Kapitel 113

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Samu sollte bereits seit zwei Stunden Zuhause sein. Riku hatte noch nichts von ihm gehört. Auf seine Nachrichten oder Anrufe, reagierte Samu nicht. Eine unangenehme Unruhe, machte sich in Riku breit. Nicht einmal ein Anruf, um ihm nur kurz zu ihrem Ehrentag zu gratulieren oder dergleichen. Es war ihm doch nichts passiert?
Riku wollte gerade noch einmal Samus Nummer wählen, da klingelte sein Handy und dessen Name blinkte auf. „Samu endlich. Ich dachte schon, dir sei etwas passiert. Hat dein Flug Verspätung oder weshalb bist du noch immer nicht zuhause? Wir wollten doch feiern.“ Ein Räuspern am anderen Ende der Leitung, liess Riku stutzig werden. „Samu?“ Stille. „Rik...Schatz...“ Das klang nicht gut. Wenn Samu so anfing, hatte er etwas ausgefressen. Er würde doch wohl nicht...In Rikus Innern, zog sich alles unangenehm zusammen. „Ich habe es vergessen. Tut mir leid.“ Es war Riku, als hätte ihm jemand eine geknallt. „DU HAST WAS?“ Riku konnte es nicht fassen. Noch vor drei Tagen, hatten sie darüber gesprochen und da hatte Samu ihm ganz klar gesagt, dass er hier sein wird. „Ich habe aus Versehen die Termine auf heute gelegt und...ich...“ Samu wusste, dass er sich eine weitere Entschuldigung sparen konnte. Riku war fassungslos und schmiss Samu aus der Leitung. Er hatte alles für sie beide vorbereitet. Jedes Jahr, durfte Lenja an dem Tag zu Mikko und Liisa, damit sie ihren Tag, an dem sich der Kreis schloss, feierlich zelebrieren konnten. Dabei sah er immer etwas anders aus. Doch eines blieb. Viel verwöhnen und sich gegenseitig Liebe schenken, was im Trubel des Alltags, immer mal wieder unter ging. Der Tisch unter der grossen Eiche, war schon gedeckt. In seiner Wut, schmiss ihn Riku um. Aus Versehen. Wie konnte man aus Versehen die Termine auf den eigenen Hochzeitstag legen? „Ich hasse dich, Samu Haber.“ Schrie Riku durch die Stille an ihrem See. Nach dem er eine Weile, aus Frust und Enttäuschung weinte, fuhr Riku zu Mikko, um Lenja abzuholen. Den Tag, konnte man abhaken.
„Was ist los? Was machst du hier?“ Mikko sah ihn fragend an. Wenn Riku so aussah, wie er es tat, musste Samu daran Schuld haben. Zu oft, hatte er Riku, so gesehen. „Ich komme meine Tochter abholen.“ Liisa kam aus der Küche, als sie Rikus Stimme hörte. „Was ist passiert?“ Sie kannte Riku nur zu gut, dass etwas passiert sein musste. „Mein egoistischer Ehemann ist passiert. Jetzt denkt er nicht einmal mehr an unseren Hochzeitstag.“ Während er das sagte, klingelte das Telefon. Riku ignorierte es. „Lenja, fertig gespielt, wir gehen nachhause.“ Mikko und Liisa sahen sich an. Das klang nicht nach dem liebevollen Vater, der Riku sonst war. „Ich hab aber noch gar nicht hier geschlafen.“ Kam Lenja die Treppe runter. „Daraus wird heute nichts. Wir gehen.“ Lenja, mit ihren dreieinhalb Jahren, hatte einen eigenen, sturen Kopf entwickelt. „Ich will aber bei Emmi und Leevi bleiben. Du hast es mir versprochen.“ Emmi verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Man kann nicht immer haben was man will. Es wird Zeit, dass du das auch mal lernst.“ Lenjas Gesichtsausdruck veränderte sich binnen Sekunden. „Ich hasse dich.“ Stapfte sie davon, zurück in Emmis Zimmer. Diese folgte ihr, da sie alles mit angehört hatte. So hatte Emmi ihren Onkel noch nie erlebt. „Ich hasse sie alle.“ Lenja liess sich von Emmi in den Arm nehmen. „Nein, das tust du nicht. Samu und Riku lieben dich. Genau so, wie du sie lieb hast.“ Emmi strich über die braunen Locken. „Samu hat mich nicht mehr lieb, weil er nie da ist. Deshalb ist Riku traurig und oft wütend.“ Lenja drückte ihr Gesicht in ihr Einhorn. „Das stimmt doch nicht, dass Samu dich nicht lieb hat. Er arbeitet einfach zu viel. Aber Riku wird schon dafür sorgen, dass Samu bald wieder mehr Zeit hat für dich. Für euch beide. Sonst wird es mein Papa tun.“ Emmi war die perfekte grosse Schwester, die Lenja nicht hatte, aber in der jetzigen Situation brauchte. 

Noch frustrierter als ohnehin schon, raufte sich Riku die Haare. Genau das, wollte er immer vermeiden. Das Lenja ihm, mit ihren erst dreieinhalb Jahren, diese Worte an den Kopf knallte. Das sie irgendwann kommen würden, dass wusste Riku. In der Pubertät, würde jedoch reichen. „Lass deinen Frust über Samu, nicht an deiner Tochter aus.“ Herrschte ihn Liisa an. Riku knallte das Handy, welches erneut klingelte, auf den Tisch und ging nach oben. „Ich hab dich lieb meine Grosse.“ Riku küsste Emmis Haare, die aus dem Zimmer ging, um die beiden allein zu lassen. „Es tut mir leid, Maus.“ Riku setzte sich zu Lenja auf den Boden, strich ihr sanft über den Rücken und küsste ihre braunen Locken. Fest umklammerte Lenja ihr Einhorn, welches Samu nach einer der ersten Tour, nach ihrer Geburt, wie so viele andere, mit brachte. Lenja war total verschossen in dieses Einhorn und seit dem, musste es überall mit hin. „Ich wollte nicht laut werden. Papa hatte Streit mit Samu und...was kein Grund ist, es an dir auszulassen. Tut mir leid, Süsse.“ Da war er wieder, der liebevolle und einfühlsame Papa. „Ich hasse dich nicht, Papa.“ Lenja fiel Riku um den Hals. „Ich weiss, Prinsessa.“ Riku drückte Lenja fest an sich. Sie war immer noch eine kleine Kuschel Maus. „Ich bringe meinen Rucksack raus und komme mit nachhause.“ Sah sie ihn an und strich Riku über die Wange. Was hatte er für ein zuckersüsses Kind. Riku nickte und ging nach unten. „Herrgott Riku, geh endlich an dein Handy. Seit du oben warst, hat es dreimal geklingelt. Immer war es Samu.“ Genau wie jetzt auch wieder, dachte Riku. „Wozu?“ Bockig wie eh und je, wenn er verletzt war. „Weil es euer Hochzeitstag ist.“ Darauf Liisa. „Genau richtig. HEUTE ist UNSER Hochzeitstag, den wir gemeinsam feiern wollten. Samu hat es mir an unserem zweiten Hochzeitstag hoch und heilig versprochen, dass wir ihn immer gemeinsam feiern werden.“ Riku ging aufgebracht im Zimmer umher. „Und es hat gerade mal zwei Jahre mehr gebraucht, damit er diesen komplett vergisst. Nicht nur einfach, aus Versehen einen Termin auf diesen Tag verschoben. Samu hat nicht einmal angerufen, um mir...uns, wenigstens einen schönen Tag zu wünschen oder der gleichen. Es kam nichts. Er hat ihn komplett aus dem Kopf gestrichen. Samu ist wieder nur noch Arbeit. Nicht mehr Ehemann oder Vater. Nur noch Samu der Geschäftsmann.“ Die Strapazen als Familie, wurden nicht weniger, sondern gefühlt, mit jedem Monat mehr. Arbeit, Ehe und Familie unter einen Hut zu bringen, schien in ihrem Fall, scheinbar unmöglich zu sein. Das erste Jahr, klappte es, da sie am selben Strick zogen und die selben Vorstellungen hatten. Das Team Rajamaa, war aus dem Takt gekommen und verlor den Rhythmus, den sie intus hatten. Das Rad lief nicht mehr rund. Die Töne, verglich man es mit der Musik, klangen falsch, weil der eine schneller war als der andere. „Lenja sieht Samu kaum mehr. Wenn er dann mal da ist, hängt sie total an ihm. Doch Samu ist zu erledigt, um sich mit ihr zu beschäftigen. Weisst du wie oft ich Lenja deswegen schon getröstet habe, weil sie denkt, dass ihr Papa sie nicht mehr lieb hat? Sie ist erst dreieinhalb und leidet unglaublich unter der jetzigen Situation. Wenn Samu nicht da ist, schläft sie oft bei mir im Bett und ist auch sonst wieder anhänglicher als sonst. Das mit dem Trocken sein, klappt auch, von einem Tag auf den anderen, nicht mehr wirklich.“ Redete sich Riku seine Sorgen von der Seele. „Hast du mit Samu darüber geredet?“ Mikko hörte ihm aufmerksam zu. „Wollte ich, wenn er denn mal nachhause käme.“ Lenja kam ins Wohnzimmer, kletterte auf Rikus Schoss und drückte sich fest an ihn. „Dada?“ Riku strich ihr über die lockigen Haare. „Ja mein Engel?“ Jeder der Riku kannte, wusste, wie sehr er seine Tochter liebte. Die ganze Situation gerade mit Samu, setzte ihm jedoch zu. „Wann kommt Paps?“ Riku atmete tief durch. „Ich weiss es nicht Lenja. Hoffentlich bald.“ Lenja drückte sich noch etwas fester an Riku. Dieser sah seine Freunde vielsagend an. Mikko schüttelte den Kopf, stand auf und verschwand in der Küche, als sein Handy in der Hosentasche vibrierte.

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