Kapitel 46

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„Samu?“ Drang Rikus Stimme durch das Haus, kaum kam Samu durch die Tür. „Ja Schatz, ich bin wieder da.“ Noch etwas verschlafen und mit strubbeligen Haaren, kam ihm sein Mann entgegen, als Samu seine Schuhe auszog. Seine Augen, waren wieder rot, also musste er geweint haben. Samus Herz, zog es jedes Mal zusammen, bei diesem Anblick. „Wo warst du denn?“ Riku musterte Samu und die schmutzigen Schuhe. „Weihnachten holen.“ Grinste Samu. Fragend sah Riku ihn an, was Samu zum lachen brachte. „Komm mit.“ Samu verkniff es sich, etwas wegen Rikus verweinten Augen zu sagen, da Riku dann immer ein schlechtes Gewissen bekam. Und das, konnte sein Schatz nicht auch noch gebrauchen. Samu nahm Rikus Hand und zog ihn mit sich vor die Tür. Neben dem überdachten Eingang, stand ein grosser Tannenbaum. „Damit mein Schatz Weihnachten bekommt, wie er es sich wünscht.“ Flüsterte Samu in Rikus Ohr, als er sich hinter ihn stellte. „Warum tust du das alles?“ Riku lehnte sich, mit seinem Rücken, gegen Samus Brust. „Weil ich dich liebe und ich nie vergessen habe, dass du mich darum gebeten hast, nicht zu vergessen, dass es dir wichtiger ist, dass ich dich glücklich mache und dir Liebe schenke, statt mit grossen Geschenken zu überhäufen. Deshalb...“ Riku hatte sich in Samus Armen umgedreht und umschloss dessen Mund mit seinen Lippen. „Deshalb hast du mir wieder, illegal einen Baum besorgt?“ Nuschelte Riku an Samus Lippen. Samu nickte. „Es hat so viele Bäume im Wald, da kommt es nicht darauf an, ob jetzt einer fehlt, den mein Mann nun schmücken darf.“ Samu spürte Rikus Schmunzeln an seinen Lippen, die er wieder mit seinen berührte. „Darf ich ihn rein bringen?“ Riku nickte und sah in Samus Meerblauen Augen. „Da du ihn jetzt schon mal hier her geschafft hast, können wir ihn auch ins Wohnzimmer stellen.“ Riku strich sanft über Samus Wange. „Ich liebe dich, Samu. So sehr!“ Samu umschloss Rikus Gesicht mit seinen grossen Händen. Eine gefühlte Ewigkeit, sah er ihn an. „Und ich liebe dich!“ Nur einem Windhauch gleich, berührte Samu Rikus Lippen. Ein Kribbeln, ging durch seinen Körper. „Ich muss noch kurz in den Keller, um den Baumständer zu holen.“ Samu nickte und löste sich von Riku. Tief atmete er durch, als er weg war. Samu nahm den Baum und schaffte ihn ins Wohnzimmer. „Du machst dich gut, mit dem Baum im Arm.“ Grinste Riku, als er nach oben kam. „Ich habe lieber einen heissen Gitarristen im Arm.“ Riku biss sich auf die Lippe und half Samu dabei, den Baum bereit zu machen, dass er ihn schmücken konnte. „Du schmückst und ich mach uns eine warme Schokolade.“ Samu drückte einen Kuss in Rikus Haare. „Eigentlich müsste ich dir eine Schokolade kochen, weil du mir einen Baum besorgt hast.“ - „Du darfst dich danach gerne anders bedanken.“ Raunte Samu in Rikus Ohr und biss sanft hinein. Das klang nach einem fairen Deal, den Riku, nach dem sie ihre Schokolade genossen hatten, auch einlöste. Er fühlte sich schon viel besser. Samu tat aber auch alles dafür, dass er nicht immer wieder in dieses Loch fiel, wenn sie von Lenja zurück kamen. Auch gesundheitlich, ging es ihm viel besser, als in den Tagen, als sie im Krankenhaus waren. Die machten ihn immer kränker, als er es eigentlich war. So zumindest, hatte Riku dieses Gefühl. In seinem eigenen Haus, ungestört und mit seinem Mann, klappte das gesund werden schneller. Die blauen Flecken, waren zwar immer noch sehr deutlich zu sehen und würden es wohl auch noch einen Moment, doch grosse Schmerzen, hatte er nicht mehr. Ausser bei festem Druck. Die restlichen paar Tage, bis Weihnachten, flogen richtiggehend davon.

Es war Heiligabend. Samu und Riku, wollten sich gerade auf den Weg zu Lenja machen, als Samus Telefon klingelte. „Guten Morgen Frau Koskinen.“ Rikus Herz machte einen Aussetzer. „Wir sind eigentlich auf dem Weg ins Krankenhaus.“ Stille. Samu hörte gebannt zu, was Frau Koskinen ihm sagte. „Das können wir, überhaupt kein Problem.“ Samu strich über Rikus Wange, als er sah, wie dessen Gesichtsfarbe etwas blass wurde. „Wir werden in etwa einer halben Stunde dort sein. Bis gleich.“ Riku sah ihn fragend an. „Wir treffen Frau Koskinen in der Cafeteria, bevor es zu Lenja geht. Sie will dringend mit uns sprechen.“ Riku atmete tief durch. „Es wird alles gut, Rik.“ - „Und wenn nicht?“ Samu drückte Riku an sich. „Wir müssen einfach daran glauben, Schatz.“ Samu hoffte, dass endlich alles ein Ende hatte. Er konnte nicht mehr länger, für sie beide stark sein. Es laugte Samu aus.
Eine halbe Stunde später, sassen Samu, Riku und Frau Koskinen, gemeinsam in der Cafeteria, jeder mit einem Kaffee in der Hand. „Ich bin froh, konnten wir uns gleich noch vor den Feiertagen treffen.“ Frau Koskinen war freundlich wie immer. Sie sah sehr zufrieden aus, fand Riku. Deuten, konnte er ihren Gesichtsausdruck, jedoch nicht. Riku sah Frau Koskinen erwartungsvoll an, als sie eine gefühlte Ewigkeit, nichts sagte. Alles kribbelte unangenehm in ihm. Er wusste, dass es um Lenja gehen musste. Ob es gut oder schlecht war, konnte er nicht erahnen. „Wie geht es der kleinen Lenja?“ Erkundete sich Frau Koskinen erst einmal. „Für ihre Verhältnisse sehr gut. Lenja ist eine Kämpferin und nimmt wacker an Gewicht zu. Wir hoffen, dass sie nach den Feiertagen endlich mit der Flasche gefüttert werden kann.“ Riku erzählte es mit einer solchen Normalität und dem gewissen Stolz in der Stimme, wie dies ein Vater tun würde. „Das klingt doch gut.“ Frau Koskinen lächelte. „Wie sie ja wissen, habe ich alle Hebel in Gang gesetzt, um zum Wohl des Kindes, eine schnelle Entscheidung zu erlangen.“ Frau Koskinen machte eine Pause. „Zuerst einmal, der Brief, von der Mutter von Lenja, wurde rechtlich anerkannt. Dazu brauchte es nicht viel. In manchen Fällen, wie zum Beispiel bei einem Testament, braucht es nur eine Unterschrift. Dieser Brief, wird als eine Art Testament angesehen. Es war also ihr letzter Wille. Weshalb rechtlich und juristisch, ihrem Familienglück, nichts mehr im Wege steht.“ Samu umfasste Rikus Hand und drückte sie. Sie war kühl und zitterte leicht. „Und welches ist die schlechte Nachricht?“ Rikus Stimme war leise. Er wollte es gar nicht hören. Es kam bestimmt noch ein Aber. Kam immer, nach solchen Neuigkeiten. „Die gibt es nicht. Denn ich habe noch eine zweite gute Neuigkeit für sie beide. Durch die Tatsache, dass der Brief als Testament angesehen wurde und sie beide als Adoptiveltern anerkannt wurden, wird ihnen Lenja zugesprochen. Da gewichtet das Wohl des Kindes und der letzte Wille der Mutter doppelt. Weshalb es auch so schnell ging.“ Riku entwichen erst einmal alle Gesichtszüge, bevor es ihm Tränen in die Augen jagte. Auf diese Worte, hatte er die letzten Tage gehofft. Jedes Mal, wenn er Lenja ganz nah bei sich spürte, hoffte Riku so sehr, dass diese ganze Geschichte, doch noch ein gutes Ende nehmen würde. Samu zog Riku an sich, der seinen Tränen nicht stand halten konnte, während Frau Koskinen ihre Unterlagen aus der Tasche holte. „Ein paar Unterschriften von ihrer Seite her und Lenja ist offiziell ihre Tochter.“ Frau Koskinen, schob die Formulare über den Tisch. „Einfach so?“ Nahm es Samu wunder, als er seine Unterschrift darunter gesetzt hatte. Es war immer noch speziell, den Nachnamen Rajamaa, hinter seinen Namen zu schreiben. „Fast, ja. Neben den formellen Dingen, die hiermit erledigt sind, wird ihre Wohnsituation geprüft und sie müssen noch ein paar Auflagen durchlaufen. Die kommen nicht von mir, aber wir müssen sie durchziehen.“ Samu nickte. „Und was sind das für Auflagen?“ Er hielt Riku immer noch im Arm, der noch nicht im Stande war, seine Unterschrift unter die Schriftstücke zu setzen. Alle Anspannung, fiel gerade von ihm.
„Der Umgang mit Lenja, bei ganz alltäglichen Dingen, wie Wickeln, Anziehen, die Flasche geben, wenn sie denn alleine trinken kann und Baden, müssen einmal von mir beurteilt werden, damit ich einen Bericht schreiben. Ich bin mir jedoch sicher, dass sie beide das mit Bravour meistern werdet.“ Frau Koskinen lächelte aufmunternd. „Einen Test quasi?“ Samus Blick war kritisch. „Ich kann leider nicht alles beeinflussen.“ Sah Frau Koskinen ihn entschuldigend an. „Wir machen alles. Hauptsache, wir dürfen Lenja nachhause nehmen.“ Riku hatte sich wieder gefangen und von Samu gelöst. Frau Koskinen nickte. Er nahm den Stift und setzte seine schwungvolle Unterschrift unter alle Dokumente. Tief atmete Riku durch und schob sie Frau Koskinen zu. „Das dachte ich mir schon. Wenn Lenja dann so weit ist, dürfen sie das. Bis dahin, haben sie noch etwas Zeit, um sich auf ein Leben mit einem Kind, vorzubereiten. Was heisst, dass sie einige Anschaffungen machen müssen. Genau wie ein Paar, dass ein Kind erwartet. Nur mit etwas weniger Zeit dazwischen.“ Informierte Frau Koskinen sie weiter. „Wir werden das alles, so schnell wie möglich erledigen, dass Lenja nicht länger als nötig im Krankenhaus bleiben muss. Ich werde mich, in der Zeit, zwischen Weihnachten und Silvester, noch einmal bei ihnen melden, um einen Termin zu vereinbaren. Das wird kein grosser Zeitraum mehr sein. Schaffen sie das?“ Samu sah zu Riku. „Mit Links.“ Gab dieser zur Antwort. „Wir haben die Genehmigung, in die Wohnung zu gehen, in der Lenjas Mama wohnte. Da sie keine Verwandten hat und wir nun für Lenja zuständig sind, werden wir wohl die Anschaffungen mit zu uns nehmen, die Lara schon getätigt hat.“ Samu und Riku, hatten das zusammen besprochen und sich bei der Polizei informiert. Die Wohnung sollte ohnehin geräumt werden, damit sie weiter vermietet werden konnte. Es lag in den Händen der Polizei, die froh ist, wenn ihnen da etwas abgenommen wurden. Samu und Riku, konnten sich bloss noch nicht dazu aufraffen, hin zu gehen. „Dann schauen wir mal, was Schwester Elsa heute über den Gesundheitszustand von Lenja sagt, damit wir eine gewisse Vorstellung haben, wann die Kleine nachhause kann.“ Was für ein schönes Wort ´nachhause´, ging es Samu durch den Kopf. Sie würden zwar noch einiges zu tun haben, aber für Lenja, war ihnen keine Mühe zu gross. Zumal sie jetzt sicher und schwarz auf weiss bestätigt, ihre Tochter war. „Dann wollen wir doch mal nach dem kleinen Glückspilz sehen. Ich muss mich noch kurz mit Schwester Elsa unterhalten, um sie über ein paar Dinge zu informieren.“ Riku sprang beinahe von seinem Stuhl auf. Was für ein Weihnachten. Samu und Riku, hatten eben ihr schönstes Weihnachtsgeschenk bekommen.

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