Kapitel 72

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Samu konnte heute die Papiere und alle Dokumente für Lenja abholen gehen, die nun endgültig bescheinigen, dass sie ihre Tochter ist. Das war Lenja schon lange, doch jetzt endlich auch auf dem Papier und ganz offiziell. So, dass sie auch mit ihr verreisen konnten. Samu wollte diesen Zeitpunkt zum Anlass nehmen, um noch etwas in die Wege zu leiten. Riku und er, hatten in den letzten Wochen immer wieder mal darüber geredet. „Samu, was führt dich zu mir? War irgendwas im Meeting nicht in Ordnung?“ Samu ging zu Mikko ins Büro. „Nein, nicht direkt. Also eigentlich gar nicht. Alles gut.“ Mikko sah Samu fragend an. „Du willst dieses Jahr nicht arbeiten?“ Samu schüttelte den Kopf. Erstaunt darüber, wie gut ihn Mikko kannte. „Du hast es schon vor mir gewusst. Habe ich Recht?“ Mikko lächelte nur nickend. „Alles in mir sträubt sich dagegen. Auch wenn ich vielleicht sollte, es fühlt sich einfach nicht richtig an.“ Mikko konnte Samu verstehen. Dieses Mal sogar als Manager. „Ich denke, die Fans und auch alle anderen, können es verschmerzen. Du und auch die Band, ihr habt letztes Jahr genug getan, um nun ein Jahr Pause zu machen.“ Samu war froh, über Mikkos Verständnis, auch wenn er eigentlich damit gerechnet hatte. Mikko war in den letzten Jahren auch deutlich entspannter geworden. Um genau zu nehmen, seit er nicht mehr immer darauf achten musste, was an die Öffentlichkeit durchsickerte. „Eigentlich bin ich gar nicht deswegen hier.“ Lenkte Samu das Thema wieder auf den eigentlichen Grund, weshalb er bei Mikko war. „Habt ihr Zeit, heute Abend vorbei zu kommen?“ Samu wusste, dass er damit seinen Mann vor vollendete Tatsachen stellen würde, mal wieder, aber dafür kaufte auch Samu für das Nachtessen ein. „Ich denke, dass sollte einzurichten sein. Gibt es einen bestimmten Grund?“ Samu schmunzelte nur. „Vielleicht. Und wenn es bloss der einfache Grund ist, mal wieder mit Freunden zusammen zu sitzen und unsere grosse Maus zu sehen.“ Mikko wusste, dass es sicher noch sonst etwas gab, beliess es aber dabei. „Ich gebe dir Bescheid, wenn Liisa es weiss.“ Samu nickte und verabschiedete sich von Mikko. Samu hatte sich noch mit Sami verabredet. „Hey Grosser, was gibt es so Dringendes?“ Sami musterte seinen Freund. „Was ist los? Ist etwas passiert?“ Samu schüttelte den Kopf. „Du weisst, du bist mein bester Freund. Das warst du schon immer, auch als Riku in mein Leben stolperte.“ - „Das weiss ich. Samu, du machst mir Angst.“ Sami nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Tut mir leid. Wärst du sehr enttäuscht, wenn wir Mikko als Paten Onkel nehmen? Wir haben lange darüber geredet und…“ - „Würdest du mal die Luft anhalten?“ Sami stoppte Samu in seinem Redefluss. „Darüber, machst du dir solche schweren Gedanken?“ Samu zuckte mit den Schultern. „Samu, das ist völlig in Ordnung für mich. Unsere Freundschaft definiert sich nicht darüber, ob ich nun Paten Onkel von Lenja werde oder nicht. Unterstützen, werde wir euch so oder so. Aber ganz ehrlich, kommt mir das ein kleines Bisschen entgegen, jetzt, da wir selber noch einmal ein Baby bekommen. Mikko und Liisa sind perfekt für euch.“ Sami klopfte Samu auf die Schulter. Samu war erleichtert. Die beiden Freunde, unterhielten sich noch eine Weile. Vollbepackt für das Nachtessen, fuhr Samu wieder nachhause.

„Ich bin wieder Zuhause!“ Schloss Samu die Tür hinter sich. „Wir sind im Wohnzimmer.“ Drang Rikus Stimme zu ihm. „Ich bin gleich bei dir.“ Samu ging mit den Tüten in die Küche. „Was hast du denn mit all den Einkäufen vor?“ Riku wusste nicht, dass es schon wieder nötig war, wieder einkaufen zu gehen. „Wir haben heute Abend Besuch.“ Samu sah entschuldigend zu Riku ins Wohnzimmer. „Und wer kommt?“ Riku hatte sich an Samus Spontaneität gewöhnt. „Mikko und Liisa mit den Kindern.“ - „Geht es vielleicht um das Thema, über das wir die letzten Tage geredet haben?“ Samu nickte. Er hasste seine sprunghafte Art und wie er Riku damit immer vor vollendete Tatsachen stellte. „Komm mal her.“ Riku streckte seine Hand nach Samu aus, die kurz darauf, auch von dessen Hand umfasst wurde. „Tut mir leid.“ - „Das muss es nicht. Ich kenne dich nicht anders.“ Riku küsste Samus Haare. „Hast du denn mit Sami gesprochen?“ - „Gleich, nach dem ich bei Mikko war.“ Samu liess seine kratzige Wange, an der von Riku entlang gleiten. „Lass mich raten, er hat es verstanden?“ Samu nickte. „Habe ich es dir nicht gesagt?“ Samu verdrehte die Augen, dass es Riku ein Lachen entlockte. „Mein Süsser.“ Riku gab Samu schmunzelnd einen Kuss. „Ich freue mich auf heute Abend!“ Ein weiterer Kuss, traf Samus Lippen, bevor er seinen Kopf auf Rikus Brust legte. „Hey meine Süsse.“ Samu gab Lenja, die dort lag, einen Kuss. „Wie war es?“ Nahm es Riku nun doch noch wunder, wie das Meeting war. „Viele Informationen und Dinge über die ich mir Gedanken machen muss und wir reden müssen.“ Samu sog Rikus Duft in sich auf. „Was genau? Sprich mit mir, Samu.“ Riku gab Lenja einen Kuss und legte sie in ihr geliebtes Kuschelnest. „The Voice will mich wieder. Ich weiss nicht, ob ich das dieses Jahr schon über mich bringen kann, euch beide, für eine so lange Zeit, immer wieder alleine zu lassen. Ich weiss, dass du das hin bekommen würdest, aber...“ Rikus Lippen, brachten ihn zu Schweigen. „Genau für diese Aussage, liebe ich dich noch mehr und gibt mir die Sicherheit, die ich brauche, um dir deine Freiheiten zulassen, damit du dem nach gehen kannst, was du liebst.“ Liebevoll, lächelte er Samu an. „Denk darüber nach und sag mir, wie du dich entschieden hast. Wir werden es hin bekommen, egal wie du dich entscheidest.“ Mit was er diesen unglaublichen Menschen verdient hatte, nach allem, was er Riku an tat, wusste Samu nicht. „Was noch?“ Wechselte Riku das Thema. „Es sind jede Menge Interview Anfragen rein gekommen, was das öffentliche Leben von unserer Liebe und Beziehung, mit sich bringt.“ Samu stand auf und holte das Magazin, in welchem sie abgebildet waren. Für Riku war es wie ein Deja vu. Die Bilder sahen aus wie die, die damals von ihnen und Emmi gemacht wurden. Es waren jedoch ganz deutlich neue Bilder. „Die sind gut getroffen“, sagte Riku darauf das Selbe, wie Samu davor. „Das habe ich Ville und Kai auch gesagt.“ Samu fing an zu lachen. Riku atmete tief durch. „Was ist?“ Samu konnte Rikus Blick nicht wirklich deuten, wie er die Bilder an sah. „Eine solche Reaktion, hätte ich mir schon damals erhofft. Tut mir leid, ich will das nicht wieder aufwärmen.“ Samu küsste Rikus Schläfe und hielt einen Moment so inne. „Ich hatte auch das Gefühl, als würde ich es noch einmal erleben, als Ville und Kai mir das Magazin zeigten. Mit dem Unterschied, dass sie nicht wütend waren, wie Mikko damals.“ - „Musst du für die Interviews weg aus Finnland?“ Wollte Riku nach einer Weile, in der er Samus Nähe genoss, wissen. „Da sind wir uns noch nicht einig. Ville und Kai meinten, es wäre gut, wenn ich mich bei einigen persönlich blicken lassen würde. Es gehen wieder einmal Trennungsgerüchte durch die Medien.“ Samu zuckte mit den Schultern und seufzte frustriert. „Dann mach es. Das wird alle beruhigen, bis wir selber wissen, wie es weiter geht.“ Riku hatte sich dicht hinter Samu gestellt, der am Fenster stand und nach draussen sah. „Das wird bestimmt nicht ewig dauern. So können wir gleich mal sehen, wie es sich so anfühlt, wenn du nicht da bist und du uns nicht um dich hast.“ Riku küsste Samus Nacken. „Es fühlt sich allein beim Gedanken daran, scheisse an.“ Samu spürte Rikus Grinsen an seinem Nacken, wo sich Riku immer noch entlang küsste. Samu wusste, dass ihm seine Worte gefielen. „Wir werden es alle drei überstehen. Es wird Zeit, dass wieder etwas Normalität in unseren Alltag kommt. Lenja muss sich daran gewöhnen, dass unser Alltag etwas anders verläuft, als bis jetzt immer.“ Samu atmete tief durch und drehte sich zu Riku um, der ihn in den Arm schloss. „Wir nehmen einfach eines nach dem anderen. Geniessen so viel gemeinsame Elternzeit, wie möglich und trauern nicht der Zeit hinter her, die wir nicht zusammen verbringen können. Lenja wird dich nicht vergessen. Sie hat eine so tolle Bindung zu dir aufgebaut, die so schnell nicht wieder dahin ist. Niemand, wird es uns übel nehmen, wenn wir nicht gleich wieder senkrecht in den normalen Berufsalltag starten. Lenja ist noch so klein und wird erst zwei Monate alt. Es war doch gerade eben erst der Tag, an dem Lenja regulär hätte zur Welt kommen sollen.“ Das war schon erstaunlich, wenn Riku darüber nach dachte. Da wurde die kleine Maus schon bald zwei Monate und sollte eigentlich eben erst zur Welt gekommen sein.
Doch ohne das Schicksal, das sie an diesem Tag nachhause schickte und Lara ebenfalls unterwegs sein liess, wären sie jetzt nicht die Papas, von diesem süssen Mädchen. Die kleine Süsse, machte es, in den acht Wochen, welche sie schon alt war, so toll, als wäre der Start ins Leben, nicht so voller Stress und Strapazen gewesen. Riku war so stolz auf Lenja. Genau so, auch auf sich und Samu. Sie meisterten das alles, als wäre es das Einfachste der Welt, ein Kind gross zu ziehen. Dazu auch noch ein fremdes Kind. Weshalb es Riku auch keine Angst machte, wenn wieder die Arbeit auf Samu und irgendwann auch auf ihn selber, zu kam. „Wir werden das schaffen, wie wir alles andere geschafft haben. Dann werden wir eben, dieses Jahr, noch kürzer treten, um dann nächstes Jahr, wenn Lenja ein Jahr alt ist, wieder mehr zugeben.“ Samu hatte keine Ahnung, wann Riku innerlich so gewachsen war und sich nicht mehr um alles, was in Zukunft auf sie zu kommen könnte, Sorgen machte. Es gefiel ihm. „Wo ist bloss mein sorgenvoller Mann hin?“ Samu lächelte und küsste sich über Rikus Wange. „Der ist immer noch irgendwo da. Aber ich weiss jetzt, dass alles noch schlimmer kommen kann, als man es sich vorstellt und darüber Sorgen macht. Also kann ich es auch gleich lassen, mir über die entfernte Zukunft Sorgen zu machen und stattdessen das hier und jetzt, mehr geniessen.“ Samu legte seine Hände an Rikus Wangen. „Du bist so verdammt süss, weisst du das? Und ich liebe dich, für all deine Eigenschaften.“ Samu küsste Rikus Lippen, was diesen dahin schmelzen liess. „Ich schreibe morgen mal den Jungs, damit wir mit ihnen zusammen sitzen können, um zu schauen, was dieses Jahr läuft. Damit ich genaueres bei den Interviews erwähnen kann.“ - „Irgendetwas bedrückt dich doch noch?“ Riku strich eine Haarsträhne aus Samus Stirn. „Kai hat gemeint, dass bei den Interviews, wohl mehrheitlich Fragen über unser Privatleben gestellt werden.“ Riku legte den Kopf schräg und musterte Samu. „Wir waren doch jetzt ohnehin sehr offen mit unserem Privatleben. Das wirst du schon hin bekommen.“ Ein sanfter Kuss, landete auf Samus Lippen. „Du wusstest schon immer, was an die Öffentlichkeit gehört und was nicht. Das wirst du auch jetzt noch wissen und das Richtige tun. Ich vertraue dir da voll und ganz.“ Es war ein unglaubliches Gefühl, wie sie jetzt endlich in eine Richtung gingen und an einem Strang zogen. Samu nickte nur, gab Riku einen Kuss und ging zu Lenja, die ihre Anwesenheit zu Tage trug. „Na meine Süsse?“ Samu sah seine Tochter mit einem Lächeln auf den Lippen hoch. „Wir drei bekommen das hin. Aber der Papa wird noch damit warten, ganz lang von meinen beiden Lieblingsmenschen getrennt zu sein.“ Samu küsste Lenjas Wange. „Deine zwei Lieblingsmenschen, freuen sich darüber.“ Riku stellte sich dicht neben Samu und liess seine Hand, am Rücken, unter dessen Pullover verschwinden. Samu schloss die Augen und lehnte seinen Kopf gegen den von Riku. „Die Welt wird ein Jahr ohne uns überleben.“ Riku fing an zu grinsen und nickte. „Werden sie. Wenn wir ein Jahr ohne einander überstanden haben, dann werden die das auch hin bekommen.“ - „Also sind wir uns einig?“ Samu sah zu Riku, der über Lenjas Rücken strich. „Keine Konzerte und keine Fernsehshows.“ Samu legte den Arm um Riku und zog ihn dicht an sich heran. „Dafür ganz viel Familienzeit. Das klingt wunderbar!“ Samu hätte niemals gedacht, dass er das einmal sagen würde. Doch jetzt, nach den Wochen, seit Lenja bei ihnen ist, wusste Samu, dass es richtig war. Alles andere, wenn er auch nur darüber nach dachte, fühlte sich falsch an.

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