draco. Er genoss es, sich den Bauch mit allen möglichen Essen, dass durch Magie auf den Tellern erschien, voll zu schlagen und bald waren die düsteren Gedanken an die Dursleys und Dumbledore Geschichte.
Nach dem Essen schlug Draco vor, dass sie Quidditch spielen könnten. Sie waren zwar eigentlich einige zu wenig, doch sie hatten ja auch keinen Schnatz und keine Klatscher, weshalb es nur Hüter und Jäger geben sollte. Astoria, die erst in diesem Jahr in Hogwarts beginnen würde, konnte zwar schon fliegen, wie die meisten Kinder aus magischen Familien, doch nicht so gut wie die anderen. Darum beschlossen sie, dass Astoria die Schiedsrichterin sein sollte.
„Was ist, wenn uns die Muggel sehen?", fragte Harry, der natürlich längst bemerkt hatte, dass der Garten in Richtung eines Dorfs zeigte.
„Keine Sorge", antwortete Pistoletti, „die Straßen des magischen Teils des Dorfes sind durch einige Schutzzauber abgeschirmt. Die Muggel sehen nichts, was hier passiert. Für sie sieht es aus, als würden wir fangen spielen, wenn wir auf unseren Besen fliegen. Auf dem magischen Godrics Hollow liegt ein ähnlicher Zauber wie auf Hogwarts."
Harry nickte. Er hatte davon gelesen. Für Muggel war Hogwarts nichts anderes als eine baufällige Ruine im Norden Schottlands. Sie stiegen also auf ihre Besen - Draco und Harry liehen sich die Besen von Mr. und Mrs. Greengrass - dann wurde gespielt. Es war lustig und Harry bemerkte schnell, dass Draco ein Talent als Jäger besaß. Ein sehr viel größeres sogar, als einer der Jäger, der im letzten Jahr mit Harry im Team gespielt hatte.

Als sie landeten, fragte Harry Draco ganz direkt, ob er sich dieses Jahr fürs Quidditchteam bewerben würde. Draco schien von dieser Frage peinlich berührt.
„Vater will, dass ich mich als Sucher bewerbe. Es ist die prestigeträchtigste Position sagt er. Aber ich weiß, dass du besser bist, als ich. Ich würde viel lieber als Jäger spielen", sagte er.
„Warum sagst du ihm das denn nicht?", fragte Harry erstaunt. Er hatte bisher eigentlich immer das Gefühl gehabt, dass Lucius Malfoy zwar distanziert war, seinen Sohn jedoch über alles liebte.
„Das ist nicht so einfach!", antwortete Draco gedehnt.
„Du kannst dich ja immer noch für beide Positionen bewerben", meinte Harry, der sich sicher war, dass er viel besser als Draco sein musste, wenn dieser es schon selbst zugab. So sehr er Draco mochte - er gab nur zu, dass er schlechter in etwas war, als jemand anderes, wenn er wirklich viel schlechter darin als diese Person war. So wie es mit Zauberschach bei Daphne war. Draco hätte nicht zugegeben, schlechter als sie in dem Spiel zu sein, wenn sie ihn nicht regelmäßig in Grund und Boden spielen würde. Gerade als Draco noch etwas erwidern wollte, kam sein Vater heraus.
„Wir müssen gehen, Draco", sagte er, irgendwie sah er jedoch alles andere als begeistert aus. Draco ging zu seinem Vater und sie verschwanden mit einem Plopp.
„Er sah nicht sehr glücklich aus", sagte Harry. Pistoletti und Astoria warfen sich seltsame Blicke zu.
„Du weißt es nicht, oder?", fragte Daphne.
Harry schüttelte den Kopf. „Was?"
„Die Malfoys wurden verdächtigt Anhänger von Du-weißt-schon-wer zu sein. Der alte Weasley durchsucht gerade alle Verdächtigen, da es einige Angriffe auf Muggel gab", erklärte Daphne.
„Weasley Senior arbeitet im Ministerium, weißt du."
„Aber sie müssen doch freigesprochen worden sein, wenn Mr. Malfoy nicht im Gefängnis ist! Was fällt diesem Weasley ein!", knurrte Harry. Als hätte er noch einen Grund gebraucht, die Weasleys nicht zu mögen. Keines der Greengrass-Geschwister sagte etwas dazu.

Die nächsten Tage verbrachte Harry im Hause der Greengrasses. Harry erfuhr, dass Mr. Greengrass ebenfalls im Ministerium arbeitete, jedoch in der Abteilung für magisches Transportwesen. Daphnes Mutter hingegen war eine Heilerin. Darum züchtete sie auch allerhand Tiere und Planzen in ihrem Garten, um diese in Zaubertränken verwenden zu können.
Harry genoss es, mit Daphne durch den Garten zu gehen und die Tiere und Pflanzen zu versorgen. So konnten sie auch einfach draußen sitzen und dort ihre Hausaufgaben erledigen. Außerdem war da noch Mrs. Greengrass, die zwar sehr streng zu ihren Kindern war, doch auch alles für sie tat. Jeden Nachmittag brachte sie ihnen Tee und Plätzchen und außerdem zeigte sie Harry, wie er seine Hausaufgaben für Kräuterkunde und Zaubertränke zu erledigen hatte.
Das war es auch, was Harry am unglaublichsten an diesem Haus fand. Nicht die ganzen seltsamen Tiere und Pflanzen, nicht die Dinge, die im Haus herumflogen und so den Haushalt von alleine machten, sondern Mr. und Mrs. Greengrass sowie Daphnes Geschwister. Sie waren richtig nett zu ihm. Mrs. Greengrass behandelte Harry genau wie die anderen Kinder in dem Haus, fast als wäre er ihr Sohn. Mr. Greengrass und Harry diskutierten über Besen, Quidditch und andere Formen, sich magisch fortzubewegen. Pistoletti, der sich selbst sehr ernst nahm, gab Harry gute Tipps, wie er in Hogwarts Erfolg haben konnte. Astoria lächelte ihn jedes Mal liebevoll an und versicherte ihm immer wieder, dass sie Harry sofort gegen Daphne tauschen würde, wenn man ihr die Möglichkeit dazu gab. Harry war sicher zwar sicher, dass sie dass nicht so meinte, doch all das führte dazu, dass er sich wirklich wohl fühlte. Es gab hier Menschen, die ihn wirklich mochten. Die wirklich wollten, dass er sich wohl fühlte. 

Wege eines SlytherinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt