Kapitel 115

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„Samu, nicht so fest.“ Samu löste den Griff. „Tut mir. Es tut mir so unendlich leid. Ich bin so ein Arsch. Warum, kann ich mich nicht für immer ändern?“ Raufte sich Samu durch die Haare. „Ja, du bist ein Arsch. Warst du schon immer.“ Um Rikus Mund, zuckte ein Lächeln. „Aber das du dich nicht geändert hast, kannst du so nicht sagen.“ Riku strich Samu die Haare wieder zurecht, die er sich zuvor gerauft hatte. „Ach nein? Ich habe unseren Hochzeitstag vergessen. Einfach so. Und dich damit enttäuscht und traurig gemacht.“ Samu war verzweifelt. Würde das jetzt immer wieder so sein, dass er Riku weh tat, bevor er wieder zu sich fand. „Ich will nicht mehr immer in diese Spirale abrutschen und meiner Familie damit weh tun. Bitte Rik, hilf mir.“ Samu vergrub sein Gesicht an Rikus Hals. „Wir bekommen das wieder hin, Schatz.“ Riku küsste die blonden Haare. „Ich mach das mit heute wieder gut, versprochen.“ Hob Samu den Kopf. „Wenn du es wieder gut machen willst, dann nicht das mit heute. Sei wieder mehr ein Ehemann und vor allem ein Vater. Lenja leidet darunter, dass sie dich so selten sieht. Wusstest du, dass sie wieder ins Bett macht? Sie schläft kaum mehr in ihrem Bett und hängt die ganze Zeit an mir. In der Spielgruppe, war es die Hölle, bis ich sie raus nehmen musste. Eben habe ich sie angeschrien, weil ich so wütend auf dich war. Und...“ Riku atmete tief durch. „Lenja spürt, dass es zwischen uns, nicht mehr so ist, wie es einmal war. Sie wollte tatsächlich von mir wissen, ob ich sie wieder abholen komme.“ Tränen verliessen Rikus Augen. Diese Frage und dazu Lenjas Blick, zerrissen ihm beinahe das Herz. „Lenja hat Angst, Samu. Sie sollte keine Angst haben, ob wir sie immer noch lieb haben und bei uns haben wollen. Genau das, wollten wir immer verhindern. Und was ist jetzt?“ Samu liess seine Stirn gegen die von Riku sinken. „Das wusste ich nicht. Warum hast du mir denn nichts gesagt?“ Das schlechte Gewissen, erdrückte Samu beinahe. „Wann? Sag mir wann, hätte ich mit dir das alles besprechen sollen, wenn du nie da bist?“ Riku hatte sich von Samu gelöst. So sehr er jetzt den Rest des Abends geniessen wollte, gab es jetzt Wichtigeres. „Es muss sich etwas ändern, Samu. Nicht erst in ein paar Wochen, sondern jetzt. Bevor wir uns alle damit kaputt machen. Du bist bereits daran, dich kaputt zu machen, mit der vielen Arbeit und dem Stress. Die Sorgen um dich, machen mich wahnsinnig. Dazu kommen die Sorgen um Lenja. Sie sollte unbeschwert aufwachsen. Stattdessen geriet sie an zwei egoistische Typen, die nichts mehr wollten, als eine Familie zu gründen.“ Riku sah Samu vielsagend an. „Wir haben nur an unser Glück gedacht, Samu. Nie weiter als bis zur Nasenspitze gedacht, was alles noch kommen könnte und was dies für ein Kind in unserem Leben, bedeuten würde. Haben wir einen Fehler gemacht Samu?“ Samu schüttelte den Kopf. „Es war kein Fehler. Wer weiss, wo Lenja sonst gelandet wäre, wenn wir nicht gewesen wären.“ Samu nahm Rikus Gesicht zwischen seine Hände. „Sie ist unsere Tochter und wir lieben sie, wie man ein Kind nur lieben kann.“ - „Davon, merkt sie im Moment aber nicht viel. Als ich sie angeschrien habe, hat sie gesagt, dass sie mich hasst.“ Riku taten die Worte weh, auch wenn er wusste, dass Lenja sie nicht so meinte. „Ach Schatz. Lenja liebt dich.“ Samu schloss Riku in seine Arme. „Ich weiss. Die momentane Situation ist einfach so verdammt schwer.“ Riku liess sich in Samus Armen gehen. Wie sehr hatte er diese Vertrautheit vermisst. „Wir werden eine Lösung finden, Rik. Ich verspreche es dir.“ Samu küsste Rikus Haare. „Ist Lenja bei Mikko und Liisa? Wie immer?“ Riku nickte. Seit Lenja bei ihnen war, gehörte dies zu ihrem Ritual und Lenja freute sich jedes Mal darauf, wenn sie zu Mikko durfte. „Wie lange darf sie dort bleiben?“ Riku hob seinen Kopf und sah Samu mit verweinten Augen an. „Wir sollen uns melden, wenn wir noch mehr Zeit brauchen, als bloss diesen Abend.“ Samu strich mit seinen Daumen, die Tränen von Rikus Wangen. „Brauchen wir noch mehr Zeit? Oder anders gefragt. Schenkst du mir noch mehr Zeit alleine?“ Riku nickte leicht. „Dafür musst du mir etwas versprechen.“ - „Alles was du willst.“ Samu nickte. „Du musst noch da sein, wenn Lenja wieder nachhause kommt. Ich habe ihr quasi versprochen, dass du mit kommst, wenn ich sie holen gehe. Du hättest ihre Augen dabei sehen wollen. Bitte enttäusche sie nicht schon wieder.“ Ein leichter Kuss, berührte Rikus Lippen. „Ich werde mit kommen und danach werden wir mit unserer Prinzessin in den Zoo gehen, was wir ihr auch schon viel zu lange versprochen haben.“ Ein Lächeln, huschte über Rikus Lippen. „Da bin ich froh. Denn wenn du nicht mit kämst, würde Mikko uns den Kopf abreissen.“ Riku versuchte etwas in Samus Blick zu lesen. „Rik…“ Samu war unsicher. „Schenkst du mir, deinem dummen und total egoistischen Ehemann, den Rest des…von unserem gemeinsamen Abend? Willst du mit deinem Arsch von Mann Hochzeitstag feiern?“ Riku lächelte und biss sich auf die Lippe. „Ja, ich möchte. Doch zuerst...“ Riku legte seine Hände an Samus Wangen und zog ihn an seine Lippen. Seufzend, gab sich Samu dieser Zärtlichkeit hin. Er hätte nicht gedacht, dass der Abend so verlaufen würde. „Danke Rik! Ich liebe dich so sehr!“ Samu zog Riku noch einmal in eine feste Umarmung. „Darf ich dich heute verwöhnen, Rik?“ Riku nickte lächelnd. „Das Essen kommt gleich.“ Samu küsste Rikus Haare und hielt einen Moment so inne. „Verdammt, habe ich dich vermisst.“ Samu atmete tief durch und löste sich von Riku.
Als er im Haus war, setzte sich Riku auf ihre Schaukelbank und bekam eine Nachricht von Mikko. •Alles klar bei euch? Hast du den Grossen am Leben gelassen? Lenja geht es gut.• - •Ja, alles gut. Samu lebt noch. Sag Lenja, dass wir sie lieben und gemeinsam abholen kommen.• - •Da wird sie sich freuen. Morgen oder erst übermorgen?• Riku kaute auf seiner Lippe und sah zum Haus. Er hörte Samu drinnen singen. Wann tat er dies das letzte Mal? •Übermorgen. Ich hoffe, dass wir bis dahin, alles geklärt haben. Dafür gehen wir, in den nächsten Tagen, endlich mal wieder in den Zoo, was Samu Lenja so lange versprochen hat.• Riku sah Mikko förmlich vor sich, wie er grinsend nickte. •Ich sage es Lenja. Und mach dir nicht zu grosse Sorgen, es geht ihr wirklich gut. Wir haben alle gemeinsam gekuschelt und Lenja erklärt, dass sie keine Angst zu haben braucht. Ich denke, sie hat es, mehr oder weniger, verstanden.• - •Ihr seid absolut die Besten. Danke!• - •Kein Ding. Geniesst endlich mal wieder etwas freie Zeit als Ehepaar. Und wenn es noch einen Tag länger dauerte, dann ist es eben so.• Riku sah auf das Foto, das Mikko ihm schickte, dass sie alle Fünf beim Kuscheln zeigte. Lenja lag dicht an Mikko gekuschelt und lächelte ihr süsses Lächeln, was ihre Augen zum Strahlen brachte. Die Kleine war vernarrt in Mikko, was wohl viele Aussenstehende nicht nachvollziehen könnten, weil sie den weichen Kern von Mikko nicht kannten. Er war ein so unglaublich liebevoller Papa, was er auch Lenja immer wieder zeigte, wenn sie bei ihnen war. Vom ersten Augenblick, als er sie das erste Mal sah und noch nicht wusste, dass er ihr Pate sein wird. Lenja löste bei allen Menschen, aus ihrem Umfeld, seit sie sie kannten, eine Art Beschützerinstinkt aus. Samu und Riku waren froh, wuchs Lenja in einem so tollen Umfeld auf. In dem Augenblick, fragte sich Riku mal wieder, womit sie all diese wundervollen Menschen um sich rum, nur verdient hatten. Ja, sie brauchten vielleicht etwas mehr Unterstützung als es andere taten, um Familie sein. Doch keiner ihrer Freunde, hat jemals etwas deswegen gesagt, sondern gaben ihnen diese Unterstützung. Sami sagte einmal, in seiner Samibär liebevoll, trockenen Art, dass bei anderen Völkern, das ganze Dorf die Kinder erziehen und für sie sorgen würde. Sie seien eine grosse Familie, in der man sich nun mal half. Riku war unendlich dankbar für diese Familie, die er durch Samu bekommen hatte.

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