"Du weisst, dass du mir das nicht antun kannst, Bambi. Nun werde ich mir die ganze Nacht darüber Gedanken machen müssen, was du mich fragen wolltest!", sprach James kopfschüttelnd, als sie auch bereits zu kichern begann und ihm mit ihren Fingerspitzen übers Gesicht strich im Versuch, seinen Schmollmund zu vertreiben. Er verzog leicht sein Gesicht, doch das auf eine so niedliche Weise, dass es ihr nichts weiteres als ein weiteres leises Lachen entlockte.
"Es ist wirklich eine dumme Frage. Du hättest nein gesagt."
"Raven!", quengelte er, "Wieso quältst du mich?"
Amüsiert löste sie sich von ihm und legte sich auf ihren Rücken. Ein peinlich berührtes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie leicht errötete. Selbst in der Dunkelheit konnte er es sehen. Er bezweifelte, dass er irgendeinen Anblick lieber mochte als diesen. Raven mit erröteten Wangen.
"Ich wollte dich fragen, ob du mich küsst.", schmunzelte sie und versteckte, als sie einen Blick zur Seite auf James warf und dessen leicht schockierten Gesichtsausdruck erkannte, ihr Gesicht hinter ihrer Hand. "Gott, blick mich nicht so an. Bloss einmal, weisst du. Bloss, weil... ich wissen will, ob es gut sein kann, wenn ich jemandem vertraue. Vergiss, dass ich gefragt habe, okay..."
"Nein, Raven...", stammelte er leicht unbeholfen, "Ich war bloss überrascht, das ist alles. Ich..."
"Ich weiss, dass es keine gute Idee ist, wir sind beste Freunde. Es ist bloss.., wenn ich es bei dir nicht mögen würde, glaube ich, dass ich es bei niemand anderem tun würde."
James versuchte, seine Gedanken zu ordnen und seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Sie wollte es, weil sie ihm vertraute, nicht, weil sie ihn mochte. Aber spielte das denn überhaupt eine Rolle? Er wollte diesen Kuss, et wollte ihn so dringend, wieso sollte er diese Gelegenheit nicht nutzen, um ihn zu bekommen? War es denn tatsächlich falsch sie zu küssen, bloss weil sie nichts von seinen Gefühlen wusste?
Leise seufzend strich er sich über sein Gesicht und drehte sich dann schliesslich ihr zu."Okay."
Augenblicklich drehte sie ihr Gesicht zu ihm. Überraschung in ihren runden Augen und leicht geöffneten Lippen.
"Okay? Okay wie... okay lass es uns tun oder...?"
"Ja. Ich meine... wenn du es willst..."
"Okay...", wisperte sie leise. Sie war nervös. Wieso wusste sie nicht genau, doch sie war es definitiv und sie bemühte sich, es sich nicht anmerken zu lassen.
Ein Moment der Stille und Regungslosigkeit verging, doch dann räusperte er sich, setzte sich schliesslich auf und lehnte sich mit seinem Gesicht über sie.
"Sicher?"
Normalerweise hätte Raven auf Grund seines unsicheren Tonfalls ihre Augen verdreht, ihm einen sanften Schlag gegen die Schulter verpasst und ein "nun mach schon, Krone" gemurmelt, doch nicht in diesem Moment. Nicht, wenn es um einen Kuss ging. Sie nickte einfach bloss, wissend, was sie tat, wissend, wie viel sie von ihm verlangte. Und schätzend, dass er es für sie tat.
Sie legte ihre Hand an James' Wange, schenkte ihm ein motivierendes Lächeln, als er sein Gesicht ihrem näherte und dann lagen seine Lippen auch bereits auf ihren.
Er war vorsichtig mit ihr, als würde er glauben, dass sie es sich jede Sekunde anders überlegen würde oder Angst bekam, wie sie es ihm erzählt hatte. Doch sie tat es nicht. Er wollte sich von ihr lösen, um sie zu fragen, ob sie in Ordnung war, doch mit ihrer einen Hand an seinem Nacken und der anderen in seinen Locken machte sie es ihm unmöglich, Abstand zu ihr zu nehmen. Er wollte es auch schlichtweg nicht. Und so verlor er nach wenigen Sekunden auch bereits seine Vorsicht. Für Wochen hatte er sich gefragt, wie es wohl wäre, sie zu küssen und nun, wo es soweit war, wollte er jede Sekunde davon auskosten. Er befürchtete, dass es nicht noch einmal dazu kommen würde.
Das Problem war jedoch, dass James sich schnell darin verlor. Er verlor die Fähigkeit zu denken, verlor die Realität unter den Füssen und vergass seine Umgebung. Er vergass, dass er sich in seinem Zimmer befand, mit seinen Freunden bloss wenige Meter schlafend von ihm entfernt und dass es sich dabei für sie bloss um einen freundschaftlichen Gefallen seinerseits handelte.
Und so war er gezwungen, sich ruckartig von ihr loszureissen, als er bemerkte, wie seine Hände immer wieder zu wandern beginnen wollten. Aus einem einfachen Reflex heraus hatte er seine eine Hand bereits unter ihr Shirt geschoben, während sich die zweite an ihrem Nacken befand und sie leicht in die Matratze unter ihr presste und er hatte es noch nicht einmal bemerkt.
"Es tut mir Leid.", wisperte er, als er seine Hände von ihrem Körper entfernte. Es war nicht so, dass er noch nie ihre nackte Haut berührt hatte, sie verbrachten schliesslich den Grossteil der Sommerferien bei ihm zu Hause im Pool. Doch das hier war etwas anderes. Sie zu küssen überschritt bereits die Grenzen ihrer Freundschaft, doch dazu hatte sie eingewilligt. Er würde nicht derjenige sein, der ihr Vertrauen verlor, weil er sich nicht bei ihr kontrollieren konnte. Ihr Vertrauen zu besitzen war das, was ihn in diesem Moment noch von allen anderen Jungen unterschied. Er durfte es nicht verlieren. "Raven, es tut mir Leid."
"Hör nicht auf."
James schluckte.
"Was?", stammelte er und fuhr sich durch seine dunklen Locken. Er musste sich verhört haben. Er musste Träumen. Doch dann öffnete sie ihre Lippen erneut.
"Hör nicht auf."
Hätte James zu diesem Zeitpunkt auch nur noch einen Funken an Verstand besessen, hätte er sich von ihr gelöst und hätte Abstand zu ihr genommen, doch das tat er nicht. Wie konnte er auch noch klar denken, wenn er sie noch vor wenigen Sekunden geküsst hatte und wenn sie nun vor ihm lag und ihm sagte, dass er nicht damit aufhören sollte?
"Bitte, James."
"Wieso?", wisperte er, als er auf ihr bittendes Gesicht hinunterblickte. Wusste sie denn nicht, wie schwierig sie es ihm machte? Wusste sie denn nicht, dass das Einzige, was ihn davon abhielt, die Tatsache war, dass er sie nicht verlieren wollte? "Ich bin dein bester Freund, Raven. Ich kann nicht auch noch derjenige sein, den du küsst, wenn du dich von deiner Trauer über McLaggens Betrug ablenken willst."
Seine Hand strich ihr liebevoll eine ihrer Haarsträhnen aus dem Gesicht, als ein leises Seufzen seinen Lippen entkam. Wieso hatte er das gesagt? Er konnte derjenige sein, zu dem sie kam, wenn sie sich ablenken wollte. Er wollte es sein, solange es bedeutete, dass er damit mehr war als bloss ein Freund. Solange er ihr damit nahe sein konnte.
"Ich verstehe.", entkam es ihr leise, "Du hast vollkommen Recht... ich... es tut mir Leid."
James liess sich neben sie fallen, zurück auf die Matratze, und starrte für einen Moment an die weisse Decke. Er konnte nicht glauben, dass er es abgebrochen hatte.
"Danke, James. Ehrlich. Nicht viele hätten das für mich getan."
Er schenkte ihr ein knappes Lächeln, als er sie erneut an sich zog. Jeder hätte es für sie getan. Niemand war dumm genug, um die Gelegenheit abzuschlagen, Raven Montgomery zu küssen.
James schüttelte leicht seinen Kopf, versuchte, seine Reue zu verdrängen und zwang sich ein gespieltes Lächeln aufs Gesicht.
"Immer wieder gerne.", sprach er und hörte, wie sie leise in seinen Pullover zu kichern begann, nicht bemerkend, wie sehr er bereute und wie schwer ihm die ganze Situation fiel. "Man muss dir etwas lassen, Bambi, du weisst, wie man küsst."
"Soll ich dir etwas sagen, Krone?", schmunzelte sie, "Seit ich denken kann, habe ich mich immer gefragt, wie es wohl ist, dich zu küssen. Aus reinster Neugier. Du hast diese bewundernswerte Eigenschaft, dass du alles, was du tust, voller Leidenschaft tust. Ich wollte immer wissen, ob man es in deinen Küssen spürt."
Sie hob ihren Kopf und blickte auf ihn.
"Man tut es. Und für einen kurzen Augenblick fühlt man sich dadurch besonders."
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One-Shots
FanficOne-Shots zu absolut allem, was mir oder euch gefällt, hautpsächlich zu James Potter.