James Potter x Sam Dawson Part 17

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Es war Remus, der ihn fand

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Es war Remus, der ihn fand. An die Schlossmauer angelehnt, Augen geschlossen, hektisch atmend, Finger in den Boden gepresst, als könnte er daran den benötigten Halt finden.
Remus wusste, was zu tun war. Obwohl es meist James war, der Sam durch Panikattacken hindurch half, so war er doch schon mehrere Male dabei gewesen. Er setzte sich vor ihn, umgriff seine Hände in Solidarität und zählte die gemeinsam ausgeführten Atemzüge. Nach zehn Minuten der Repetition hatten sich Sams Atemzüge wieder normalisiert.

"Du bist nicht alleine, weisst du?", entkam es Remus nach einer Weile des Schweigens, "Wir sind  alle für dich da, nicht bloss James. Wir sind genauso deine Freunde."

Sam nickte.

"Ich weiss."

"Dann weisst du auch, dass du genauso mit uns sprechen kannst? Wir werden zuhören. Ich werde zuhören. Vielleicht sogar werde ich verstehen."

Schmerzerfüllt verzog Sam sein Gesicht.

"Tut mir Leid, Remus. Ich habe dich viel zu selten gefragt, wie es dir-... ich meine... ich hätte stärker für dich da-"

"Lass das, Sam.". unterbrach Remus den Jüngeren. "Wir sprechen gerade über dich."

Aber das war genau, was Sam nicht wollte. Alles schien sich immer um ihn zu drehen. Er wusste, Remus hatte ein genauso schweres Laster zu tragen, schwerer noch, und Sirius genauso. Wieso also schienen beide von ihnen besser zu funktionieren als er?

"Ist dir jemals aufgefallen...", begann er, ein trauriges Lachen folgte."Ist dir jemals aufgefallen, dass James etwas für gebrochene Menschen übrig hat? Als würde er alle Sträuner einsammeln und aufzupäppeln versuchen."

"Ist das, was du glaubst, was du bist? Gebrochen?"

"Du nicht?"

Du nicht? Remus war sich nicht sicher.

"Manchmal vielleicht." In den Tagen kurz vor und kurz nach Vollmond vielleicht. Doch tat er es wirklich? Er fühlte sich traurig, niedergeschlagen, ängstlich, schwach, doch gebrochen?
"Nein, ich glaube nicht. Nicht mit euch an meiner Seite... Aber du tust es."

Es hörte sich mehr nach einer Aussage anstelle einer Frage an, doch Sam bejahte sie mit einem  schwachen Nicken. Erneut lag sein Blick auf dem Boden.
Remus realisierte, dass ihm noch nie aufgefallen war, wie viel Scham Sam mit sich herumtrug.
Er schämte sich für seine Traumata, dass er davon einen Effekt davongetragen hatte, für die Tatsache, dass er Hilfe benötigte, für sein Wesen, für seine ganze Existenz. Selten hatte Remus so viel Selbsthass in einem Gesicht entdecken können, noch nicht einmal in seinem eigenen.

"Ich weiss nicht, was mit mir los ist.", wisperte Sam, "Ich weiss nicht, weshalb ich so... so davon beeinflusst werde, weshalb ich so schwach -"

"Nenn dich selbst nicht schwach, Sam."

"Aber das ist, was ich bin!", entfuhr es ihm scharf. "Du wurdest gebissen, Remus. Jeden Monat musst du damit leben, wahnsinnige Schmerzen durchleiden, und dennoch bin ich derjenige, der jede zwei Sekunden in eine gottverdammte Panikattacke ausbricht! Ich bin derjenige, der sich so... verloren fühlt, die ganze Zeit! Und... und überwältigt! Ich ertrinke in meinem eigenen Leben, ohne dass -"

"Ich wurde von einem Monster gebissen, Sam.", unterbrach Remus ihn, sein Gesicht schmerzerfüllt verzogen. Seine Hand platzierte sich auf Sams. "Du wurdest von deinem Vater verprügelt, immer wieder aufs Neue. Von einem Menschen, der dich eigentlich beschützen müsste! Du wurdest von deinem Bruder, deiner Mutter im Stich gelassen. Und alles davon hast du für den Grossteil deines bisherigen Lebens alleine versucht zu bewältigen! All das war bei mir nicht der Fall, ich hatte immer Menschen, die mich unterstützten. Genau das ist der grosse Unterschied zwischen dir und mir und das ist, was dich auseinanderfallen lässt und mich zusammenhält."

Ein Wimmern entglitt Sams Lippen. Seine tränengefüllten Augen legten sich auf seinen Freund.

"Mein Vater war kein Monster.", wisperte er, "Er war... gebrochen. Und jetzt ist er..." Seine Stimme überschlug sich. Die Tränen lösten sich aus seinen Augen und rollten ihm über seine Wangen. "Er hat seine Fehler eingesehen, er hst gewusst, es war falsch, aber jetzt wird er nie mehr die Möglichkeit haben, sich zu ändern."

Remus verstand, ohne dass Sam es aussprechen musste, er verstand, weshalb sein Freund in das Büro des Schulleiters beordert worden war und wieso er eine Panikattacke hatte. Er verstand, dass Sams Vater tot war.

Sein Griff um dessen Hand verstärkte sich, als er sich selbst einige Tränen aus den Augen blinzelte.
Er kümmerte sich nicht um den Mann. Ein Teil von ihm war erleichtert, dass er tot war, um Sams Willen. Doch er verstand auch, dass es für Sam nichtsdestotrotz ein harter Schlag war. Und dass Sam schlichtweg keine weiteren Schläge mehr erleiden konnte.

"Sprich mit James, Sam. Ich weiss, dass du ihn brauchst. Und womöglich noch mehr Hilfe, James' Eltern können sie dir besorgen!"

"Sie haben schon genug für mich getan."

"Sie wollen mehr tun, James will mehr tun!"

"James und ich haben uns verändert, Remus! Ich habe alles verdorben, weil ich mich neben einem Krüppel auch noch als verdammte Schwuchtel entpuppen musste!" Remus zuckte bei den hasserfüllten Worten zusammen. "Und jetzt soll er mir helfen?" Sam begann seinen Kopf zu schütteln, "Nein. Das tu ich ihm nicht an."

Remus wollte seinem Freund sagen, dass er sich irrte, dass James ihn liebte, er wollte ihn schütteln, rütteln, doch er begriff schnell, dass Sam ihm schlichtweg nicht glauben würde. Nicht mit dem Selbsthass, den er in sich trug.
Also entschied er sich stattdessen, ihn in den Arm zu nehmen. Und sich bei nächster Gelegenheit an James zu wenden.

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