Kapitel 43

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Genau so, verliefen auch die nächsten Tag, bis Riku endlich entlassen wurde. Eine Schwellung, war keine mehr zu sehen und die Prellung der Rippen, war auch schon besser. Samu, wie Riku, konnten es kaum erwarten. Mikko holte die beiden ab, da ihr neues Auto zuhause stand. „Danke für deine Unterstützung.“ - „Kein Ding. Wie geht es euch?“ Mikko lud die Tasche ins Auto. „Es wird schon wieder. Ist das Auto gekommen?“ Mikko nickte. „Steht in der Garage. Und die Sachen aus eurem und dem anderen Auto, stehen im Haus.“ - „Du bist der Beste!“ Samu fiel ihm um den Hals, bevor er sich zu Riku setzte. „Wie geht es dem Baby?“ Mikko sah durch den Rückspiegel zu seinen Freunden. „Sie entwickelt sich gut. Langsam aber sicher. Eine wahre Kämpferin.“ Riku war stolz auf Lenja, wie sie das alles, im Moment wegsteckte. Was später noch alles dazu kam, konnte niemand sagen. „Dann würde sie gut zu euch passen. Wisst ihr da schon mehr?“ - „Nein, das wird wohl noch einige Wochen dauern. Frau Koskinen drängt zwar zur Eile, aber wir wissen ja, wie die Bürokraten sind.“ Mikko verzog das Gesicht und schnaubte. Und wie er das wusste. „Liisa wollte noch, dass ich euch frage, wie es mit Weihnachten aussieht.“ Das hatten sie völlig vergessen. Es ging noch etwas mehr als eine Woche, bis Weihnachten. „Wir melden uns.“ Mikko gab sich damit zufrieden. Riku liess sich auf das Sofa sinken, als sie endlich zuhause waren. „Endlich Ruhe.“ Schloss er die Augen. Die sanfte Berührung von Samus Fingern in seinen Haaren, liessen Riku seufzen. „Kann ich etwas für dich tun?“ Samu setzte sich neben Riku und küsste seine Haare. „Zaubere Weihnachten in unser Haus.“ Es sollte eigentlich schon lange ein geschmückter Baum im Wohnzimmer stehen, den sie gemeinsam aussuchen wollten, wenn sie aus dem Mökki zurück waren. Samu entlockte es ein Lächeln. „Das verspreche ich dir, mein Süsser. Jetzt koche ich uns erst einmal etwas geniessbares zum Essen.“ - „Darf ich dir helfen?“ Riku sah Samu bittend an. „Wenn du magst.“ Riku nickte. Samu half ihm hoch. „Das habe ich vermisst.“ Riku schmiegte sich an Samu. Es ging immer noch alles etwas langsamer, da die blauen Flecken von der Prellung, immer noch schmerzten, bei schnellen Bewegungen und Druck. Riku küsste sich über Samus Nacken. Seine Finger, krochen unter Samus Pullover. „Wir wollten doch kochen.“ Samu schloss die Augen. Wie gut sich das anfühlte. Seit sie aus dem Mökki zurück waren, blieb dies aus. Das Schicksal, hatte etwas anderes mit ihnen vor. „Das gehört doch zum kochen dazu. Ausserdem, habe ich Sehnsucht nach dir.“ Samu drehte sich zu Riku um. „Wenn wir gegessen habe, kümmere ich mich ganz liebevoll um meinen Mann. Deal?“ Riku nickte. „Ich esse auch schön brav alles auf.“ Riku wusste, dass er im Krankenhaus zu wenig gegessen hatte und das Samu sich Sorgen um ihn machte. Doch dort, verging ihm der Hunger immer wieder. Das Essen schmeckte doch gleich viel besser, wenn man zuhause war und es gemeinsam mit dem Lieblingsmenschen kochte. Samu hielt sein Versprechen und verwöhnte Riku, so gut es mit seiner Verletzung ging und wurde auch von Riku verwöhnt. Endlich wieder etwas körperliche und sinnliche Nähe geniessen.

In dieser einen Woche, die den beiden bis zu Weihnachten noch blieb, entschieden sie sich dafür, Lara zu beerdigen. Lenja sollte einmal einen Ort haben, an den sie gehen konnte, um mit ihrer Mama zu reden. Auch wenn sie nicht wussten, ob sie zu ihnen kommen konnte, wollten sie es für Lara tun. Jeder Mensch, hatte ein anständiges Begräbnis verdient. Es schneite. Genau wie an dem Tag, als Laras Schicksal sich dafür entschied, dass sie ihrer Tochter zwar das Leben schenkte, sie jedoch niemals aufwachsen sehen durfte. Samu und Riku, standen vor dem Grab, welches sie genau zu dem Zeitpunkt, mit Erde auffüllten. Vor Rikus geistigen Auge, sah er Lara, wie sie Tränen in den Augen hatte, als sie ihr letztes Vermächtnis schrieb. Ihr Lächeln, als sie das erste Mal einen Blick auf Lenja warf. Es zerriss Riku innerlich, wenn er daran dachte, wie schwer es für Lara gewesen sein musste, Lenja das Leben zu schenken und gleichzeitig zu spüren, dass sie sie allein lassen musste. Ein herzzerreissendes Schluchzen, entwich Riku. „Das ist nicht faire.“ Er vergrub sein Gesicht in Samus Schal und weinte bittere Tränen. Er sollte sich doch freuen, dass sie so die Chance bekamen, bald eine kleine Familie zu werden. Doch wie sollte er sich darauf freuen, wenn für ihr Glück, ein Mensch sterben musste und damit ein winziges Lebewesen ins Unglück stürzte. „Ich weiss, Schatz.“ Samu drückte Riku fest an sich und vergrub sein Gesicht in dessen Haaren, in welche seine Tränen tropften. „Lenja könnte unsere Tochter werden. Doch es fühlt sich so falsch an.“ Riku konnte sein Schluchzen nicht unterdrücken. Zu sehr, schmerzte ihn dieser Augenblick gerade. Auch wenn er Lara kaum, ja eigentlich gar nicht, gekannt hatte. „Lara wollte es so, Rik. Es war ihr...letzter Wunsch, dass wir uns um Lenja kümmern. Wir dürfen sie nicht enttäuschen.“ Samu küsste sich durch Rikus Haare. Sie standen immer noch vor Laras Grab. „Das möchte ich doch auch. Nichts mehr als das. Seit ich dich wollte, hatte ich nie mehr das Verlangen, etwas so sehr zu wollen. Ich würde alles, bis auf dich, her geben, wenn ich Lenjas Papa werden dürfte. Um sie mit all meiner Liebe, die neben der, die ich dir schenke, noch übrig ist, zu überschütten. Sie zu behüten und ihr eine wundervolle Kindheit zu schenken, damit sie diesen traumatischen Start ins Leben, vergessen kann und nicht leidet.“ Rikus Gesicht, wurde weiterhin von Tränen überströmt, als er Samu an sah. Es liess Samus Herz schwer werden, seinen Schatz so zu sehen. Er legte seine Hände an Rikus kalten und nassen Wangen. „Das weiss ich.“ Samus Daumen, strichen über die nassen Spuren, doch es kamen immer wieder neu hinzu. „Ach Süsser.“ Er zog Riku wieder in seine Arme. „Lenja könnte sich, in dieser Situation, keinen besseren Papa wünschen, als dich. Und wenn ich mir einen Papa für mein Kind aussuchen müsste, dann wärst du es. Ich weiss, dass du Lenja lieben würdest, als wäre sie deine eigene kleine Prinzessin.“ Mit jedem Wort, wurde Rikus Schluchzen noch etwas mehr. Samu hatte gerade keine Ahnung, wie er Riku beruhigen konnte. So, hatte er seinen Schatz noch nie erlebt. Es war nicht nur die Tatsache, dass sie hier am Grab von Lara standen, durch dessen Tod sie zu einem Kind kamen. Der Gedanke daran, dass sie Lenja nicht bekommen, zerriss Riku gleichzeitig auch noch. An diesem trüben Tag, brach alles so heftig aus ihm heraus, dass Riku es nicht kontrollieren konnte. „Möchtest du zu Lenja fahren?“ Riku schüttelte den Kopf und löste sich von Samu. „Ich kann das nicht, Samu. Ich habe gerade das Gefühl, dass es mich in tausend Teile zerreisst. Auf der einen Seite, die Tatsache, dass jemand sterben musste, damit wir vielleicht eine kleine Familie werden können. Und dazu noch jemand, den wir kennen lernen durfte. Auf der anderen Seite, diese Ungewissheit, ob wir dieses kleine, unschuldige Wesen, zu uns nehmen dürfen. Das ist schlimmer, als die ganze Zeit, die wir bis jetzt, warten mussten. Denn, ich liebe Lenja. Ich habe mich so sehr in diese kleine Maus verliebt, dass allein die Tatsache, dass wir sie nicht zu uns nehmen dürfen, mir das Herz in Stücke reisst. Der Schmerz ist vergleichbar mit dem, den ich spürte, nach dem ich dich verlassen habe. Ich kann einfach nicht mehr, Samu.“ So zerbrechlich, hatte Samu seinen Liebsten, schon seit einer Ewigkeit nicht mehr erlebt. „Ich möchte jetzt einfach nachhause. Mich an dich kuscheln und weinen.“ Kaum hatte Riku seinen Wunsch ausgesprochen, spürte er auch schon die starken Arme seines Mannes um seinen Körper, der zitterte. „Alles was du willst, mein Schatz.“ Ein letzter Blick zu Laras Grab, dann führte Samu seinen Mann, der in seinen Armen nur noch ein Häufchen Elend war, zu seinem Auto. Besorgt sah er Riku an und berührte seine Schläfe mit den Lippen, bevor Riku ein stieg. Es reichte nur für ein müdes Lächeln. Zuhause gab es für Riku ganz viel davon, was er sich wünschte. Samu liess ihn keine Sekunde aus seinen Armen und las ihm jeden Wunsch von den Augen und Lippen ab.

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