Wege eines Slytherins

Kapitel 50: Toujours pur

Harry wohnte gerade einmal wenige Tage in seinem neuen zuhause und er fand das Haus am Grimmauldplatz einfach nur faszinierend. Von außen war es für alle unsichtbar. Die Muggel liefen daran vorbei und bemerkten es nicht. Niemand schien sich zu wundern, warum nach der Nummer 11 die Nummer 13 folgte. Man hielt es für einen Fehler in der Straßennummerierung. Auch im Inneren entdeckte Harry immer wieder Neues und Faszinierendes. Viele der Zimmer waren verschlossen und Sirius ließ ihn auch nicht hinein. Es wäre zu seiner eigenen Sicherheit, meinte er. Doch alleine die Räume, die er bereits erforscht hatte, waren unglaublich spannend.

Überall im Haus waren Portraits von den Sirius Vorfahren angebracht, mit denen Harry schon das ein oder andere spannende Gespräch geführt hatte.
Die Blacks waren eine der ältesten magischen Familien in England und die meisten Porträts mochten Harry. Er war ein stolzer Slytherin und trug den Namen einer ebenso alten, reinblütigen Familie, weshalb sie öfter mit ihm sprachen, als mit Sirius. Harry hatte ihnen natürlich nicht gesagt, dass er lediglich ein Halbblut war. 
So hatte eines der Portraits damit angegeben, dass es bereits zur Zeit von Merlin in Slytherin gewesen war und den großen Zauberer kennengelernt hatte noch bevor er bekannt wurde.
Ein anderes hatte ihm von einem Krieg zwischen Muggeln und Zauberern in Albanien erzählt, der schließlich zum Internationalen Statut zur Geheimhaltung der Magie geführt hatte. Wieder ein anderes hätte ihm geschildert, wie die Hexenweihen in alten Zeiten ausgesehen haben. Dass es oft rauschende Feste mit hunderten von Hexen und Zauberern gewesen waren, bei denen es große Lagerfeuer und lange Tänze bis in die Nacht gegeben hatte. Besonders in Mitteleuropa hätten einige der Traditionen sogar ins Brauchtum der Muggel gefunden.

Egal wie aufregend die Geschichten jedoch waren, es waren die Bücher im Salon, die Harry noch mehr fesselten. Noch nie hatte er so viele Bücher über die dunklen Künste gesehen. Sirius meinte, er würde sie entfernen lassen, sobald die Renovierung begann. Da er nicht begeistert war, dass Harry seine Nase in diese Bücher steckte, tat er es meistens heimlich am Abend, wenn Sirius mit etwas anderem beschäftigt war oder schlief.

An jenem Tag hatte er jedoch beschlossen, bereits am Nachmittag in den Salon zu gehen und so schlenderte er einmal mehr die Eingangshalle entlang um in den Salon zu kommen. Es war Mittag und Sirius war gerade dabei, einen Brief ans Ministerium zu schreiben, weshalb Harry ungestört war. Er betrat den Salon und zum ersten Mal, seit er in diesem Haus war, bemerkte er einen alten Wandteppich auf der gegenüberliegenden Seite des Bücherregals. Er war bisher nur nach Einbruch der Dunkelheit hier gewesen, wodurch er ihn bisher nicht gesehen hatte. Der Wandteppich machte einen uralten Eindruck; er war verblichen und es schien, als hätten ihn an manchen Stellen irgendwelche Tiere angenagt. Dennoch schimmerte das goldene Garn, mit dem er bestickt war, immer noch hell genug, sodass man einen stark verzweigten Familienstammbaum erkennen konnte, der bis ins frühe Mittelalter zurückreichte. Große Buchstaben ganz oben auf dem Teppich ergaben die Worte:

Das fürnehme und gar alte Haus der Blacks

Toujours pur

Harry fuhr den Linien mit den Fingern nach. Als erstes bemerkte er den Namen Draco Malfoy. Ein kleines Porträt seines Freundes, auf dem er nicht älter als drei Jahre sein konnte, strahlte ihm entgegen. Er verfolgte die Linie weiter nach oben. Dort befanden sich die Namen Narzissa und Lucius Malfoy. Daneben standen die Namen Bellatrix und Rodolphus Lestrange. Zwischen den beiden Namen befand sich ein Loch, ein kleines Brandloch. Er folgte der Linie weiter. Cygnus und Druella Black stand dort. Über Cygnus, der Name Pollux. Und in der selben Reihe, in der sich der Name Pollux befand: Dorea und Charlus Potter.
Sein Herz schlug schneller. Das mussten seine Großeltern sein. Charlus hatte fast die gleichen Gesichtszüge wie Harry, nur sein Haar war braun, anstatt schwarz, ebenso wie seine Augen. Dorea hatte hohe Wangenknochen, ein schmales, strenges Gesicht und lockiges schwarzes Haar. Sanft strich er über ihr Todesdatum. Sie waren beide 1979 gestorben, ein Jahr vor seiner Geburt. Er fragte sich, wie sie wohl gewesen waren. Er fuhr der Verbindung der beiden nach. Allerdings war darunter nichts als ein Brandloch. Die Linie wurde nicht fortgesetzt. Sein Name war nirgendwo zu sehen.