James Potter x Sam Dawson Part 12

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James Potter war müde

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James Potter war müde. Er hatte in den vergangen Tagen kaum Schlaf abbekommen, kaum Ruhe vor seinen Gedanken und seinen Ängsten. Seine Augenringe waren tief, seine Konzentrationsfähigkeit nicht mehr vorhanden, seine Sorgen allgegenwärtig.
Die meisten Tage verbrachte er in seinem Zimmer, studierte, zermarterte sich sein Gehirn, spielte mit dem Gedanken, Sammys Zuhause aufzusuchen und hielt sich dann wiederum davon ab.
Er wusste, er durfte nicht in die Nähe von Sams Vater kommen. Niemals. Er würde den Säufer allein aufgrund von Sams Erzählungen töten. Würde er irgendetwas sehen, irgendetwas, das Sam verletzte, würde er den Verstand verlieren, er hatte keinen Zweifel.
Dann wiederum fragte er sich, ob es das nicht wert wäre. Wäre Sams Sicherheit ihm das nicht wert?
Natürlich wäre sie das.
James realisierte zum ersten Mal in seinem Leben, wie gefährlich seine Gefühle für den jüngeren Slytherin wirklich sein konnten. Er wollte ihn nicht bloss beschützen, ihn nicht bloss bei sich haben, er würde für ihn ohne mit der Wimper zu zucken töten. Wieso also ging er nicht? Wieso holte er Sam nicht zurück? Wieso verfrachtete er dessen Vater nicht ins Nirvana? Wieso war er noch immer hier?

Weil du Angst hast, du elender Feigling.

Angst?

Angst, dass das Arschloch ihn erneut übel zugerichtet hat und du dir dafür die Schuld geben wirst.
Angst, dass er dir die Schuld geben wird und dir nicht verzeihen kann.
Angst, dass sich vielleicht etwas verändert hat und er garnicht mehr zurückkommen will. Vielleicht hat er dort vessere Freunde, Freunde, die ihn nicht gehen lassen, Freunde, die ihn tatsächlich beschützen.
Vielleicht hast du auch Angst, dass er gar nicht mehr am Leben ist.
Angst, dass du ihn auf irgendeine Weise verloren hast.
Du wärst verloren ohne ihn.

Ganz und gar von einem Menschen abhängig zu sein, konnte eine graueneregende Angst einjagen. Speziell dann, wenn man sich mit der Aussicht konfrontiert sah, diese Person zu verlieren.
Er wusste, dass irgendetwas an der Art und Weise, wie er Sam liebte, ungewöhnlich war. Er liebte ihn auf eine Weise, welche er nicht genau zu verstehen fähig war. Nicht wie ein Freund, nicht wirklich. Und auch nicht wie Familie, obwohl seine Liebe für Sam, genauso wie bei seiner Familie, vollkommen ohne Kontrolle und ohne Grenzen zu sein schien.
Er wusste schlichtweg, dass er seit je her das Gefühl besessen hatte, Sam würde zu ihm gehören. Und er zu Sam. Diese Vermutung sah er nun als bestätigt. Die Zeit ohne Sam war schwer gewesen und das obwohl es sich dabei nur um Tage gehandelt hatte. Doch was, wenn Sam nicht gleich empfand? Was, wenn Sam herausgefunden hatte, dass er James in Realität gar nicht wirklich benötigte.

*

James' Mutter vermochte, was bisher niemand geschafft hatte und das war, James aus seinem Zimmer zu bewegen. Mithilfe eines einzelnen schrillen Schreies hatte sie James, den Zauberstab erhoben und bereit, was auch immer seine Mutter verängstigt hatte, zu bekämpfen, auf den Gang des Hauses gelockt.
Doch was James schliesslich sah, war entgegen seinen Erwartungen keine Gefahr. Dort, beim Eingang des Hauses, stand seine Mutter und presste eine Gestalt an sich, deren dunkelblonder Haarschopf ihm so bekannt war wie sein eigener.
Erstarrt blieb James stehen.

"Sammy...", entkam es ihm leise, jegliche Luft schien aus seinen Lungen entwichen zu sein.
Er musste sich täuschen, er war sich sicher, er musste es tun. Doch dann entliess seine Mutter die Gestalt aus ihrer engen Umarmung und dort war er. Sam. Mit seinen blauen Augen, seinem dicken Haarschopf, seiner Gutherzigkeit im Gesicht.
Sein Herz setzte einen Schlag aus.
Er musste träumen, James war dich sicher. "Sammy?", sprach er diesmal etwas lauter.

Es war um James geschehen, als dieser sich mit einem schwachen, unsicheren, doch ehrlichen Lächeln auf den Lippen zu ihm drehte. Er bewegte sich nicht, rührte sich nicht von der Stelle und mit jeder Sekunde, in welcher James es ebenso wenig tat, zerfiel dessen Lächeln ein wenig mehr. Als es schliesslich ganz vom Gesicht des Jüngeren gewichen war, bloss noch Unsicherheit in seinen blauen Augen lag, setzten sich James' Beine in Bewegung. Er presste den Körper seines Freundes an sich, als würde er ihn nicht mehr freigeben wollen. Gerade rechtzeitig, dass seine Tränen unentdeckt blieben, dass er sein Gesicht in dessen Nacken und Locken verstecken konnte.
"Du bist in Ordnung."
Er spürte, wie Sammy sich in seiner Umarmung entspannte und wusste, dass er, umhüllt von dessen Geruch und konfrontiert mit dessen unbeholfenen Berührungen, automatisch dasselbe tat.
"Du bist in Ordnung.", wisperte er immer wieder, ein unaufhaltsames Mantra, als würde er sich selbst noch davon überzeugen müssen. "Scheisse, Sammy, du wirst nicht wieder gehen, nicht wahr?"

Er hörte den Jüngern leise lachen, spürte die leichte Vibration seiner Brust.

"Nicht, wenn du das nicht willst."

Sammys Stimme war unverändert. Sanft, leise und einen leicht neckenden Tonfall besitzend.

"Wenn du diese Scheisse noch einmal abziehst, werde ich-"

"Wirst du was?", unterbrach Sam ihn schmunzelnd, als er sich langsam von James löste.
Doch James wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
Seine Augen begannen automatisch den Jungen vor ihm nach allfälligen Verletzungen abzusuchen, wurden jedoch nicht fündig.

"Du bist in Ordnung?", wisperte also ein weiteres Mal, diesmal als Frage formuliert. Und zu seiner Erleichterung nickte Sam.

"Bin ich."

"Sicher?"

"Ehrlich, bin ich. Scheisse, James, man könnte glatt annehmen, du hättest mich vermisst."

James lachte auf und strich sich einige Male über seine Augen, um das Wasser daraus zu entfernen.

"Vermisst?", schmunzelte er, "Ach was, ich wollte bloss sichergehen, dass du mir nicht unbemerkt das ganze Haus vollblutest. Oder hier im Wohnzimmer verreckst. Der Teppich war verdammt teuer."

"James Fleamont Potter!", blaffte Euphemia laut, Sammy allerdings lachte auf.

"Wie hast du es bloss unverletzt zurück geschafft?"

"Glaub es oder glaub es nicht, aber ich habe mit meinem Dad gesprochen. Gestern. Nachdem ich mich die vorherigen Tage wie ein Feigling bei Freunden versteckt habe."

"Gesprochen?"

Sam zuckte mit seinen Schultern.

"Naja, ich habe ihm ein Ultimatum gestellt. Er verändert sich oder ich komme nicht wieder."

"Und was hat er gesagt?", wisperte James fassungslos. Sam zuckte mit seinen Schultern. Kurz, nur kurz, erkannte James einen leichten Ausdruck der Trauer in seinem Gesicht.

"Er hat sich für den leichten Weg entschieden. Veränderung kann schwierig sein."

Ein weiteres Mal drückte James ihn an sich.

"Tut mir Leid, Sammy.", flüsterte er in dessen Nacken.

"Ist in Ordnung. Es fühlt sich dennoch gut an. Das Ende einer Ära."

"Bist du dir sicher, dass es dir gut geht?"

"Bin ich.", raunte Sam ehrlich. "Er hat es eingesehen, weisst du? Irgendwie. Ein Teil von ihm kannte seine Fehler. Er hatte schlichtweg nicht die Kraft, sie zu konfrontieren."

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