Die Haupthalle lässt sich mit einem geschäftigen Bahnhof vergleichen. In nur wenigen Minuten beginnt der Unterricht und die Schüler machen sich bereits auf den Weg zu ihren Klassenräumen. Die Schule glänzt mit einem sehr altmodischen Einrichtungsstil aus gepflegten Holzelementen. Eine edle Einrichtung, die mit wenigen technischen Schnick Schnack verschmilzt. Darunter die digitalen Stundenpläne und Informationstafeln. Die dunklen Displays liegen unauffällig in einem Holzrahmen an der Wand, als seien sie ein Gemälde. Das Berufskolleg zeigt ein hohes Engagement in Zukunftsprojekten der Stadt und hat viele bekannte Kooperationspartner, welche den Schülern Einblicke in themenbezogene Arbeitsgebiete ermöglichen. Milans Ziel ist der Westflügel. Dort, wo die Computerräume stecken. Skyla kauft ihm auch diese Information nicht ab. Sicherlich hat er keinerlei Ahnung über den Aufbau der Schule – weil er kein Schüler ist. Daran hält sie fest. Nicht, weil er zu alt ist, denn es gibt genügend Menschen in seinem Alter, die sich für eine Ausbildung entscheiden. Manche Azubis sind sogar älter als das junge Lehrkräfte vor Ort. Das ist nichts Ungewöhnliches. Aber es ist seine Art, die Skyla stört. Das Gesicht eines Lügners, der improvisiert. Hinzukommt, die Vermutung, dass Skylas Skepsis ihn nervös macht. Schon eine ganze Weile meidet er ihren Blick und fokussiert sich voll und ganz auf Emilie. Als wäre Skyla eine Krankheit bleibt er auf Abstand, was seine wilde Behauptung, er sei in sie verknallt, umso lachhafter macht.
Kaum verabschiedet sich Emilie von Skylas Verfolger, beginnt die Schwärmerei. Zu Skylas Leidwesen ist ihre Klassenkameradin hin und weg von der Begegnung. Milan punktet mit seinem Charme, seiner Coolness und dem guten Aussehen. Die Muskeln blieben Emilie ebenfalls nicht verborgen. Während Emilie regelmäßige Besuche bei den Fitnesscentern dahinter vermutet, schweben ihrer Freundin andere Dinge im Kopf. Noch ist viel Freiraum für Spekulationen. Zu wenig weiß Skyla über ihren Beschatter und alles, was seinen Mund verlässt, stinkt nach Lügen und Halbwahrheiten. Ob er für die Polizei arbeitet oder sonst wen – eines ist klar, dieser Mann ist gefährlich und sie sollte ihn besser nicht unterschätzen.
Es wird Zeit, den Spieß umzudrehen und Detektiv zu spielen. Er gibt sich als Schüler aus – schön! Dann sollte es ein Leichtes sein, seine Klasse und seine Lehrkraft auszumachen. Wenn er jedoch lügt, dann wird er entweder im Schulgebäude schnüffeln oder sich zurückziehen. Eine Verspätung ist Skyla bereit, in Kauf zu nehmen, um zu sehen, ob ein Fünkchen Wahrheit hinter seine Geschichte steckt. Der Plan geht nicht auf, denn kaum kehren die beiden Freundinnen Milan den Rücken, taucht dieser in der Menge unter. Obwohl Skyla sich nur wenige Sekunden von ihm abgewendet hat, ist ihr Verfolger wie vom Erdboden verschluckt. Die Situation ist einfach nur unheimlich. Obwohl er mit seinen Haaren auffallen sollte, kann sie ihn nicht ausmachen. Es fühlt sich an wie eine Begegnung mit einem Phantom.
Emilie schiebt dem Stress und der harten Branche das merkwürdige Verhalten ihrer Freundin in die Schuhe. Laut ihr bräuchte Skyla dringend eine Auszeit. All die vernichtenden Blicke werden von der schwarzhaarigen Schönheit gekonnt ignoriert oder sogar ausgeblendet – wer weiß das schon. All die Warnungen, das Thema Milan zu untergraben, prallen an einer Mauer ab, die Emilie die Sicht auf die bittere Realität nimmt.
Als ging in Skylas Kopf nicht genug vor sich, darf sie sich am frühen Morgen mit der Preiskalkulation auseinandersetzen. Der Schwierigkeitsgrad ist zwar nicht hoch und doch ist Konzentration gefordert. Damit kann sie nach all den Ereignissen und dem Schlafmangel nicht dienen. Der Körper rächt sich und droht ein Powernapping einzufordern. Ihr gesundheitlicher Zustand bleibt den Jungs nicht verborgen, sodass sie gemeinsam mit Emilie zwischendurch eingreifen und Skyla wachhalten. Mit Nebel im Kopf bewegt sie die Finger über dem Taschenrechner. Ungeachtet von der Möglichkeit, dass die Werte mit der Aufgabenstellung nicht übereinstimmen. Nur wenige Ziffern fehlen, bevor das kleine Werkzeug ihr ein Ergebnis liefert, als plötzlich die Hand ihrer Sitznachbarin Emilie auf dem Ellbogen fällt und Skyla aufschrecken lassen. Mit angehaltenem Atem beobachtet Skyla, wie das rechteckige Gehäuse aus ihrer Hand fliegt und einen meisterhaften Salto zurücklegt. Die Rechenhilfe landet auf irgendeinem Knopf, der all die mühselige Eingabe zunichtemacht, sodass Skyla nicht anders kann, als ihre Zähne zu blecken. Als sie den Kopf zu Emilie schwenkt, schlägt der Lockenkopf die Augen schuldbewusst nieder und zwingt sich zum Lächeln.
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Nebenjob Geisterjagd
ParanormalBand 1 "Was du siehst, das kann auch dich sehen. Die Geister werden dich auf Dauer nicht ignorieren, du wirst ihnen ein Dorn im Auge sein. Um Unschuldige nicht in Gefahr zu verwickeln, solltest du lernen, wie man gegen das Böse angeht. " "Geraten wi...