Kapitel 78

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Die Tür von seinem Zimmer, fiel ins Schloss und Samu liess sich daran hinunter gleiten. Heisse Tränen, schossen aus seinen Augen. War er nur so naiv oder hatte die Öffentlichkeit ihre Beziehung wirklich nicht akzeptiert? Samu wählte Rikus Nummer. Er musste jetzt die Stimme von seinem Mann hören. „Samu, ich habe es gehört. Geht es dir gut?“ Samu schüttelte den Kopf, während ihm ein Schluchzen entwich. „Schatz, nimm es dir nicht so zu Herzen. Die haben keine Ahnung von unserer Beziehung und unserer tiefen Liebe, die uns verbindet.“ Riku tat es im Herzen weh, Samu weinen zu hören. „Bist du allein?“ – „Mikko will gleich mit mir essen gehen.“ Samu hatte sich wieder einigermassen gefangen. „Das ist gut. Ich umarme dich ganz doll, Süsser.“ Samu seufzte. „Was macht Lenja?“ – „Sie schläft.“ Riku behielt es für sich, dass sie etwas kränklich war. Das konnte Samu nicht auch noch brauchen. „Der Abend mit Mikko, wird dir gut tun.“ Samu raufte sich durch die Haare. „Ich werde einen Post zu dem Thema machen. Würde dich das stören?“ - „Nein Schatz. Mach, was du für richtig hälst und was dir gut tut.“ – „Ich liebe dich, Rik.“ Samu klang verzweifelt. „Ich weiss Samu. Ich liebe dich auch und das wird sich auch nicht ändern. Es kann gar nicht besser sein, als mit dir.“ Rikus Lächeln, hörte Samu durch das Telefon, was ihn ebenfalls lächeln liess. Kurz darauf, beendete Samu das Telefon und rafte sich auf.
Etwas kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt und umgezogen, ging Samu nach unten, wo Mikko schon auf ihn wartete. „Geht es dir gut?“ Samu nickte. „Riku konnte mich etwas runter holen.“ Mikko konnte es an Samus Augen sehen, dass er geweint hatte. „Haben wir alles falsch eingeschätzt?“ Samu und Mikko hatten das Hotel verlassen. Sie wollten in der Nähe Essen gehen, weshalb sie zu Fuss gehen konnten. „Samu, du solltest dir nicht zu viele Gedanken machen. Diese Fragen, waren einfach unterirdisch. Wir waren noch nie bei diesem Radiosender und es wird auch das letzte Mal gewesen sein.“ Mikko sah Samu von der Seite her an. Der Grosse haderte, dass konnte er sehen. „Hör mir zu.“ Mikko drehte Samu zu sich um. „Du wirst jetzt nicht an allem zweifeln, was du dir erkämpft hast. Ich werde dir den Kopf abreissen, wenn du das jetzt tust und du irgendwas änderst.“ Mikko sah Samu fest an. „Du bist kein anderer Mensch, nur weil du dich in Riku verliebt hast. Und wenn doch, dann hast du dich zum Vorteil verändert. An eurer Liebe, gibt es nichts schlechtes auszusetzen. Genau so wenig daran, dass ihr Lenja adoptiert habt. Sie wird nichts anderes kennen und so wie ich euch kenne, werdet ihr es Lenja erklären, dass sie es versteht und auch annehmen kann.“ Samu war erstaunt über Mikkos Worte. „Du wirst euch jetzt nicht unglücklich machen, nur wegen ein paar Fragen. Das bist nicht du. Das lasse ich nicht zu.“ Das wusste Samu. Er fühlte sich, seit er eine Familie hatte, viel angreifbarer, als davor. „Lass uns jetzt essen gehen. Danach, fühlst du dich bestimmt besser.“ Mikko klopfte Samu auf die Schulter.
Das Essen tat tatsächlich gut. „Ich habe mir etwas überlegt.“ Samu wollte Mikko in sein Vorhaben einweihen. „Ich denke, ich werde einen Post zu dem ganzen Thema machen. So wie damals, als ich gestalkt wurde.“ – „Wenn du das brauchst und du denkst, dass es dir hilft, dann mach das. Aber sag es noch Riku.“ – „Das habe ich. Die Idee, kam mir, als ich mit ihm telefoniert habe.“ Mikko schmunzelte. „Euch kann doch gar nichts mehr erschüttern. Was machst du dir auch für Gedanken?“ Samu schüttelte den Kopf. „Ich weiss es auch nicht. Ich kann mit vielen Fragen umgehen. Konnte ich schon immer. Auch, wenn sie privat sind. Doch die heute, haben mich persönlich angegriffen. Ich lass nicht zu, dass man meine Familie schlecht redet.“ – „Das sollst du auch nicht. Es ist unsere Aufgabe, unsere Familie zu beschützen. Du machst das schon ganz richtig, Samu.“ Samu tat der Abend mit Mikko, tatsächlich gut. Er wurde innerlich wieder ruhiger und liess sich von den Fragen, die ihm gestellt wurden, nicht mehr verunsichern und beeinflussen. Das hatte er, schon seit einiger Zeit, überstanden.

Als Samu in seinem Zimmer war, suchte er ein Foto von sich, Riku und Lenja, welches Anna vor einiger Zeit, von ihnen gemacht hat. Sie kam zu ihnen nachhause, um eine Fotosession von ihnen Dreien zu machen. Vor ein paar Tagen, bekamen sie die Fotos. Sie wurden wunderschön, wie damals die Fotos, von der Hochzeit. In eines, hatte sich Samu sofort verliebt. Es war ähnlich, wie das eine, welches Anna von Riku und ihm, an der Hochzeit gemacht hat. Riku hatte Lenja an seine Brust geschmiegt. Auf seinen Lippen, lag dieses unwiderstehliche Lächeln, während er Lenja einen Kuss auf das Köpfchen hauchte. Samu selber, hatte seine Arme um Rikus Taille gelegt und seine Stirn, lag an der von Riku. Auch Samu, strahlte mit der Sonne um die Wette während ihre Blicke sich trafen. Genau das, würde er dafür nutzen, um nun seinen Post zu machen. Er musste los werden, was ihm auf der Seele lag, seit dem letzten Interview. Samu fand es beängstigend und nicht nachvollziehbar, dass es in der heutigen Zeit noch immer als befremdlich angesehen wird, wenn man jemandem mit dem selben Geschlecht liebt. Klar, er hätte sich nie träumen lassen, dass er selber jemals einen Mann lieben würde. Jedoch nicht, weil es für ihn abschreckend war, sondern weil Samu keine solchen Gefühle hatte, bevor Riku in seinem Leben aufgetaucht war. Denn Liebe, war schlussendlich Liebe, egal wem man sie schenkte. Samu betrachtete noch einmal das Bild und öffnete dann Instagram. Dabei fielen ihm die ersten Beiträge, von seinen Interviews, ins Auge. Zu allererst, dass er das Studio, mitten im Interview abgebrochen hatte. Ein Shitstorm, in alle möglichen Richtungen, war in vollem Gange. Samu schüttelte resigniert den Kopf. Wo war er da bloss rein geraten? Er wollte doch einfach Musik machen und damit den Menschen eine Freude bereiten. Hätte ihm damals jemand gesagt, wie das alles endet…Ja was dann? Wäre er einen anderen Weg gegangen? Wahrscheinlich nicht. Denn Musik, war das, was Samu schon immer am liebsten machte. Es war seine Leidenschaft. Auf alles drum herum, hätte er jedoch verzichten können. Zumindest so, wie es heute war. Samu atmete tief durch und liess einmal seine Finger durch die blonden Haare gleiten. Wo sollte er bloss anfangen?

•Wie viele sicher schon mit bekommen haben, war ich mal wieder auf einer kleinen Interview Tour unterwegs. Um, grundsätzlich, unseren Fans die Angst zu nehmen, dass Sunrise Avenue vor dem Aus steht. Leider ging es in den meisten, um mein Privatleben mit Riku und unserer Tochter. Ich verstehe, wenn die Öffentlichkeit neugierig ist und habe auch kein Problem damit, darüber zu plaudern und unser Glück mit euch zu teilen. Dies jedoch eher dann und auf die Art und Weise, wie ich es für richtig und angemessen empfinde. Was ich jedoch nicht leiden kann, sind Angriffe, die meine Person angehen, ohne zu wissen, was all die Jahre, abseits der Öffentlichkeit, abging. Wen oder was, ich liebe, geht nur mich was an. Wenn ich es mit der Öffentlichkeit teile, dann tue ich es, als Mensch, wie ihr alle es seid. Ganz normal und manchmal einfach so voller Emotionen, dass diese raus müssen und es, nach all den Jahren der Unterdrückung, einfach unglaublich gut tut. Dabei, bin ich niemandem, ausser Riku und mir selber, Rechenschaft schuldig. Ich bin Musiker und stehe im Fokus der Öffentlichkeit, ja. Dadurch, bin ich jedoch noch lange nicht dazu verpflichtet, einem Bild, was die grosse Öffentlichkeit von mir hat, nach zukommen. Denn dies, entspricht sehr selten dem Samu Haber, der ich tatsächlich bin. Ich bin weder ein Draufgänger, noch ein Frauenheld oder sonst irgendwas. Ich bin ein ganz gewöhnlicher Typ aus Helsinki, der einen etwas ungewöhnlichen Job hat, der mich auf einen imaginären Sockel stellt, den ich nie wollte. Alles, was ich immer wollte, war meiner Leidenschaft nach gehen und damit, euch da draussen glücklich machen. Doch scheinbar ist das, je länger je mehr, in den Hintergrund gerückt und alles was jetzt noch zu zählen scheint, ist das Bild, welches ich gegen aussen zeige. Wenn die Realität, dann nicht mit diesem Bild übereinstimmt, ist bereits die Hölle los und ich werde tatsächlich gefragt, ob ich es gegen aussen vertreten kann, mich in einen Mann zu verlieben, ihn geheiratet zu haben und nun einen auf Familienmensch zu machen. Diese Frage, wenn sie auch frech ist, kann ich zu Hundert Prozent, mit ‘Ja’ beantworten. Denn ein Familienmensch, war ich schon immer. Und mich in Riku zu verlieben und ihn zu heiraten, war das Beste, was mir passieren konnte, denn durch ihn, lernte ich erst richtig kennen, was ein Familienmensch wirklich ist. Schlussendlich, sollte es keine Rolle spielen, wen ich liebe, so lange ich glücklich bin. Ich bin nicht schwul, weil es gerade im Trend sein könnte, sondern weil mein Herz sich nun mal so entschieden hat und es sich absolut richtig anfühlt. Das wird sich auch nicht mehr einfach wieder ändern. Es war traurig, feststellen zu müssen, dass es immer noch Leute gibt, die an diesem altmodischen Bild einer Familie festhalten und gleichgeschlechtliche Paare, als unmoralisch an sehen, wenn sie eine Familie gründen wollen. Unsere Kleine, wäre ein Waisenkind, wenn uns nicht dieses unfassbare Glück entgegen gebracht würde. Da stellt sich mir die Frage, was daran, ist falsch und unmoralisch? Wir lieben sie abgöttisch, schenken ihr ein liebevolles Zuhause und geben jeden Tag unser Bestes, damit wir gute Papas sind. Das allein, sollte zählen und nicht, welches Geschlecht wir haben.
Und zum Ende noch eines, falls es noch nicht alle mit bekommen haben. Sunrise Avenue, wird lediglich ein Jahr Pause machen und sich nicht trennen. Vorne weg genommen, nein wir wissen noch nicht, was wir nächstes Jahr machen werden, aber irgendwas, wird es geben. Während dieser Auszeit und meiner ganz persönlichen, aus dem Rampenlicht, werde ich die Zeit intensiv dazu nutzen, um sie mit meinen beiden liebsten Menschen zu geniessen, worauf ich mich unglaublich freue.
Gebt euch Sorg und schaut etwas toleranter in die Welt hinaus, in der es nicht bloss Schwarz und Weiss gibt. Bis bald, Samu 🦄 •
Noch einmal alles durchgelesen, drückte Samu auf senden. Tief atmete er durch und war gerade ziemlich zufrieden.

•Ich liebe dich 😘• Schrieb er Riku eine Nachricht und kuschelte sich unter die Decke, um eine Mütze Schlaf zu bekommen. Wusste er nicht, was ihn morgen erwarten würde. Samu machte sich auf alles gefasst. •Das hast du, einmal mehr, super geschrieben! Ich bin stolz auf dich. Liebe dich auch 😘•  Mit dieser Nachricht von Riku, schloss Samu, selig lächelnd die Augen.

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