Kapitel 118

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Riku hörte Samu leise fluchen. Sie waren dabei zu gehen, um Lenja abzuholen. „Alles gut, Schatz?“ Samu brauchte nicht mal was zu sagen, damit Riku wusste, dass er ihm gleich etwas beichten musste. Sein Blick war so schuldbewusst, dass er einem fast leid tun konnte. Aber eben nur fast. Riku wusste ganz genau, dass Samu sein Versprechen, Lenja gegenüber, nicht halten würde. Wahrscheinlich sogar mehrere davon. An Riku blieb es dann wieder hängen, seiner Tochter das zu erklären. „Du kommst nicht mit, Lenja abzuholen?“ Wut stieg in Riku hoch. „Doch, ganz kurz. Danach muss ich...“ Wollte Samu etwas sagen. „Dann lass es ganz bleiben, Samu. Lenja braucht dich nicht für fünf Minuten. Sondern eigentlich für fünf Wochen oder mehr. Wenn du deine Tochter, mal wieder, enttäuschen musst, dann tue es nicht so, dass sie dich kurz hat und dann gleich wieder nicht mehr.“ Riku steckte das Handy in die Tasche und griff nach seinem Schlüssel. „Warum ich gehen muss und wann ich wieder komme, willst du nicht wissen?“ Samu klang vorwurfsvoll. „Ganz ehrlich? Nein. Es ist mir scheiss egal, was wieder wichtiger ist, als deine Familie. Und es ist mir auch egal, wann du wieder kommst, dass verkraftet Lenja besser, als wenn ich ihr wieder leere Versprechen mache. Weisst du eigentlich, was du deiner Tochter an tust?“ Riku war laut geworden. Was selten vor kam. Aber wenn es um Samu ging, immer häufiger der Fall war. „Komm mir jetzt nicht, mit irgendwelchen Erklärungen. Davon, habe ich schon zu viele gehört. Es geht immer irgendwie nicht, wegen irgendwas. Und deine Familie muss das akzeptieren, weil du dadurch unseren Lebensunterhalt verdienst. Schon klar, Samu.“ Mit diesen Worten, knallte die Tür ins Schloss. Kurz darauf knallte die Tür von Rikus Auto und er fuhr mit quietschend Reifen davon. Riku war so wütend auf Samu, dass er Acht geben musste, nicht wie ein Wahnsinniger durch die Strassen zu rasen. Lenja brauchte ihn, denn auf Samu war keinen Verlass mehr.
„Papa Samu!“ Kam Lenja aus der Tür gestürmt, kaum hörte sie das Auto. Riku hörte sie, bevor er die Autotür öffnete. Tief atmete er durch und stieg aus. Als Lenja ihn sah, steuerte sie um das Auto herum, da sie Samu auf der anderen Seite erwartete. Mikkos Blick, der Rikus suchte, war fragend. Riku schüttelte bloss den Kopf. „Wo ist Paps? Du hast doch versprochen, dass er mit kommt.“ Genau so war es, er war immer der Idiot, der seine Tochter enttäuschen musste. „Das dachte ich auch, aber...“ Wie sollte er seiner Tochter auch erklären, dass Samu schon wieder weg musste. „Ich will aber, dass Paps kommt und mit mir in den Zoo geht.“ Lenjas Tränen strömten aus ihren blauen Augen. „Du hast es mir versprochen.“ Riku, der vor seiner Tochter kniete und versuchte, sie zu besänftigen und alles zu erklären, liess das Gesicht in seine Hände sinken. „Ich weiss Lenja. Ich hätte mich auch gefreut, wenn er hier geblieben wäre.“ Seine Augen waren genau so mit Tränen gefüllt, wie die seiner Tochter, als Riku wieder auf sah. „Hat Papa uns denn nicht mehr lieb?“ Lenja fiel Riku schluchzend um den Hals. „Doch Schatz. Samu hat dich noch lieb.“ Riku hob Lenja, die sich, wie ein kleines Äffchen an ihn klammerte, auf seine Arme und stand auf. „Möchtest du rein kommen und reden.“ Riku schüttelte den Kopf. „Es gibt nichts zu reden. Es ist, wie es immer war und wahrscheinlich sein wird. Wir müssen uns wohl einfach damit abfinden.“ Liisa schüttelte bloss den Kopf und ging zurück ins Haus, um Lenjas Sachen zu holen. Sie hätten dem Kerl am liebsten den Hals umgedreht. „Wenn du reden willst, du weisst, wir sind für dich da. Oder, wenn du mal Zeit für dich alleine brauchst.“ Riku sah Mikko dankbar an. „Ich kann sie jetzt nicht auch noch alleine lassen.“ Liisa hatte die Sachen in Rikus Auto verstaut und gab Lenja ihr Einhorn. „Das würde sie verstehen. Fahrt doch ein bisschen zusammen weg. Eine andere Umgebung, würde euch beiden gut tun.“ Liisa küsste Lenjas Kopf. „Ich werde sehen, was sich machen lässt, dass sich was ändert.“ Mikko klopfte Riku auf die Schulter. „Danke! Ich melde mich, falls wir weg fahren.“ Liisa und Mikko nickten. „Ich hab dich lieb meine Süsse.“ Mikko küsste Lenjas Wange, die nass war von den Tränen. Riku liess es das Herz schwer werden, als Lenja die ganze Fahrt über, leise in ihr Einhorn schluchzte.

Zuhause, holte er sie aus ihrem Sitz. „Weisst du was? Der Papa hat eine Idee. Wie wäre es, wenn wir zwei ins Mökki fahren und dort ein bisschen Baden und im Wald Spazieren gehen und ganz viel andere tolle Dinge machen?“ Lenja hatte sich, kaum hob Riku sie aus dem Sitz, an ihn gedrückt. Jetzt sah sie ihn, mit ihren verweinten Augen an. „Würde dir das gefallen?“ Riku strich ein paar Haarsträhnen aus Lenjas Gesicht. Sie überlegte und drückte noch einmal ihr Gesicht in das Einhorn. Erst dann, nickte sie zaghaft. Riku lächelte sie liebevoll an. „Dann packen wir gleich unsere Sachen und fahren los.“ Lenja nickte und schmiegte sich wieder an ihren Papa.
„Lauf schon mal hoch und such dir raus, was du mit nehmen willst.“ Riku stellte Lenja auf ihre Füsse und ihren Rucksack in den Flur. Er brauchte einen Moment für sich. „Ich bin gleich bei dir, Maus.“ Mit einem Kuss auf ihren Haaren, ging Lenja nach oben.
Riku ging in die Küche und atmete erst einmal tief durch. Das durfte alles nicht wahr sein. Es fühlte sich an, wie ein schlechter Traum und gleichzeitig so real, dass es keiner sein konnte. Erst auf den zweiten Blick, sah Riku den Zettel, der auf der Anrichte lag.
•Rik, es tut mir leid. Ich weiss, dass du das weder hören, noch lesen willst, weil ich dir und Lenja was versprochen habe. Du hasst mich, noch mehr als in letzter Zeit ohnehin schon, das ist mir klar. Es ist...wichtig seid eigentlich ihr...Wenn ich wieder zuhause bin, dann fahren wir weg. Nein, ich schreib jetzt nicht, versprochen. Ich sollte in einer Woche wieder hier sein. Ich liebe dich Schatz.•
Riku wischte sich übers Gesicht. „Dada, bin fertig.“ Er würde später was dazu schreiben. Riku ging nach oben und brachte tatsächlich ein Schmunzeln zustande.
„Gut, dass wir ein grosses Auto haben.“ Musste Riku nun doch lachen. „Ich nehme an, die Kleider fehlen noch.“ Lenja nickte. „Na dann wollen wir mal schauen, was wir einpacken. Wir können ja waschen im Mökki.“
Zwei Stunden später, hatte Riku ihre Sachen im Auto verstaut und sie waren bereit zu fahren. „Lenja, bist du bereit?“ Die Fenster waren geschlossen und die Fensterläden ebenfalls. „Süsse?“ Riku musste ohnehin noch oben nachsehen, ob alles zu war. In ihrem Zimmer, war Lenja nicht. In Samu und seinem Schlafzimmer, lag sie auf dem Bett und hatte Samus Schlafshirt an ihr Gesicht gedrückt. Lenjas Atem ging gleichmäßig und ruhig. Riku schloss auch hier die Fensterläden und nahm seine Tochter auf den Arm. Das Shirt, liess Lenja nicht los, sondern drückte es noch fester an sich. „Wir nehmen es mit, keine Sorge.“ Riku drückte Lenja einen Kuss in die Haare und brachte sie ins Auto. Dann sah er noch einmal nach, ob sie alles hatten und schloss ab. „Auf geht es in den Urlaub, Maus.“
•Wir sind für eine Weile im Mökki. Ich denke, Lenja und ich, brauchen das gerade.• Schrieb Riku eine Nachricht an Mikko, als sie das Mökki erreicht hatten. Lenja, wollte gleich schon mal Baden gehen. Dafür versprach sie Riku, ihm danach mit ihren Sachen zu helfen. Lachend tollte Lenja mit ihrem Papa im Wasser herum. Genau das, brauchten sie jetzt. Am Abend, fiel Lenja völlig geschafft ins Bett und schlief sofort, während ihr Papa noch draussen am Wasser sass und grübelte. Über das Warum, dass sie immer wieder in diese Spirale rutschten. Warum sie dies nicht hin bekamen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, wie dies andere, unteranderem ihre Freunde, auch taten. Irgendwann, mitten in der Nacht, ohne Lösung, krabbelte Riku zu seiner Tochter ins Bett, um noch eine Mütze Schlaf zu bekommen.
„Dada, dein Telefon macht die ganze Zeit Musik.“ Lenja tippte ihren immer noch schlafenden Papa mit dem Finger an. Verschlafen, drehte dieser sich zu ihr und hatte sogleich ein Lächeln auf dem Gesicht. „Meine grosse Maus ist ja schon wach. Wolltest du denn nicht noch etwas mit dem Papa Kuscheln.“ Schneller als Lenja reagieren konnte, hatte Riku sie zu sich ins Bett gezogen, was sie mit einem Lachen quittierte. Ein Kuss, landete auf Rikus Wange, bevor Lenja ihren Kopf auf seiner Brust ablegte. „Hast du gut geschlafen, Süsse?“ Lenja nickte. „Was hast du von meinem Telefon gesagt?“ Wollte Riku dann doch wissen, da es nicht ganz bei ihm an kam. „Es macht die ganze Zeit Musik. Vielleicht ist es ja Paps?“ Zweites war mehr eine Frage. „Der arbeitet. Ich sehe gleich nach.“ Riku drückte Lenja einen weiteren Kuss in die Haare. „Ich hole es dir.“ Lenja krabbelte von Riku und rannte ins Wohnzimmer. „Danke!“ Lenja kuschelte sich noch einmal zu Riku unter die Decke, während Riku die Nachricht öffnete. Sami hatte ihm geschrieben.

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