Kapitel 16 - Teil 1

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Tückisch können die Momente sein, indem ein Mensch allein mit seinen Gedanken ist. Monotone Arbeit, die dazu verleitet mit dem Geist fern davon zu schweben und das zu verarbeiten, was zurzeit geschehen ist. Zwischen den Abschied zu Milan sind einige Stunden vergangen und doch beben die Erinnerungen der kleinen Reise nach. Eindrücke zwei fremder Welten. Die freudige Atmosphäre hat noch immer Einfluss auf Skyla, bringt sie zum Schmunzeln. Ihr Verhalten sorgt für Verdacht bei den Arbeitskollegen. Ihr Ausbilder David glaubt zu wissen, was mit ihr los ist. Er behauptet felsenfest, sie sei glücklich. Der Grund dafür lautet Milan. Diese These vermag sie zu beschäftigen. Es verärgert Skyla, keine Kontrolle über ihre Hormone zu haben. Ein Gedanke an Milan lässt ihren Bauch freudig kribbeln.

Julian hat ein Talent, Teller und Schüsseln fallen zu lassen. Ihm verdankt sie es, aus ihrer Träumerei gerissen zu werden. Selbst, wenn der Kerl das Geschirr vorher noch in der Hand gehabt hat, behauptet Julian immer felsenfest, dass er es nicht war und die Schüssel sich selbständig gemacht habe. Skyla mag es zwar nicht aussprechen, aber die Anwesenheit von Geistern würde ihr nicht entgehen. Außerdem erwischt sie ihm bei einen leisen „Ups! Nicht schon wieder!" Traurig, dass ihr Kollege nicht gestehen kann, dass allein seine Dusseligkeit schuld ist.

Mitten im Mittagsgeschäft muss Skyla dann auch noch ihren Posten verlassen, weil Dominik einfach nicht hinterherkommt. David ist auf Julian und Dominik nicht gut zu sprechen und heute lässt er seine schlechte Laune auch noch an allen aus, selbst die Servicekräfte weichen ihm aus. Skyla sieht seinen lauten Frust nicht so dramatisch, schließlich hat jeder mal einen schlechten Tag. Und wenn sie weiß, dass sie im Recht liegt, legt sie sich auch an Tagen wie diesen mit David an.

Wie der Tag vor dem Release ihrer geliebten Mangareihen kann Skyla es ja kaum erwarten, den Arbeitsplatz zu verlassen. Sie gibt Vollgas beim Putzen, schließlich sieht sie gleich Milan wieder. Unfassbar, aber Skyla hat ihn sehr gern gewonnen. Wäre da nicht ihr größter Feind – die Abzugshaube. Genervt stoppt sie mit dem grünen Putzlappen vor dieser. Dieses Gerät ist der Horror beim Säubern. Welcher Idiot auch dahinter steckt, Skyla könnte ihn verfluchen. Da die Küche keine Fenster hat, ist während des ganzen Betriebes das Licht eingeschaltet. Mit der Stromzufuhr reagiert auch die doofe Röhrenabzugshaube. Diese kann leider nicht separat abgestellt werden. Noch kann das Küchenteam nicht im Dunkeln arbeiten und da sich kein Tageslicht auf ihren Arbeitsplatz wagt, muss das gesamte Team dieses Opfer in Kauf nehmen. Einmal im Jahr stellt sich immer die große Frage, wie viele Putzlappen die Luftröhre gefressen hat. Skyla muss den Fetzen nur einmal etwas lockerer festhalten und schon ist er weg.

Das Zeitfenster beschäftigt Skyla. Denn es kommt ihr so vor, als sei es gar nicht so lange her, dass sie mit dem putzlappenfressenden Monster gekämpft hat. Der Gedanke, ihre Kollegen tricksen sie mit der Reihenfolge aus, spukt in ihrem Kopf. Verübeln kann sie es ihnen nicht, denn wenn die Azubiene die Möglichkeit hat, diesem Kampf auszuweichen, dann würde sie es ebenfalls tun.

Der Moment der Wahrheit. Grimmig wirft Skyla dem Ding einen bösen Blick zu und krempelt die Ärmel ihrer Kochjacke höher. Erst mal muss das Abzugsgitter ab, das sie in die Spülmaschine legt. Hochkonzentriert und mit einem festen Griff beim Putzlappen beginnt sie mit der Herausforderung. Für den Anfang hat die Köchin einen guten Start. Der Lappen ist nicht weg, woraufhin Skyla zuversichtlich blickt. Solange, bis etwas in ihrer Nähe auf den Boden aufschlägt und zerspringt.

Es ist Dominik, der sich laut ärgert: „Idiot! Wir machen hier gerade sauber und du haust die Mousseschüssel um! Siehe dir die Sauerei an! Ich mache das nicht sauber!"

Genervt sieht Skyla zu ihnen und ärgert sich ebenfalls: „Bitte sagt mit nicht, dass das wahr ist! Habt ihr die ganze Schüssel umgehauen?"

Julian beteuert seine Unschuld. Dominik meldet sich als Zeuge und fällt ihm in den Rücken. Aber ihr Blick gehört der doofen Abzugshaube, die gerade den Putzlappen wie ein Staubsauger eingesaugt hat.

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt