Mit einem neugierigen Blick betrachtete Rosie das kleine, auf den ersten Blick so unauffällige Ding in ihren Händen, welches sie bei ihrem Sprung in den Kanal vom Himmel gerissen hatte. Sie wusste, was es war. Nun, sie wusste es nicht mit Sicherheit, doch sie konnte es sich denken. Sie hatte die Dronen gesehen. Tausende davon. Und sie hatte, noch bevor sie ins Wasser eingetaucht war, gewusst, dass irgendetwas nicht stimmte, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Was sie nun in den Händen hielt, war der Beweis dafür.
"Ein Betrug...", wisperte sie plötzlich mit aufgerissenen Augen, drehte sich dann hektisch um, griff nach einem Stift und einem Blatt Papier und begann zu schreiben. "Ein Betrug... ein Betrug... natürlich! Drohnen mit Rezeptoren erzeugen ein Bild, eine Illusion. Das Wassermonster. Es war bloss eine Illusion, weswegen ich den Aufprall überlebt habe. Wieso bin ich nicht bereits früher darauf gekommen? Die Drohnen haben meinen Sturz nach und nach abgefedert, eine davon habe ich mit ins Wasser gerissen. Davon stammt der Rezeptor.", sprach sie hektisch. Mit jedem Wort wurde ihr Lächeln auf dem Gesicht breiter und breiter. Es war ein Rätsel, vielleicht das grösste, dass sie jemals gesehen hatte. Schon immer hatte sie Rätsel geliebt, je schwieriger desto besser. Seit frühster Kindheit war Rosie immer einen Schritt voraus gewesen. Vor allem und jedem. Einen Schritt vor ihren Schulfreunden, einen Schritt vor ihren Eltern, sie wusste alles besser, konnte alles besser, Rätsel, die sie nicht auf Anhieb lösen konnte, kleine Herausforderungen für den Verstand waren so selten, dass sie, wenn sie auf eines davon stiess, vor Freude und Aufregung beinahe platzte.
Fand sie eine Herausforderung, liess sie sie nicht los. Sie fokussierte sich nur darauf, folgte den Hinweisen und vergass sowohl die Risiken dabei wie auch alles andere in ihrem Leben. Selbst Tom verschwand für eine kurze Zeit aus ihren Gedanken.
"Doch der Boden hat gebebt, die Glocke ist gefallen, der Turm bekam Risse, etwas war echt. Nicht das Monster, aber etwas anderes. Etwas hat zerstört. Was war es? Was war es? Denk nach, Rosie, denk nach. Was könnte es gewesen sein?"
Und damit griff sie kurzerhand nach ihrer Jacke. Froh darüber, dass sie sich ihr Zimmer mit niemandem teilen musste, da die Klasse eine ungerade Zahl war, und somit niemand etwas davon erfuhr, verliess sie noch in ihren kurzen Pyjamashorts, einem einfachen Tanktop und ihrer Stoffjacke, in welcher sich ihr Smartphone und der Rezeptor befand, ihr Zimmer. Wohin sie ging? An den einzigen Ort, den sie kannte, der ihr vielleicht Antworten liefern konnte.
Zielstrebig hatte sie sich ihren Weg unbemerkt aus dem Hotel suchen wollen, doch sobald sie aus der Tür trat, hielt sie inne. Ihr Zimmer war gleich neben Peters und Neds. Auf die Zimmertür der Beiden starrend, konnte sie nicht anders, als sich daran zu erinnern, wie Peter sich ihre Liebe zu Rätseln mit ihr teilte. Früher hatten sie sich immer gemeinsam Krimiserien angeschaut, natürlich immer dann, wenn Tante May ausser Haus war, und hatten die Folge immer in der Mitte gestoppt, um gemeinsam selbst auf des Rätsels Lösung zu kommen, um selbst herauszufinden, wer der Mörder, Betrüger oder der Bösewicht war.
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One-Shots
FanfictionOne-Shots zu absolut allem, was mir oder euch gefällt, hautpsächlich zu James Potter.