Kapitel 120

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Genervt, gestresst und am Ende seiner Kräfte, kam Samu, früher als gedacht, nachhause. Nicht einmal die Hälfte aller Termine, konnte Samu wahrnehmen. Sein Körper, zwang ihn in die Knie. Samu kam nicht mehr aus dem Bett, da er das Gefühl hatte, Knochen aus Blei zu haben. Von seinem dröhnenden Kopf mal ganz abgesehen. Mikko war seine einzige Hoffnung, das alles zu beenden. In solchen Momenten, war auf ihn verlass. Mikko hatte es bestimmt liebend gerne für ihn getan. Von Liisa, bekam Samu, vor ein paar Tagen, eine wütende Nachricht, auf die er nie reagierte. Er wusste selber, im Gegensatz zu damals, dass er Mist gebaut hatte. Das es wieder ähnlich um ihre Beziehung stand. Es musste nicht wieder jeder auf ihm herum hacken. Warum vergass er auch diesen verdammten Termin? Der stand doch bereits seit Wochen fest. Samu konnte es sich nicht erklären. Seit einiger Zeit schon, wusste er nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Samu verzettelte sich immer mehr in Terminen, die er dann bloss mit Müh und Not über die Runde brachte, weil ihm die nötige Energie dafür, schon lange abhanden gekommen war. Dazu gesellte sich das schlechte Gewissen, gegenüber seiner Familie. Er würde Rikus Blick nicht mehr vergessen, als sie eigentlich, so gut wie auf dem Weg zu Mikko waren und Samu in den Sinn kam, dass er eigentlich bereits wieder weg musste. So viele Gefühle und Emotionen waren darin zu sehen, dass sie Samu selber beinahe erdrückten. Wie Lenja reagierte, konnte sich Samu lebhaft vorstellen, was ihm das Herz brach. Jetzt war erst einmal Schluss damit, von Termin zu Termin zu hetzen. Endlich würde Samu ganz viel Zeit für seine Familie haben. Wenn sie dies denn noch wollten.
Im Haus, war es still. Rikus Auto war ebenfalls nicht da. Ein merkwürdiges Gefühl, machte sich in Samu breit, als es im Haus auch noch dunkel war, da die Läden zu waren. Irgendetwas war nicht so, wie es sein sollte. Samu brachte zuerst einmal Licht und Luft ins Haus. Zurück in der Küche, um sich etwas zu Trinken zu holen, fiel Samus Blick auf den Zettel, den er dort hin gelegt hatte. Rikus Schrift, prangte unter seiner.
•Du hast Recht, deine ewigen Entschuldigungen, hängen mir zum Hals raus. Ich will keine einzige davon mehr hören. Was ich hören will, sind Lösungen, wie du es hin bekommst, alles angemessen unter einen Hut zu bringen. Was so viel heisst, dass du zu gleichen Teilen für die Arbeit, wie für die Familie da bist. Zumindest nicht mehr nur für die Arbeit und nicht für die Familie. Nein, du bist damit nicht allein. Ich werde dich dabei unterstützen, wie ich es immer getan habe. Jedoch nicht so, wie es bis jetzt lief. Bitte tue es für uns Drei. Samu, ich liebe dich. Ich vermisse dich so sehr, dass ich noch wahnsinnig werde. Und ich denke zu wissen, dass es dir genau so geht.•
Heisse Tränen, liefen über Samus Wangen. Er sehnte sich so sehr nach einer Umarmung von Riku. Sich einfach mal wieder fallen lassen zu können. Energie und Kraft tanken, konnte Samu am besten bei Riku. Genau das, hätte er jetzt dringend nötig. Doch im Moment, ging es nicht um ihn, sondern darum, seine Familie wieder zurück zu gewinnen und ihnen zu beweisen, dass er sie mehr als alles andere auf der Welt liebte. Das sturme Klingeln an der Haustür, riss Samu aus seinen Gedanken. Musste das jetzt sein? Samu hatte jetzt absolut nicht den Kopf für Besuch. Er sollte schlafen und dann auf die Suche nach seiner Familie. Erneut klingelte es. Scheinbar noch hektischer, als davor. Samu schnaubte und fluchte, während er zur Tür ging, um sie zu öffnen. „Sami ich...“ Wollte Samu seinen besten Freund abwimmeln, der vor der Tür stand. Kam jedoch gar nicht erst dazu. „Sag mal Haber, hast du eigentlich gar nichts dazu gelernt, als dich Riku schon einmal verlassen hat?“ Polterte Sami los und quetschte sich neben Samu vorbei ins Haus. Die rot verweinten Augen und Tränen, die sich Samu weg wischte, fielen ihm dabei nicht auf oder Sami ignorierte sie. „Ist dir deine Familie so sehr egal, dass du es zulässt, sie immer weiter von dir weg zu stossen?“ Sami holte erst einmal Luft und drehte sich zu Samu um, der noch keinen Ton von sich gab. „Bist du fertig?“ Samu verschränkte seine Arme vor der Brust. „Nein, eigentlich noch lange nicht. Ich verstehe dich einfach nicht. Du hast alles, was du dir gewünscht hast. Einen unglaublich tollen Mann und eine wundervolle Tochter. Doch frage ich mich, wofür? Du setzt mal wieder alles aufs Spiel, Samu.“ Sami hielt Samus Blick stand. „Es ist schön zu sehen, wie meine Freunde mal wieder hinter mir stehen.“ Die Tränen waren versiegt, worauf sich nun Wut in Samu zusammenbraute. „Wo hinter sollen wir stehen, Samu? Erklär es mir?“ Sami verstand seinen besten Freund nicht. So sehr er es versucht hatte. „Wer soll sonst das Geld für unseren Lebensunterhalt verdienen? Wie du vielleicht weisst, sind Kinder nicht gerade billig. Vor allem, wenn wir uns überlegen, ein weiteres zu adoptieren.“ Sami dachte, sich verhört zu haben.
„Als hättet ihr Geldsorgen. Hast du schon einmal daran gedacht, dass Riku sich vielleicht auch daran beteiligen möchte? Schon klar, dass er weniger verdient, als du. Doch Riku ist genau so Musiker mit Leib und Seele, wie du, wenn nicht noch etwas mehr. Hast du jemals einen Gedanken daran verschwendet, dass es Riku nicht reicht, ständig bloss Vater und Hausmann zu sein? Auch, wenn er es gerne macht. Herrgott Samu, mach doch einmal wieder die Augen auf und sieh dich um, was um dich herum geschieht.“ Sami machte eine kurze Pause in seinem Redefluss. Etwas brannte ihm jedoch noch auf der Zunge. „Wozu willst du ein zweites Kind adoptieren, wenn du nicht mal für das Kind da bist, welches du schon hast?“ Samis Worte sassen. Samu blieben die Worte im Hals stecken. „Wenn Riku dich nicht so sehr lieben würde und ihr keine gemeinsame Tochter hättet, dann wäre er schon lange weg. Und das weisst du ganz genau. Riku bleibt, weil er damit nicht bloss Lenja, sondern auch sich, vor endlosen Schmerzen bewahren will. Doch ich frage mich, was schlussendlich schlimmer ist.“ Statt wütend und laut zu werden, wie erwartet, sank Samu auf das Sofa und in sich zusammen. Schluchzend, vergrub er das Gesicht, hinter seinen Händen. Dieser Anblick, konnte einem tatsächlich leid tun. Weshalb sich Sami neben seinen Freund setzte und den Arm um ihn legte. Sofort klammerte sich Samu an ihn, als wäre er am ertrinken. Genau wie Riku, vor ein paar Tagen. „Ich kann nicht mehr, Sami.“ Samu wischte sich übers Gesicht. „Deshalb bin ich auch früher wieder da. Ich kam die letzten beiden Tage, einfach nicht aus dem Bett. Mikko hat darauf alle Termine abgesagt. Heute, bin ich bloss aus dem Bett gekommen, weil ich wusste, dass ich endlich nachhause kann.“ Sami fiel erst jetzt auf, wie unglaublich schlecht, Samu aussah. Das er früher zurück kam, wusste Sami von Mikko. Sie blieben in Kontakt, um den beiden unter die Arme zu greifen, damit Samu und Riku es hin bekamen. „Was übernimmst du dich auch immer so, kaum arbeitest du ohne Riku an deiner Seite? Wem willst du etwas beweisen? Riku? Dir? Das hast du beides nicht nötig.“ Samu wusste es selber nicht. Er verlor sich jedes Mal von Neuem, wenn nur er alleine zu arbeiten hatte. „Weisst du, wo Riku ist?“ Samu sah Sami fragend an. „Riku ist im Mökki. Wir haben heute Lenja dort abgeholt, damit Riku noch etwas Zeit für sich hat. Ich denke, Riku hätte nichts dagegen, wenn er diese mit dir verbringen könnte.“ Samu war sich nicht sicher, ob dies wirklich der Fall war. „Du weisst, dass es so ist. Also pack deinen Kram zusammen und fahr zu deinem Mann. Wir bringen Lenja am Montag in die Spielgruppe und ihr beide zusammen, holt sie am Mittag wieder ab. Nicht wieder vergessen, Samu.“ Samu sah Sami fragend an. „Lenja hat es Riku gebeichtet.“ Samu kniff kurz die Augen zusammen. „Das mich dieser Mann überhaupt noch lieben kann, ist ein Wunder.“ Samu strich sich übers Gesicht und raufte sich die Haare. „So, Grosser. Ich muss leider wieder los. Ich habe den Mädels versprochen, dass wir in den Linnanmäki gehen.“ Sami stand auf. „Wie schafft ihr das alle, Familie und Beruf, unter einen Hut zu verbringen?“ Samu musste es wissen. Wie, sollte er sonst etwas ändern? „Reden, Samu. Zusammen sitzen und das Jahr, Monat für Monat, von Neuem planen. Einen Familienplaner führen. Die Terminplaner der Handys synchronisieren, damit jeder vom anderen weiss, was wann ansteht. Und ganz wichtig, auch einfach mal nein sagen. Man muss nicht rund um die Uhr präsent sein, Samu. Auch du nicht. Lasst euch Raum zum atmen und zur Ruhe kommen. Plant einen Abend in der Woche ein, der nur dir und Riku gehört. Lass Riku die Möglichkeit, auch mal seiner Leidenschaft und seinen Hobbys nach zu gehen. Sei auch mal einfach bloss Papa, während Riku ausser Haus ist. Bring Lenja in die Spielgruppe und hol sie wieder ab. Dazwischen, hast du Zeit, um Büro Kram zu erledigen. Es ist nicht so schwer, wie es für euch aussehen mag. Das Zauberwort, ist Routine und ein eingespieltes Team werden. Das seid ihr doch grundsätzlich. Bloss wenn es um das alltägliche Zusammenleben und nicht nur Liebe und Sex geht, kriegt ihr das irgendwie nicht hin.“ Sami drückte Samu, lachend an sich. „Danke!“ Flüsterte Samu und verstärkte seinen Griff. „Dafür sind Freunde da, Samu. Und ich habe geschworen, auf euch beide auf zu passen. Wie sich mal wieder gezeigt hat, ist es auch dringend nötig.“ Samu stieg in Samis Lachen mit ein und mischte sich gleichzeitig über die Augen. „Ihr packt das. Weil ihr nicht alleine seid.“

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