Kapitel 124

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„Samu, wie geht es dir?“ Der Termin bei Ville und Kai stand an. Etwas später als gedacht, da Lenja ihren Papa Samu, ganze zwei Wochen, seit dem er wieder Zuhause war, nicht mehr weg gehen liess. Sie klammerte sich regelrecht an ihn. Samu konnte kaum einen Schritt gehen, ohne dass Lenja dabei war. Grundsätzlich, ging Samu so richtig auf, in der Rolle als Vater und Hausmann. Die letzten beiden Wochen, war er das. Erst jetzt verstand er so richtig, was Riku in der Zeit, wenn er weg war, leistete. Immer und immer wieder. Riku war für diese Zeit, so ziemlich abgeschrieben, was einerseits etwas an ihm nagte, andererseits jedoch ein kleines Bisschen gelegen kam. So konnte er sich etwas mehr als geplant, um sich und seine Hobbys kümmern. „Es geht bergauf. Danke! Tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat, bis ich einen Termin mit euch machen konnte. Lenja hat mich gerade ziemlich stark gebraucht.“ Kai lächelte verständnisvoll. „Du hast dich ziemlich verausgabt, Samu. Das müssen wir ändern.“ Samu nickte. „Ich bin zu allem bereit.“ Er spürte in den letzten zwei Wochen selber, wie es nur langsam bergauf ging, mit seinem überarbeiteten und ausgezerrten Körper. Zuhause ging es, wenn er mit Lenja spielte, mit ihr im See Schwimmen ging oder einen Spaziergang darum machte. So bald es jedoch etwas hektischer wurde und sie einen etwas zu vollgestopf Tag hatten, war Samu schnell müde. Riku hatte ihm sogar verboten, in nächster Zeit, zu anstrengenden Sport zu treiben. „Die Termine, sind ab sofort wieder unsere Aufgabe. Du musst sie bloss noch bestätigen oder absagen.“ Samu war die Erleichterung deutlich an zu sehen. „Das würde mir einiges erleichtern. Ich habe mich so sehr in den Terminen und dem Gefühl, so viele wie möglich an nehmen zu müssen, da wir eine längere Pause hatten, verstrickt, dass ich nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Es war dumm, ich weiss.“ Samu schüttelte über sich selber den Kopf. Wie konnte man sich, als alter Hase im Geschäft, so verstricken? „Keine Angst Samu, das wird dir nicht mehr passieren. Dafür werden wir, zusammen mit Mikko, sorgen.“ Kai konnte ganz deutlich eine Unmenge an Sorgen in Samus Augen sehen. „Hey!“ Er setzte sich neben Samu. „Ich hätte beinahe meine Familie verloren. Das kann ich nicht noch einmal durchstehen.“ Samu musste sich zusammenreissen, um hier nicht in Tränen auszubrechen. „Das wird es nicht.“ Kai legte den Arm um Samu. „Ok? Jetzt hast du den Rest des Jahres für dich und deine Familie. Die Termine für die Tour, nächstes Jahr, werden wir zusammen besprechen, wenn ihr von eurem Urlaub zurück seid. Grundsätzlich wissen wir ja, welchen Tag wir frei halten müssen.“ Kai zwinkerte Samu zu, was auch diesem ein Lächeln entlockte. „Die Tour wird im März stattfinden? Mit zusätzlichen Sommer Konzerten?“ Ville nickte. „So in etwa, haben wir uns das vorgestellt. Da gibt es jedoch noch etwas, was wir von dir und Riku wissen sollten.“ Kai sah Ville mit einem Blick an, den Samu nicht deuten konnte. „Na ja, wir haben uns gefragt, wie ihr es mit eurer Familienplanung seht?“ Es war wichtig zu wissen, wie sie es sahen. „Darüber, werden Riku und ich, im Urlaub sprechen. Es scheint, als sei es nicht mehr so ein grosses Thema. Aber ich werde es mitteilen, so bald wir mehr wissen. Reicht das?“ Ville und Kai nickten. „Musst du sonst noch etwas wissen?“ Samu sah kurz auf die Uhr. Es wurde Zeit, um Lenja abzuholen. „Also keine Termine mehr, bis Ende Jahr? Ausser den Besprechungen mit euch?“ Kai sah zu Ville, der dies unter sich hatte. „Nichts Wichtiges in Sicht, nein. Du bist quasi Krank geschrieben, würde man in einem anderen Job sagen. Nimm dir bewusst eine Pause, Samu. Du wirst an vielen Fronten gebraucht. Allen voran, brauchen dich Riku und Lenja. Also halt die Füsse still. So lange du nichts von uns hörst, gibt es auch nichts für dich zu tun. Ok?“ Samu nickte. „Ihr seid die absolut Besten!“ Mit einem unglaublich guten Gefühl, machte sich Samu auf den Weg zu Lenjas Spielgruppe. Sie lag in der Nähe vom Standort von Universal Finnland. Jetzt, da er noch einmal ganz sicher wusste, dass es keine grösseren Termine gab, für dieses Jahr, konnte sich Samu auch besser entspannen. Bald würde es in den Urlaub zu Mike und Hilde gehen, mit seiner Familie und seinen Freunden. Darauf freute er sich schon seit Wochen. Ganz viel Familienzeit. Der Urlaub, würde auch dafür da sein, damit Samu und Riku, noch einmal über ihre Familienplanung sprechen konnten. Sie mussten das Thema Kinder, noch einmal ganz genau besprechen, ob es tatsächlich noch einmal passen würde. Dazu kam, dass sie Lenja bald einmal erklären sollten, weshalb sie keine Mama, dafür zwei Papas hatte. Wahrscheinlich würden sie dies um ihren vierten Geburtstag herum machen. Dann war sie alt genug, um es auch, so wie es ein Kind eben verstand, verstehen konnte. Jetzt war erst einmal fertig mit denken. Samu parkte sein Auto und stieg aus.

„Paps!“ Lenja kam aufgeregt aus der Spielgruppe gerannt und hing sich an Samus Bein. Er hatte es tatsächlich geschafft, sein Meeting so zu halten, dass es ihm reichte, Lenja abzuholen. Sami hatte Recht, das alles war gar nicht so schwer. „Bitte sag ja, Paps!“ Lenja hüpfte wie ein kleiner Floh, vor Samu auf und ab. „Wozu soll ich denn ja sagen?“ Samu ging in die Hocke und hielt Lenja fest. „Das ich mit Finja mit nach Rovaniemi darf.“ Samu sah zu Sami hoch, der nur grinste. „Ganz alleine ohne deine Papas? Bist du sicher?“ Lenja kaute auf seiner Lippe herum. Sami schüttelte lachend den Kopf und half Finja mit den Schuhen. Manchmal, wenn er es nicht besser wüsste, könnte man echt meinen, Lenja habe doch von Samus und Rikus Genen. „Nur ein paar Tage.“ Lenja sah Samu so zuckersüss an, dass er ihr gar nicht nein sagen konnte. „Erklärst du mir das Sami?“ Lenja und Finja, hüpften voraus, während ihre Papas ihnen folgten. „Es ist Finjas nach geholtes Geburtstagsgeschenk. Du weisst doch, dass es das letzte Mal ins Wasser fiel. Jetzt holen wir es nach. Und Finja möchte unbedingt, dass Lenja dabei ist.“ Sami musste sich ein Lachen verkneifen, Samu hatte das typische Papa Gesicht, wenn er verstand, dass sein kleines Mädchen, langsam aber sicher gross wurde. „Es ist bloss ein Wochenende. Freitag bis Sonntag. Es wäre doch eine gute Gelegenheit, für dich und Riku, auch mal wieder kurz weg zu fahren.“ Sami klopfte Samu auf die Schulter. „Besprich es mit Riku. Ok?“ Samu nickte. Jetzt wusste er, wie Liisa sich fühlte, als sie mit dem Vorschlag kamen, mit Emmi zu verreisen. „Bitte sag ja, Paps.“ Samu sah durch den Rückspiegel nach hinten. „Das müssen wir mit Dada besprechen. Ich kann nicht einfach so ja sagen.“ Etwas geknickt, nickte Lenja. Sami hatte Recht, dass es toll wäre, wenn Riku und er, mal wieder drei Tage für sich hätten, bevor es in den Urlaub ging.
„Hey mein Süsser. Wie war es?“ Riku schmiegte sich an Samu, der in der Küche war und Essen kochte. Immer wenn Riku dies tat, flog ein ganzer Schwarm Schmetterlinge durch Samus Körper. Ja, er brauchte mal wieder ein Wochenende mit seinem Mann. Er hatte auch schon eine Idee, wohin sie fliegen könnten. Da waren sie seit einer Ewigkeit nicht mehr, obschon sie es immer wieder vor hatten. Dort war es bestimmt auch im Sommer schön kuschelig. „Es war gut. Wir bekommen das hin, wenn ich mir endlich helfen lasse. Die Termine, sind ab sofort, nicht mehr meine Sache, sondern werden von Kai und Ville oder Mikko organisiert. So kann ich mich nicht mehr im Termin Dschungel verlieren.“ Riku schlang seine Arme um Samus Hals. „Ich bin so unglaublich stolz auf dich, mein Schatz!“ Überschwänglich, küsste er Samu. „Hast du Dada gefragt?" Riku löste sich von Samu. „Da ist ja meine Grosse.“ Riku gab Lenja einen dicken Schmatzer auf die Wange und hob sie auf seinen Arm. „Was soll mich Paps fragen?“ Rikus Blick, war fragend. „Das ich mit Finja mit darf, wenn sie nach Rovaniemi fahren.“ Sein Blick wechselte von fragend zu erstaunt. „Allein?“ Lenja verdrehte die Augen und wand sich aus Rikus Griff. Dieser stellte seine Tochter auf ihre Füsse zurück. „Sami und Liina, kommen auch mit.“ Lenja stemmte ihre kurzen Arme in die Hüften und streckte sich, damit sie etwas grösser wirkte. „Ich bin kein Baby mehr.“ Samu musste sich ein Lachen verkneifen. Lenja sah zu süss aus. „Das wissen wir. Aber was ist, wenn du uns plötzlich vermisst und Heimweh haben wirst?“ Riku erinnerte sich noch gut an ihren Urlaub mit Emmi. Lenja schien zu überlegen und kaute dabei auf ihrer Lippe herum. Samu sah Riku mit dem, typisch deine Tochter, Blick an. „Liina würde mich bestimmt trösten.“ Die Sicherheit, war etwas von Lenja verschwunden. „Das würde sie ganz bestimmt. Genau wie Sami auch.“ Samu kniete sich vor Lenja und strich ihr über die Haare. „Wenn du ohne die Papas weg fährst, musst du wissen, dass wir dann nicht einfach schnell mal zu dir kommen können, um dich abzuholen.“ Riku tat es Samu gleich. „Möchtest du es dir noch einmal überlegen?“ Zögerlich schüttelte Lenja den Kopf. „Darf ich denn mit?“ Samu sah zu Riku. Er sah ihn eben genau so an, wie es Lenja tat. Tief atmete Riku durch und nickte leicht. „Meinetwegen darfst du mit. Aber ich werde noch mit Liina telefonieren.“ Lenja quietschte los und fiel Riku um den Hals. „Danke Dada!“ Samu strich Riku über den Rücken. „Danke Paps!“ Fiel Lenja auch noch Samu um den Hals. Dann lief sie nach oben. „Sie wird viel zu schnell gross.“ Seufzte Riku und lehnte sich gegen Samu. „Ich weiss Schatz.“ Samu küsste Rikus Haare und legte den Arm um ihn. „Aber sieh es doch so. Dadurch bleibt uns etwas Zeit für uns. Es würde uns beiden doch auch mal wieder gut tun. Drei Tage nur für uns zu haben. Oder nicht?“ Riku musste Samu zustimmen. „Hast du etwa schon eine Idee, wie unsere Zweisamkeit aussehen könnte?“ Samu strich über Rikus Wange und küsste sich darüber, bis zu Rikus Ohr. Sachte knabberte er daran, bevor er ihm etwas ins Ohr flüsterte. „Was denkst du?“ Rikus Zähne, bohrten sich in seine Lippe. „Das klingt toll!“ Samu grinste zufrieden. „Das finde ich auch. Mal wieder ganz viel Zeit mit meinem wundervollen Mann.“ Jetzt waren es Samus Zähne, die an Rikus Lippe knabberte. Er würde tatsächlich endlich mal wieder, nur mit Riku in den Urlaub fahren. Wenn es auch bloss drei Tage waren, freute sich Samu gerade unglaublich darauf. Es tat ihm das letzte Mal gut, also würde es dieses Mal auch so sein.

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