Kapitel 36 - Teil 3

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Zum Abschluss des Tages führt Mias Portal zu einem traumhaften See. Still und leise schlummert das Gewässer fern von der Zivilisation und erstreckt sich kilometerweit. Ein leerstehendes Hotel befindet sich direkt am Ufer. Versteckt in einem Wald. Nun dient das alte Fachwerkhaus den Geisterjägern als Unterschlupf. Allein die Fassade kündigt den langsamen Verfall an und zeigt, wie sich die Natur das Grundstück zurückholt. In den Blumenbeeten auf den Fenstern sprießt Unkraut und Efeu rankt über das Mauerwerk. Skyla könnte sich stundenlang auf den Steg setzen, ihr Beine über dem Wasser baumeln lassen und diesen idyllischen Anblick genießen. Das Ufer wird von weißen Seerosen geschmückt und ist von einer Vielzahl Wasservögel besucht. Die Bäume und Pflanzen sind teilweise noch grün. Der Herbst lässt sich Zeit. Dennoch ist das Klima mild. Die Berge runden das Gesamtbild harmonisch ab.

Wie gern würde Skyla dieses Bild auf Papier bringen und sich in der Malkunst beweisen. Aber ein einfaches Foto tut es auch. Es wird schon bald über ihrem Bett hängen und sie hieran erinnern. Das Getuschel hinter ihr verebbt und Schritte kündigen ihren Besucher an. Skyla schaut über die Schulter und entdeckt Agnar noch immer bei Justin, der seinen Mitbewohner grimmig beobachtet. So wie der süße Geisterjäger blickt, haben sich die beiden gestritten. Milan lächelt für gewöhnlich viel. Selbst an düsteren Tagen. Aber jetzt steht ihm die schlechte Laune ins Gesicht geschrieben. Bis zu dem Moment, als seine silberfarbenen Augen sie fixieren. Es ist, als würde der Feenbesitzer eine Maske aufsetzen. Dabei versteckt Milan nur seine wahren Gefühle hinter diesem unechten Lächeln.

„Mach ich dir Ärger?", spricht sie ihn an.

Dabei entgeht Skyla nicht, wie sich Justin entfernt, und Agnar folgt ihm auch noch. Der Spinnendämon beschwert sich dabei lautstark über die Location. Nah am Wasser sein gefällt ihm anscheinend nicht ganz so gut. Kai nimmt neben ihr Platz und blickt in die Ferne.

„Wenn wir Pech haben, wird Agnar uns nicht nach Hause begleiten", spricht sie den Bären an.

Ihre Worte sickern langsam in sein Bewusstsein, so blickt der Dämon sekundenspäter erschrocken auf und dreht sich suchend um.

„Er ist im Vertrag mit dir. Kein Grund zur Sorge."

Milan Einmischung lässt die Sorge tatsächlich im Keim ersticken. Schließlich befindet er sich schon länger in dem Gewerbe.

Kaum nimmt Milan erschöpft neben Skyla Platz, weicht die Anspannung aus seinen Schultern.

„Hier lebt ihr also?"

„Es ist schön an diesem Ort. Vor uns lebte ein anderer Geisterjäger hier, aber der ist weitergezogen und hat uns diese Location empfohlen. Dieses Zuhause bietet Nahrung, sauberes Trinkwasser und Ruhe vor neugierigen Leuten. Keine Nachbarn, die uns kritisch beäugen oder uns persönliche Fragen stellen, weil sie um das Wohle ihrer Straße besorgt sind."

„Und die nächste Stadt?"

„Weit entfernt. Ohne Auto oder Mias Portale bist du hier aufgeschmissen."

„Wenn ihr mich nicht hättet", meldet sich Mia arrogant und erntet sein zuckersüßes Lächeln, das selbst einer miesen Fee das Herz erwärmt.

„Ich kann nicht glücklicher sein, Mia. Du bist ein wahrer Glücksfang", lobt er seine kleine Partnerin.

„Nehmt ihr die Bewegungen im Wasser wahr?", macht Kai sie beunruhigt aufmerksam.

Kaum ausgesprochen, lugt Milan über den Steg. Seine Mundwinkel zucken und seine Augen beginnen zu leuchten. „Hier leben unzählige Fische. Ich habe bereits einige Exemplare gefangen."

„Niemals!" Skyla schüttelt ungläubig den Kopf. „Du und angeln?"

„Ich und angeln."

Er nickt stolz und betrachtet sie einen langen Moment mit angehaltenem Atem. Fast, als erhoffe er sich eine Reaktion von ihr. Skyla betrachtet ihn jedoch kopfschüttelnd.

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt