Kapitel 79

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Samu konnte sogar ziemlich gut schlafen, bis ihn sein Handy aus dem Schlaf riss. Es war viel zu früh, für dass es sein Wecker war. Verschlafen und leicht verwirrt, langte Samu nach seinem Handy. „Es ist ja nett, dass du mich wecken willst, aber es ist noch etwas zu früh.“ Auf Samus Gesicht, lag ein Lächeln. Das tiefe und zittrige Durchatmen am anderen Ende, liess ihn etwas wacher werden. „Rik, alles gut bei dir?“ Ein merkwürdiges Gefühl, beschlich Samu. „Samu…Lenja ist im Krankenhaus…Ich brauche dich hier…“ Samu war augenblicklich wach. „Was ist passiert?“ Er sass Kerzengerade im Bett. „Ich weiss es nicht. Sie hat leichten Husten bekommen und wollte dann auch nicht mehr wirklich trinken. Schlussendlich bekam sie vierzig Grad Fieber und weinte die halbe Nacht lang, worauf ich ins Krankenhaus fuhr.“ Riku klang verzweifelt und voller Angst. Und er selber sass hier fest. „Ich schaue, was ich tun kann, um so schnell wie möglich zu kommen.“ Samu beendete das Telefonat und raufte sich durch die Haare, während er Mikkos Nummer wählte. Nach elend langem Klingeln, nahm Mikko endlich ab. „Samu, es ist mitten in der Nacht. Gerade du, solltest jetzt noch schlafen.“ Brummte Mikko am anderen Ende. „Ich muss nachhause. Lenja ist im Krankenhaus.“ Auch Mikko, war jetzt wacher als davor. „Ich werde die Interviews absagen, kümmere du dich um deine Familie.“ Samu hatte sich angezogen und packte hastig die wichtigsten Dinge zusammen. „Lass den Koffer im Zimmer. Ich kümmere mich darum und um das Zimmer.“ – „Danke Mikko. Du bist der Beste.“ Samu sah sich noch einmal um, ob er wirklich alles in seinen Rucksack gepackt hatte. Im Flur, kam ihm Mikko entgegen. Fragend sah Samu ihn an. „Ich fahre dich zum Flughafen. Das geht schneller.“ Während Mikko durch die leeren Strassen von Berlin fuhr, buchte Samu, telefonisch einen Flug. Es gab Momente, da machte er sich seinen Status zu Nutzen. Er bekam tatsächlich noch einen Flug in einem der ersten Flugzeuge, die nach Helsinki flogen. Mikko stoppte das Auto gleich vor dem Eingang und Samu sprintete davon. Da er kein Gepäck hatte, lief die Anfertigung auch schneller. Gerade noch rechtzeitig erreichte er den Check In Schalter. Die Sorge und Angst, um Lenja, trieben Samu an. •Ich bin auf dem Weg, Rik. In etwas mehr als zwei Stunden, bin ich bei dir. Liebe dich.• Sprach er Riku auf den Anrufbeantworter, da er den Anruf nicht entgegen nahm.
Der Flug schien endlos lang zu sein, bis Samu endlich wieder in Helsinki war. Er staunte nicht schlecht, als er draussen Sami entdeckte. „Danke!“ Was würde er nur immer wieder ohne seine Freunde machen. Samu liess sich in den Sitz sinken und strich sich mit seinen Händen übers Gesicht, welches nun langsam aber sicher, von seinen Tränen nass wurde. „Was ist wenn…“ - „Daran darfst du gar nicht erst denken. Lenja ist eine Kämpferin. Wahrscheinlich hat sie nur einen Infekt. Kinder haben schnell so hohes Fieber.“ Sami versuchte seinen Freund zu beruhigen, was ihm wahrscheinlich nur minimal gelang. Auch Sami, schenkte Samu eine Umarmung, bevor er beinahe aus dem Auto flog und auf die Kinderstation rannte. Den Weg dort hin, kannte er im Schlaf. Riku kam gerade aus der Tür, als Samu ihm entgegen gerannt kam. „Rik!“ Samus Stimme war belegt von den Tränen. Er hatte seinen Mann kaum erreicht, lagen dessen Arme um ihn. „Du bist wirklich hier?“ Samu nickte und vergrub sein Gesicht an Rikus Halsbeuge. „Wo ist Lenja?“ Samu sah Riku durch einen Tränenschleier an. „Sie machen noch ein paar Tests, weshalb ich raus musste. Scheinbar ist es nichts Schlimmes. Tut mir leid, habe ich dich unnötig gestresst.“ Riku strich die Tränen von Samus Wangen und gab ihm einen Kuss. Samu schüttelte den Kopf. „Es gibt keinen anderen Ort, an den ich gehöre, als hier hin.“ Riku sah Samu immer noch schuldbewusst an. „Ich war völlig überfordert. Spätestens, als Lenja so hohes Fieber bekam und sie Mühe beim Atmen hatte. Sie war schon leicht blau.“ - „Es war richtig, dass du mich angerufen hast.“ Samu nahm Riku in den Arm. Die Tür öffnete sich und Schwester Elsa trat hinaus.
„Euch beide, wollte ich eigentlich nicht mehr so schnell wieder hier sehen. Vor allem nicht mit solch sorgenvollen Gesichtern.“ Elsa setzte sich neben die beiden. „Wie geht es Lenja? Dürfen wir zu ihr?“ - „Es geht ihr gut. Lenja hat lediglich einen Infekt. Ihr Immunsystem scheint noch immer etwas hinter her zu hinken, trotz dass sie so gut entwickelt ist. Deshalb musste es schwerer arbeiten, als eines das normal ausgeprägt ist. Daher auch das hohe Fieber. Und was die Atemnot angeht, kann das bei Frühchen schon mal vorkommen, dass sie bei Infekten, derart heftig reagieren. Sie sind so oder so etwas empfindlicher und neigen schneller zu Krankheiten. Zumindest am Anfang ihres Lebens.“ Elsa sprach, wie Samu und Riku es sich von ihr gewohnt sind, ruhig und klar, was Sache ist. „Dürfen wir zu ihr?“ Samu konnte es kaum erwarten, sein Mädchen zu sehen, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut geht. „Aber sicher doch.“ Elsa stand auf und führte die beiden zu ihrer Tochter. „Du darfst sie hoch nehmen.“ So Elsa auf Samus Blick. „Papa ist hier.“ Samu schmiegte sich Lenja fest an die Brust. „Du hast mir einen höllischen Schrecken eingejagt.“ Lenja gab einer ihrer quiekenden Laute von sich. „Ja, ja, ich weiss.“ Lenja verzog ihre Mundwinkel und schloss zufrieden die Augen. „Sie hat dich vermisst.“ Riku stellte sich dicht an Samus Seite. Er konnte es ab dem zweiten Tag, ganz genau spüren, dass Lenja unruhig wurde. Vielleicht war es auch der Infekt. Oder beides. „Können wir sie mit nehmen?“ Samu sah Elsa fragend an. „Wir müssen noch die Testergebnisse abwarten, aber ich denke, dass es gut aussieht.“ Samu und Riku, setzten sich hin. „Wie läuft es sonst so, mit der Kleinen? Sie sieht sehr gut aus und hat auch wacker an Gewicht zu genommen. Das sehen wir nicht oft, bei Frühchen.“ Elsa war mehr als zufrieden mit Lenja, als sie sich, neben den Untersuchungen, die die Ärzte machen, auch noch an sah. „Es läuft alles gut. Lenja ist so ein tolles Mädchen und ein unglaublich liebes Baby. Sie macht uns so viel Freude.“ Samu sah stolz auf seine Tochter, die auf seiner Brust schlief. „So wie ich sehe, ist sie immer noch am liebsten ganz nah bei euch.“ Riku nickte. „Wir lassen Lenja die Zeit, die sie braucht. Und wenn sie immer noch dieses grosse Bedürfnis nach viel Nähe und Kuscheln hat, dann wollen wir diesem nachgehen.“ - „Es ist ein Glück, dass Lenja zu euch gekommen ist, die ihr diese Zeit, uneingeschränkt, geben könnt.“ Ein Arzt betrat den Raum. „Rajamaa, nehme ich an?“ Begrüsste er Samu und Riku und setzte sich dann ihnen gegenüber. Sein Blick nahm kurz weiche Züge an, als er Lenja betrachtete. „Ihre Tochter hat einen Infekt, der nicht weiter beunruhigend ist. Da Lenja noch sehr klein ist, für ihr Alter, muss sie etwas mehr dagegen ankämpfen, weshalb sie mit so hohem Fieber reagierte. Was mir etwas Sorgen bereitet, sind die Geräusche ihrer Lunge und Bronchien. Die jedoch auch von diesem Infekt her rühren können. Etwas anderes, haben wir nicht feststellen können. Ich möchte Lenja jedoch in einer Woche noch einmal sehen. Bis dahin, wird ihnen Schwester Elsa etwas geben, falls Lenja wieder so hohes Fieber bekommt und gegen ihren Husten. Falls sie wieder Atemnot bekommen sollte, scheuen sie sich nicht, wieder her zukommen. Damit ist nicht zu spassen. Schon gar nicht bei Kindern, die zu früh auf die Welt kamen.“  Samu sah den Arzt voller Sorge und tausend Fragen an. „Machen sie sich keine Sorgen, Herr Rajamaa. Lenja ist stark und für ihre Vorgeschichte gut entwickelt. Kommen sie vorbei, wenn sie unsicher sind.“ Der Arzt sah kurz zu Elsa, die nickte und verabschiedete sich von Samu und Riku. „Das klingt nicht so, als müssen wir uns keine Sorgen machen.“ Elsa lächelte. „Bei Ärzten, klingt es oft dramatischer, als es ist. Sie müssen alles weiter geben, was sie wissen. Macht euch keine Sorgen. Lenja macht ihren ersten Infekt durch und das ist auch gut so, damit sich ihr Immunsystem noch weiter entwickeln kann. Ihr müsst euch auch keine Vorwürfe machen, dass ihr was falsch gemacht habt. Das habt ihr nicht. Ihr macht alles genau richtig.“ Elsa strich über Lenjas Kopf und stand auf. „Ich bringe euch noch ein paar Dinge, um den Infekt etwas leichter zu machen, damit er abklingen kann.“ Riku atmete tief durch und vergrub sein Gesicht an Samus Halsbeuge. „Ich bin froh, dass du da bist.“ Samu küsste Rikus Haare. „Ich gehöre genau hier hin, wenn es Lenja nicht gut geht.“

Etwas später, waren Samu und Riku wieder auf dem Weg nachhause. Mit dabei, ein paar Medikamente für Lenja, um sie beim Auskurieren, von ihrem Infekt, zu unterstützen. Samu sass hinten, bei seiner Tochter. Sein Blick, traf den von Riku im Rückspiegel. Sein Mann sah ihn dankbar an. Riku war froh, musste er da nicht alleine durch. Die Angst um Lenja, brachte ihn beinahe um. „Ihr seid meine Familie und daher geht ihr vor.“ Samu strich durch Rikus Haare. „Die Interviews waren ohnehin für nichts zu gebrauchen.“ Samu grinste. „Wir müssen noch kurz bei Mikko vorbei. Er hat sich um meinen Koffer gekümmert.“ Riku nickte und steuerte das Auto in die Richtung, wo Mikko wohnte.
„Wie geht es der kleinen Maus?“ Liisa öffnete besorgt die Tür. „Es geht ihr besser. Sie hat einen Infekt.“ Mikko kam mit dem Koffer. „Danke Mikko. Du bist der Beste!“ Samu schenkte Mikko eine Umarmung. „Ich melde mich morgen, wegen den Terminen, die wir nun nicht wahrnehmen konnten.“ - „Tut mir leid, dass du schon wieder nur Ärger hast.“ Mikko grinste kurz, wurde dann wieder ernst. „Du hast mich unterstützt, als Liisa mich brauchte. Und jetzt, brauchen Riku und Lenja dich. Alles gut.“ Mikko klopfte Samu freundschaftlich auf die Schulter.
„Jetzt kann es nachhause gehen.“ Samu setzte sich auf den Beifahrersitz, da Lenja schlief. „Ich habe deinen Geruch so vermisst.“ Samu liess seine Nase über Rikus Hals gleiten. „Samu, nicht hier. Das darfst du zuhause machen.“ Riku spürte Samus Grinsen, berührte leicht die Haut hinter Rikus Ohr und liess wieder von ihm ab. „Vielleicht lässt uns unsere Tochter noch etwas Zeit, wenn wir zuhause sind.“ Riku strich über Samus Oberschenkel und fuhr sie dann nachhause.
„Lenja will wohl nicht, dass ich mit dem Papa alleine Kuschel.“ Riku ging schmunzelnd hinter Samu ins Haus. „Sie wird heute auch mal schlafen und dann werde ich dort weiter machen, wo ich im Auto angefangen habe.“ Samu sah mit tanzender Augenbraue zu Riku hoch, der lachend an ihm vorbei, ins Wohnzimmer ging. „Jetzt wird gekuschelt, mein Mädchen. Denn dein Papa, hat dich ganz doll vermisst.“ Samu gab Lenja einen Kuss auf die Wange. „Meine süsse Maus.“ Samu und Riku, kuschelten den Rest des Tages, mit Lenja. Die Nacht, war unruhig. Lenja schlief schlecht, da sie immer noch das Fieber und der Husten plagte. Samu gab schneller nach, als auch schon und nahm Lenja zu ihnen ins Bett. Sie schlief dadurch nur minimal besser, aber sie mussten nicht dauernd aufstehen, um Lenja zu beruhigen. Die darauf folgenden Tage, ging es stetig bergauf. Lenjas Nächte, wurden wieder ruhiger, was dem sinkenden Fieber und nachlassenden Husten zu danken war. Lenja schlief den Tag hindurch wieder mehr, als auch schon. Was Samu und Riku jedoch die  grösste Erleichterung bereitete, war Lenjas Trinkverhalten. Sie leerte wieder ihr ganzes Fläschchen Milch. Alles das, liess die sorgenvollen Falten, auf der Stirn ihrer Väter, weniger werden.

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