Kapitel 95

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„Ihre Tochter ist vollkommen gesund und für ihr Alter gut entwickelt. Wenn man bedenkt, dass sie zu früh zur Welt kam und keinen sehr guten Start hatte, geht es Lenja sogar sehr gut und liegt auch ihre Entwicklung in einem keinen besorgniserregenden Bereich. Im Gegenteil. Lenja wirkt sehr vital und neugierig.“ Der Arzt sah auf das kleine Mädchen, welches zufrieden am Boden auf einer Spieldecke lag und interessiert nach den Spielsachen griff. Im Gegensatz zu den Minuten, in denen sie untersucht wurde. „Das ist sie. Wir haben das Gefühl, dass sie jeden Tag etwas dazu lernt. Wir sind unglaublich stolz auf Lenja.“ Der Arzt lächelte. Er kannte die Drei, seit Lenja hier eingeliefert wurde. „Schwester Elsa, wartet noch auf euch, um euch ein paar Tipps zu geben, wie es weiter geht, mit Lenjas Ernährung.“ Samu und Riku nickten, nahmen die Unterlagen mit und hoben Lenja hoch. „Jetzt gehen wir Elsa besuchen, kleine Maus.“ Riku gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ist das schön, euch wieder einmal zu sehen! Gut seht ihr aus.“ Wurden sie von Elsa begrüsst. „Na du grosse, kleine Maus.“ Sie nahm Lenja von Riku entgegen. Ihr Lächeln, erweichte Elsas Herz. „Unglaublich, wir gross sie schon ist.“ – „Wir würden gerne zwischendurch die Zeit anhalten, dass sie uns nicht zu schnell gross wird.“ Samu entwich ein Seufzen. „Wie macht sie sich denn? Waren die Untersuchungen gut?“ Riku nickte. „Ja, der Arzt war zufrieden. Er hat auch Lenjas Lunge gründlich getestet, wegen der Lungenentzündung, die sie so früh hatte. Lenja ist putzmunter und gut entwickelt.“ Elsa nickte und setzt sich mit Lenja hin. „Ist sie denn schon Brei oder gebt ihr immer noch Milch?“ – „Sie ist neuerdings Früchtebrei. Ansonsten bekommt sie immer noch Milch. Sie war für zwei Tage bei Freunden, damit wir ungestört unseren Hochzeitstag feiern konnten und da hatte sie das erste Mal von diesem Früchtebrei. Sie liebt ihn.“ – „Das ist gut. Lenja darf nun auch Gemüsebrei zum Mittagessen bekommen. Fragt am besten eure Freunde um Rat.“ Elsa strich über die weichen Löckchen. „Wie sind die Nächte?“ – „Länger als auch schon.“ Lachte Samu. „Das wird mit jeder Woche besser. Und wenn Lenja erst Brei essen kann, kann es auch helfen, dass Lenja besser durchschläft.“ Elsa drehte Lenja zu sich um. „So eine kleine Maus warst du und jetzt schon so gross.“ Sie drückte Lenja einen Kuss auf die Wange. „Deine Papas, machen das unglaublich gut!“ Wie zur Bestätigung, quietschte Lenja freudig. „Ihr seid eine süsse Familie.“ Samu und Riku schenkten sich ein Lächeln. Das klang immer noch schön, wenn man sie als Familie bezeichnete. „Danke! Wir lieben und geniessen es! Lenja hat heute ihren ersten Pass bekommen.“ – „Das sieht man euch an. Wo geht es denn hin?“ Elsa übergab Lenja wieder ihren Papas. „Nach Deutschland, gute Freunde besuchen. Vor dem Fliegen, haben wir noch etwas Respekt. Wie das Lenja finden wird und wie sie darauf reagiert.“ – „So genau, kann ich euch das nicht sagen. Da sind alle Kinder verschieden. Genügend Ablenkung, wäre sicher von Vorteil. Und ihre Lieblingssachen, solltet ihr ins Handgepäck nehmen. Lieber zu viel, als zu wenige Dinge.“ Samu und Riku nickten. Sie redeten noch ein wenig mit Elsa, bevor sie das Krankenhaus wieder verliessen. Einen kleinen Umweg, bei Mikko und Liisa vorbei, um sich Tipps wegen dem Brei zu holen und gleich noch dafür Einkaufen zu gehen. Nach einem kleineren Chaos in der Küche, welches Lenja verschlief, hatten die Herren Rajamaa es tatsächlich geschafft, einen Vorrat an Brei und Apfelmus zu kochen, um im Tiefkühler zu lagern. Genau so, wie Liisa es ihnen geraten hat.
Das mit dem Brei essen, klappte tatsächlich gut. Lenja liebte es und öffnete bei jedem Löffel, gierig den Mund. Es wurde zwar jetzt etwas komplizierter mit dem Essen, wenn sie unterwegs waren. Aber auch das bekamen sie, mit Hilfe von Liisa, hin.

„Haben wir alles?“ Riku stand etwas ratlos vor ihrem Auto, welches vollgestopft zu sein schien. Er kontrollierte noch einmal das Handgepäck für Lenja. „Eine kleine Decke, ihr Lieblingstier, Schnuller, Kleider zum wechseln, Windeln, Feuchttücher, noch ein Tier, Schmusetuch, Milchpulver, Fläschchen…“ Zählte Riku laut für sich auf. „Riiiik?“ Drang Samus Stimme nach draussen. „Wo hast du Lenjas Kuscheltier versteckt. Sie findet es nicht wirklich cool, dass es nicht da ist.“ Samu hatte das Auto kaum erreicht, da streckte es ihm Riku schon entgegen. Samu lachte nur. Riku schnaubte. Samu kam mit Lenja nach draussen und schnallte sie im Auto fest. Riku ging nach drinnen und holte noch ihre beiden Rücksäcke. Ging noch einmal durchs Haus, um zu schauen, ob auch alle Fenster und Storen geschlossen waren. Und auch, dass nichts vergessen wurde. Tatsächlich lag noch Lenjas Musikdose herum. Kopfschüttelnd, nahm Riku sie und ging nach unten. Auch hier war alles bereit, um zu gehen. „Samu?“ Ein fragender Blick traf ihn. „Hast du alles?“ Riku hielt seinen Rucksack in die Höhe. Samu kam auf ihn zu, um nach zu sehen. Zu ihrem Glück, hatte Lenja sie heute früh geweckt und sie mussten erst gegen Mittag auf dem Flughafen sein. Knappe Zeiten, wie früher, lagen nicht mehr drinnen, mit Kind. „Alles da. Danke!“ Samu gab Riku einen Kuss und nahm ihm seinen Rucksack und Lenjas Musikdose ab. Riku selber, sah selber noch einmal in seinen Rucksack, bevor er die Haustür abschloss. Es ging jetzt also in ihren ersten Urlaub als Familie. Samu und Riku waren froh, dass sie nicht alleine waren. Wirklich weit weg, würden sie erst verreisen, wenn Lenja grösser war. Da waren sie sich einig. „Bereit?“ Samu sah fragend zu Riku. „Wenn ich nicht die ganze Zeit das Gefühl hätte, etwas vergessen zu haben, dann ja. Ich komme mir vor, als würde ich das erste mal verreisen und fliegen und überhaupt.“ Samus tiefes Lachen, erfüllte das Auto. „So viel, wie dahinten im Kofferraum ist, können wir gar nichts vergessen haben. Aber ich weiss wie du dich fühlst.“ Samu strich durch Rikus Haare und gab ihm einen Kuss.
Mit drei grossen Koffern, einem Wagen, dem MaxiCosi und einer kleinen Tasche für Lenja, kurvten die Herren durch den Flughafen. Es musste natürlich noch Stau haben. Lautes Lachen, drang ihnen entgegen, als sie etwas abgehetzt ankamen. „Nicht einmal das Kind konnte etwas ändern.“ Grinste Mikko. „Wir sind unschuldig. Der Verkehr war die Hölle.“ Samu ging nicht weiter auf Mikko ein und steuerte gleich die Gepäckaufgabe an. „Brauchst du noch etwas aus dem Koffer?“ Riku schüttelte den Kopf, als er Lenja ins MaxiCosi packte, damit sie den Wagen aufgeben konnten. Gekonnt, packte er diesen zusammen, um das Gepäckband zu legen. Lenja gefiel dieser ganze Stress ganz und gar nicht. Sie bekundete dies lautstark. „Gib her.“ Samu nahm Riku den Pass aus den Fingern und wickelte das ganze mit dem Gepäck ab, so dass sein Mann sich um ihre Tochter kümmern konnte. „Schscht, ist ja gut, Süsse.“ Riku hob Lenja auf seinen Arm. „Stress magst du immer noch nicht, was? Und dann musst du auch noch so weit unten sein und hast keine Ahnung, was hier geschieht. Das ist ja auch doof.“ Riku sprach leise mit seiner Kleinen und wiegte sie leicht hin und her, bis sie sich beruhigt hatte. Mit grossen, blauen Augen, sah sie ihn an. „Was denn? Möchtest du dem Papa was sagen? Keine Angst Süsse, wir vergessen dich nicht.“ Riku gab ihr einen sanften Kuss. „Es kann weiter gehen.“ Kam er darauf einen von Samu auf die Wange gedrückt.
„Bist du ein cleverer Kerl.“ Schmunzelte Samu, als Riku die Trage hervor holte und ihm um hängte, bevor er seinen Rucksack anziehen konnte. Die fiel ihm noch in die Hände, bevor er das Haus verliess. Hing, wie immer, an der Garderobe. Da Lenja sie immer noch heiss liebte, durfte sie nicht vergessen gehen. Gerade jetzt, hier auf dem Flughafen, gab es nichts praktischeres. Vor allem auch, da Lenja das MaxiCosi noch immer nicht so mochte und sie etwas gestresst wirkte, weil alles so neu war. „Das gefällt meinem Mädchen halt immer noch am besten.“ Samu küsste Lenjas Haare, als sie sich genüsslich quiekend an ihn kuschelte. Einmal tief durchatmen, dann wandten sie sich ihren Freunden zu und begrüssten diese endlich richtig. Nun lief alles entspannt.
Lenja verschlief ihren ersten Flug. Sie bekam noch ihr Fläschchen, dann schlief sie ein, kurz bevor sie das Flugzeug bestiegen. Samu konnte sie darauf, ohne Probleme ins MaxiCosi legen, in dem sie friedlich weiter schlummerte. In der Mitte, zwischen ihren Papas, fühlte man sich ja auch am sichersten, wenn man das erste Mal flog. Riku schenkte Samu immer wieder einen seiner süssen, total verliebten Blicke, während ihre Hände mit einer verschränkt am Fussende des MaxiCosi lagen und Riku immer wieder mit seinem Daumen über Samus Handrücken strich. 

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