Kapitel 86

209 7 0
                                    

„Jetzt erzählt mal, was wollt ihr mir uns besprechen?“ Sie hatten es sich, auf einer grossen Wiese, in der Nähe eines Sees, auf einer grossen Decke, gemütlich gemacht. „Es ist mehr eine Frage.“ Druckste Riku herum. Zwei fragende Augenpaare, sahen sie an. „Wir wollten euch fragen, ob ihr Lenja, an unserem Hochzeitstag, zu euch nehmen könnt. Wir möchten ihn und unsere zehnjährige Liebe, etwas ausführlicher feiern.“ Liisa sah Mikko schmunzelnd an. „Wir haben uns schon gefragt, ob und wann ihr uns das fragt. Natürlich werden wir auf die süsse Maus aufpassen. Es wird uns eine Freude sein.“ Liisa hob Lenja auf den Arm. „Na Süsse, kommst du ein bisschen zu uns, damit die Papas sich um sich kümmern können, ohne dass du dir dadurch die Lunge aus dem Leib schreien musst.“ Sie zwinkerte den beiden zu. „Das ist uns bei Emmi auch einmal passiert. Also macht euch keinen Kopf. Lenja wird es verkraften. Und so, wie ich euch kenne, gab es danach eine extra Portion Kuscheln mit den Papas.“ Riku nickte und betrachtete Lenja, wie sie Liisa anstrahlte. Samu strich durch die kurzen Haare in Rikus Nacken und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Bald habe ich wieder ganz viel Zeit, dich zu verwöhnen, wie du es verdient hast.“ Riku schloss kurz die Augen, als Samu sich in seine Haare küsste. „Darf ich das dieses Mal übernehmen?“ Er sah Samu mit seinen blaugrauen Augen, bittend an. „Du, hast es genau so sehr verdient, dass ich dich mal überrasche.“ Samu nickte. „Alles was du willst, mein Süsser.“ Zufrieden lächelte Riku. Er hatte da schon ein paar Ideen, wie er sich mal erkenntlich zeigte, für das, was Samu alles für ihn tat. Der grosse Blonde, tat immer so, als wäre Riku der Held ihrer Geschichte. Doch er war genau so dankbar für Samu. Er war der Mensch, der ihm all das schenkte, ermöglichte und erfüllte, was sich Riku immer wünschte. Warum war sich das Samu wohl nicht bewusst? „Träumt mein Löckchen mal wieder?“ Samu hatte sich hinter Riku gesetzt und zog ihn ganz fest an sich. „Ich habe mich eben nur gefragt, warum du nicht siehst, wie viel du mir gibst.“ Riku spürte, wie Samu sein Gesicht, fest in seinem Nacken vergrub. „Du bist nun mal mein Held. Hättest du mir nicht noch eine letzte Chance geben, dann…“ Samu atmete tief durch. „Diese Chance, hast du mehr als verdient und so genutzt, wie ich es mir erhofft habe.“ Riku drehte sich zu Samu um und legte seine Hände an dessen Wangen. „Deshalb möchte ich mich einfach mal wieder bedanken. Du darfst dir natürlich auch etwas überlegen. Kommt ganz darauf an, wie viel Zeit uns unsere Tochter und unsere Freunde geben.“ Riku sah ihn schelmisch an und biss sich leicht auf die Lippe. „Ihr bekommt so viel Zeit, wie ihr sie braucht.“ Liisa sah zu Lenja. „Wir geben doch den Papas ganz viel Zeit.“ Lenja quiekte und griff nach Liisas langen Haaren. „Das nehme ich jetzt mal als ein ja.“ Zwinkerte Liisa Samu zu. Riku wurde von Leevi eben kurz entführt, um Fussball zu spielen. „Danach, werden sie dich wieder mit all ihrer Liebe überschütten und schon bald in Urlaub mit dir fahren.“ Lenja wurde von allen Seiten vergöttert. Liisa überschüttete ihr Patenkind, auch mit ihrer Liebe. Sie war ohnehin eine unglaublich liebevolle Mutter. Samu entwich ein Seufzen, als er die beiden betrachtete. Liisa sah ihn fragend an. „Ich bin froh, hat Lenja so viele tolle Menschen um sich, die ihr Liebe geben und ihr irgendwann dabei helfen werden, ihr Leben zu akzeptieren.“ Samu machte sich deswegen ein wenig Sorgen. „Das werdet ihr schon selber ganz gut hinbekommen. Lenja wird nichts anderes kennen und sich glücklich schätzen, dass sie bei euch aufwachsen durfte und es weiterhin darf. Aus dem einzigen Grund, weil ihr sie liebt. Das Kinder einen nicht so mögen, machen alle Eltern durch. Ich hätte meine Familie, auch gerne mal getauscht.“ Liisa grinste und setzte Lenja wieder auf Samus Schoss, der ihr sofort einen Kuss in die Haare drückte. „Sie hat doch das grösste Glück, im grössten Unglück, dass ihr in ihrem jungen Leben widerfahren konnte, erfahren dürfen. Das wird alles andere, worüber du dir Sorgen machst, in den Hintergrund stellen. Lenja wird euch, ihr Leben lang dankbar sein, für das, was ihr getan habt.“ Samu hatte sein Gesicht in den weichen Haaren vergraben und sog den lieblichen Duft in sich auf.
„Du hast Recht. Wie immer.“ Liisa strich Samu über den Arm. „Eltern sein, kann einem Angst machen. Machte es auch uns, als Emmi so alt war, wie Lenja. Und wir gelten, in der Gesellschaft, als 'normale' Familie. Mach dir weniger Gedanken. Geniesse das erste Jahr in vollen Zügen. Es ist eines der Schönsten und geht so schnell vorbei. Danach, entwickeln sie sich immer mehr zu kleinen Persönlichkeiten, die ihren eigenen Kopf haben und sich ihre Selbständigkeit erkämpfen wollen.“ Das war Samu bewusst. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich in den letzten Wochen, das hier alles geniesse. Wahrscheinlich habe ich noch nie etwas so sehr genossen, wie die Zeit mit Riku und Lenja.“ Liisa lächelte. „Das sieht man, Samu. Du wirkst so gelöst, wie schon lange nicht mehr. Oder vielleicht, wie noch nie. Das kann jeder sehen, der dich kennt. Und deine Kleine, spürt dies, weshalb sie sich so wohl fühlt.“ Liisas Worte, taten Samu gut. Er spürte es selber auch, dass eine innere Gelassenheit in seinem Körper herrschte. „Na ihr, was macht ihr denn Schönes?“ Riku und Mikko, die mit den Kindern herum getollt sind, kamen zurück zu Samu und Liisa. „Tratschen.“ Liisa gab Mikko einen liebevollen Kuss. Dieser sah Samu mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ich würde es nicht ganz so bezeichnen.“ Samu holte sich von Riku ebenfalls einen Kuss ab, der er ihm auf die Lippen hauchte. „Meine grosse Tratschtante.“ Grinste er Samu frech an. „Geht es dir jetzt besser?“ Riku wusste genau, dass Samu und Liisa nicht getratscht hatten. „Mir geht es sogar wunderbar! Schliesslich habe ich den besten Ehemann und eine wundervolle Tochter. Wie könnte es mir da nicht gut gehen?“ Samu umschloss Rikus Lippen mit seinen. Liisa und Mikko, sahen sich einfach nur an. „Lasst uns jetzt essen.“ Riku strich sich mit seiner Zunge über die Lippen. Kaum merklich, schüttelte Samu den Kopf. „Euch wird die Zeit zu zweit, gut tun. Kommt ihr zwischendurch dazu, etwas Zweisamkeit zu geniessen, ausser einer schnellen Nummer unter der Dusche?“ Mikko entwich ein Lachen. Seine Frau war einfach nicht auf den Mund gefallen. „Mach dir mal keine Sorgen. Wir kommen auf unsere Kosten. Lenja schläft ja zwischendurch auch. Das werden zwar kurze Nächte, aber dafür, ist es das mehr als wert.“ Liisa nickte wissend. Mit zwei Kindern, war es noch etwas schwieriger. Dazu kommt noch ein Mann, der viel unterwegs ist. „Wir werden uns im Urlaub revanchieren.“ Samu liess seine Augenbraue tanzen. „Klingt fair.“ Mikko grinste und berührte die empfindliche Stelle hinter Liisas Ohr. Er hatte seine Frau nie auch nur einen Tag, weniger begehrt, all die Jahre hindurch, seit sie ein Paar sind. Doch seit dieser Sache mit Samu und Riku, war er aufmerksamer und wusste alles das, was er hatte, noch mehr zu schätzen. So ging es wohl allen in ihrem näheren Umfeld, die die Zwei schon länger kannten und auch von ihrer Liebe wussten. „Ich freue mich so sehr auf den Urlaub. Einfach gemütlich und keine stundenlange Flugzeit. Verstehe mich nicht falsch, ich fand unsere…“ Liisa wurde durch einen Kuss von Mikko gestoppt. „Wenn du dich freust, dann freue ich mich auch. Das Wichtigste ist, dass ihr drei glücklich seit. Und ich bin mir sicher, Emmi und Leevi, wird es bei Mike und Hilde gefallen.“ – „Es ist ein wahres Paradies und man kann sich wundervoll entspannen.“ Pflichtete Riku bei. Er sass zwischen Samus Beinen und gab Lenja das Fläschchen. Es war ein so schönes Bild, dass sich Liisa die Kamera von Samu schnappte und diesen Moment festhielt. Es dauerte noch ein paar Wochen, bis es endlich soweit war. Riku und Samu, hatten etwas Bammel, mit Lenja zu fliegen, weshalb sie froh waren, dass es nicht so lange war.
Die Sonne stand schon tief, als die beiden Familien, den gemeinsamen Tag beendeten. „Und ihr meldet euch, wenn ihr mehr wisst, wegen eurem freien Tag oder auch zwei.“ Verabschiedeten sich Mikko und Liisa, von Samu und Riku. „Werden wir. Danke!“ Samu packte Lenja, die mittlerweile schlief, ins Auto und verstaute auch den Rest. Als Riku sich neben ihn setzte, gab er diesem einen Kuss.

„Das war ein schöner Tag.“ Samu verschränkte seine Hand mit der von Riku, die auf seinem Bein lag. „Das war es. Und wir werden in diesem Jahr, noch ein paar solcher schöner Tage haben. Genau wie die Jahre darauf auch.“ Ein seliges Lächeln, lag auf Rikus Lippen. Samu küsste seine Hand und konzentrierte sich dann wieder auf den Verkehr. Hatte er jetzt doch eine doppelt kostbare Fracht im Auto. „In solchen Momenten, bin ich so dankbar, habe ich auf mein Herz gehört, was meine letzte Entscheidung angeht.“ – „Ich weiss, Liebling. Das wird unser Jahr werden.“ Riku lehnte sich gegen Samu. Er war ebenfalls froh um dieses Jahr. Es tat so gut, einfach tun zu können, auf was sie Lust hatten. Ihre Freunde und die Familie zu treffen. An erster Stelle, stand da natürlich Lenja, der sie damit ihre Zeit geben konnten, die sie benötigte. Samu würde er dabei natürlich niemals vergessen. Im Gegenteil. Für die Zeit mit Samu, war Riku am dankbarsten.
Lenja war von dem Tag an der frischen Luft, so geschafft, dass sie tatsächlich die ganze Nacht durch schlief. Wenn das zu einem neuen Rhythmus werden würde, wären Samu und Riku, überaus dankbar.
So gingen auch die letzten Wochen vorüber. Das immer wärmer werdende Wetter, brachte einen ganz neuen Lebensrhythmus. Samu und Riku, unternahmen immer wie mehr mit ihrer Kleinen. Oftmals auch mit den Jungs und ihren Familien. Sie gehörten nun auch zum Kreis der Eltern, was einiges verändert hatte. Ihre Freundschaften. War man selber Eltern, traf man sich automatisch mit Freunden, die dies ebenfalls waren. Samu hatte kaum mehr Kontakt zu den Kumpels, mit denen er während der Trennung von Riku immer abhing und sein Leben mit einer einzigen Party füllte. Samu verspürte kein Bedürfnis mehr danach. Sein Leben, war jetzt ausgefüllt genug. Riku und Samu, machten oft mit Mikko, Sami, Osmo und Raul, Papa Tage, an denen sie mit ihren Kindern Zeit verbrachten, dass ihre Frauen, in der Zeit, Mädels Tage machen konnten. Emmi fand die Auszeit von ihren Onkels, auch total toll, weil sie viel mehr Zeit für und mit ihr hatten.
Lenja war immer noch der grösste Stolz ihrer beider Papas. Und keiner von beiden, konnte sich jemals wieder ein Leben ohne ihre Kleine vorstellen. Nach einem halben Jahr, welches Lenja nun tatsächlich schon alt war, hatten sie sich so sehr an sie gewöhnt, als wäre Lenja schon immer bei ihnen gewesen. Sei es Lenjas total süsses Lächeln und quietschen, ihr herzzerreissendes Weinen, wenn sie Hunger hatte, die süssen Laute, die immer mehr zu einem Brabbeln wurden und ihre strahlenden Kinderaugen. Weshalb es ihnen auch schwer fiel, ihr Mädchen für zwei ganze Tage, bei Liisa und Mikko zu lassen. Auch wenn sie wussten, dass es Lenja dort genau so gut gehen wird, wie bei ihnen.

You are Home to meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt