Am nächsten morgen erwachte Harry sehr müde. Er hatte, nachdem er von Sirius Black erfahren hatte, kaum geschlafen. Er packte gerade das Buch, das er von Draco bekommen hatte, in seinen Koffer, als Daphne herein kam. Sie hatte ihre Schuluniform bereits angezogen, die grün-silberne Krawatte jedoch irgendwie falsch gebunden und ihre Haare standen seltsam ab.
„Wir müssen langsam los. Hast du noch etwas Sleakeazy? Würd mir gern noch die Haare machen, bevor ich runtergehe", murrte Daphne unausgeschlafen. Sie war noch nie ein Morgenmensch gewesen. Harry deutete wortlos auf die Phiole neben seinem Waschbecken und packte den Rest ein. Keine fünf Minuten später sah Daphne wieder so aus wie sonst.
„Lass uns los. In Hogwarts kann Pistoletti Percy wenigstens aus dem Weg gehen. Die beiden sind schlimmer als ein altes Ehepaar", stöhnte Daphne, die diese Nacht mit Pistoletti in einem Zimmer verbracht hatte. „Vorhin hatten sie Streit, weil Pistoletti Percy angeblich das Bild seiner Freundin geklaut hat."
Sie verdrehte die Augen.
„Ich muss dir was sagen", begann Harry, doch da liefen schon Astoria und Ginny herein, um sich vor ihren älteren Brüdern zu verstecken.
„Die beiden drehen jetzt wohl vollkommen durch. Percy ist nicht zu ertragen!", jammerte Astoria.
„Ach, als wenn Pistoletti besser wär", meinte Ginny augenrollend.
„Das habe ich niemals behauptet", sagte Astoria dramatisch.
Gemeinsam gingen sie zum Frühstück. Mr. Weasley laß im Tagespropheten, während Mrs. Weasley unter dem strengen Blick von Mrs. Greengrass den Mädchen von einem Liebestrank erzählte, den sie als Kind gebraut hatte. Die Mädchen kicherten und giggelten, doch Daphne wandte sich an Harry.
„Was wolltest du mir sagen?", fragte Daphne und ließ sich neben ihm nieder.
„Später", sagte Harry, da er bemerkte, von Greengrass und Weasley Senior beobachtet zu werden. Im ganzen Aufbruch durcheinander: Zwei Zaubererfamilien mit insgesamt vier Erwachsenen, acht Kindern und Harry; hatte er keine Möglichkeit, mit Daphne zu sprechen.
Sehr zur Überraschung von Harry, dem bisher nicht gesagt worden war, wie sie den Tropfenden Kessel verlassen würden, gingen sie in Richtung Muggellondon. Mrs. Norris, bereits in ihrem Käfig untergebracht, gab ein lautes Fauchen von sich, als Ron Weasley an ihm vorbeiging. Er griff sich an seine Brust, an deren Tasche sich eine Ausbeulung befand - Harry wusste, dass es seine Ratte sein musste. Plötzlich hörten sie alle ein seltsames, metallisches Pfeifen.
„Was ist das?", fragte Ginny.
„Es kommt aus Harrys Koffer", stellte Astoria fest. Harry öffnete ihn und zog das kleine, kreiselförmige Ding hervor, das sich in seiner Tasche befand. Es war das Spickoskop und rotierte in seiner Halterung. Harry blickte sich um, doch es war nichts verdächtiges zu sehen.
„Oh nein... es ist wohl kaputt gegangen", murmelte Ginny zerknirscht. In diesem Moment fuhren vier Autos vor. Alte, grüne Autos, an deren Steuer missmutig dreinsehende Zauberer in smaragdgrünen Umhängen hin und her blickten würden sie zum Bahnhof bringen.
„Was ist das?", fragte Fred.
„Das Ministerium stellt uns Dienstwagen bereit. Ich bin schließlich der Vorsitzende der Abteilung für magisches Transportwesen", antwortete Mr. Greengrass gewichtig. Die Weasley-Söhne rollten die Augen, doch keiner von ihnen sagte etwas. Harry stieg in das vorderste Auto, links und rechts von ihm saßen Mr. Weasley und Mr. Greengrass. Vorne, neben dem Fahrer, hatte Daphne Platz genommen. Die Wagen des Zaubereiministerium waren ganz normal, bis auf ein kleines Detail. Harry war sicher, dass die Autos nicht nur alle engen Gassen passen sollten, durch die sie einfach hindurch glitten.
Schließlich waren sie am Bahnhof angekommen und Mr. Weasley nahm Harry durch die Absperrung mit hindurch. Direkt hinter ihnen tauchten Percy und Ginny auf.
„Da ist Penelope! ich gehe zu ihr!", sagte Percy und richtete sich nervös das Haar. Harry warf Ginny einen Blick zu und beide mussten sich abwenden um nicht zu lachen. Penelope, die mit Harry in dessen erstem Jahr einiges erlebt hatte, warf ihm ein kurzes Lächeln zu und verschwand dann mit Percy.Als alle anderen da waren, gingen sie ganz zurück zu einem Wagon, der fast noch leer war. Mr. Greengrass, Mrs. Greengrass und Mrs. Weasley verabschiedeten sich von ihren Kindern, als Artur Weasley plötzlich sagte: „Harry, komm mit, ich muss dir etwas sagen." Sie gingen etwas von den anderen weg und stellten sich hinter eine Säule.
„Du musst etwas wissen, bevor du fährst...", sagte Mr. Weasley mit angespannter Stimme.
„Schon gut Mr. Weasley, ich weiß es schon", sagte Harry.
„Du weißt es? Wie das denn?"
„Ich äh... habe gestern ihr Gespräch mit Mr. Greengrass gehört. Es war nicht mit Absicht", sagte Harry und fügte rasch hinzu: „Tut mir leid."
„Ich wollte eigentlich, dass du es auf eine andere Art und Weise erfährst", sagte Mr. Weasley und sah jetzt besorgt aus.
„Nein! Ich meine... es ist besser so. Sie sollten ihr Wort gegenüber Fudge nicht brechen. Ginny braucht einen Vater, auf den sie sich verlassen kann", sagte Harry nachdrücklich. Er wusste, dass die Weasleys nicht viel Geld hatten. Sie konnten sich nicht leisten, dass Mr. Weasley seinen Job verlor.
„Du hast jetzt sicher große Angst", begann Mr. Weasley.
„Ja...", sagte Harry Wahrheitsgetreu, als Mr. Weasley ihm jedoch einen mitleidigen Blick zuwarf, fügte er noch schnell hinzu: „Aber, er kann schließlich nicht schlimmer sein, als der Dunkle Lord."
Mr. Weasley zuckte zusammen, als Harry das sagte. „Du solltest ihn wirklich nicht so nennen, Harry. Die Leute, die ihn sonst so nennen sind...", begann Mr. Weasley, seufzte dann jedoch und meinte: „Hör zu... Ich will das du mir dein Wort gibst, dass du nicht nach Black suchen wirst!"
„Wie bitte?", fragte Harry. „Warum sollte ich jemanden suchen der mich umbringen will, Mr. Weasley?"
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Wege eines Slytherins
FantasyHarry und Draco begegnen sich an Harrys 11. Geburtstag in der Winkelgasse. Draco ist der Erste in Harrys Alter, der nett zu ihm ist. Und so ist es Draco, der Harry in die Welt der Magie einführt, anstatt von Ron Weasley. Wie ändert sich die Geschich...