Kapitel 27 - Teil 4

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Vor dem Schultor wartet eine böse Überraschung auf Skyla. Lukas hat ein Talent, dann aufzukreuzen, wenn es ihr schlecht geht. Es ist niedlich, wie viel Mühe er sich gibt und für ihre Freundschaft kämpft. Da er Schuld an Milans Verschwinden ist und sie den Geisterjäger gerade jetzt unheimlich vermisst, ist ihr nicht danach, ihren besten Freund zu sprechen. Auffallend ist jedoch, wie unruhig er sich verhält. Lukas wirkt unentschlossen, als führe er einen Kampf mit den Gedanken, besser zu warten oder ihr entgegenzukommen. Statt einem Lächeln wirkt er betrübt.

Hoffentlich ist nichts vorgefallen.

Es kam noch nie vor, dass Lukas sie von der Berufsschule abgeholt hat. Noch nie. Nun verlangsamen sich Skylas Schritte und sie malt sich unzählige Horrorszenarien aus. Es könnte ein Streit zwischen seinen geschiedenen Eltern sein, der Lukas zur Flucht veranlasst, aber es könnte auch ein Unfall sein, indem ihr Patenonkel verwickelt wäre.

Als Skyla jedoch hört, wie Tanja sie aus der Ferne ruft, läuft das Medium einen Schritt schneller. Sie handelt und ergreift Lukas' Hand. Die Hetzjagd ist anscheinend noch lange nicht beendet. Schnell sucht sie nach einem Versteck. Da Skyla nichts findet, steuert sie den angrenzenden Park an, wo sie den ersten Geist absorbierte. Gezielt führt sie ihren besten Freund fern von den Wegen durch das Laub. Die beiden Freunde verschwinden hinter den Büschen, dabei drängt Skyla ihn schließlich an einen Baum. Sie rückt unbewusst näher an ihn heran. Hochkonzentriert beobachtet sie zwischen dem Geäst und Blättern Tanja. Die Neue erweist sich als Spurenleserin, sie ist aufmerksam und selbst bei einem Teppich aus Laub scheint ihr nichts zu entgehen.

Das Medium muss schlucken.

Kann ich je solch einer Nervensäge entkommen?

Tanjas böses Lächeln findet kaum mehr Platz in ihrem schmalen Gesicht und sie kommt genau auf die beiden zu. Skylas Körper spannt sich augenblicklich an. Tanja wirkt auf Skyla nicht mehr wie eine einfache Schülerin. Ihre geschmeidigen und leisen Bewegungen erinnern sie an Justin. Die Blondine bewegt sich geräuschlos. Nur noch wenige Schritte fehlen, als die Blondine abbiegt und an ihnen vorbeiläuft. Perplex blinzelt Skyla. Sie hat nicht mehr damit gerechnet, dass sie ihr entkommen. Erst jetzt entspannt sich der Körper und eine tonnenschwere Last fällt von ihr ab.

Skyla hat Lukas für einen Moment vergessen und als sie ihm dann in die Augen blickt, ist der Schrecken groß. Fast, aber nur fast wäre ihr ein Schrei entwichen. Gewappnet liegen ihre Hände bereits auf ihrem Mund, um diesen zu ersticken. Ihr Herz braucht einen kurzen Moment, um sich zu beruhigen. Es wundert Skyla jedoch wirklich, dass ihr bester Freund bisher geschwiegen hat. Er wartet anscheinend sehnsüchtig auf eine Erklärung. Eine andere Theorie ist jedoch, dass der Grund für sein Dasein so gravierend sein muss, dass Lukas vielleicht nicht mal nach Reden ist.

Gerade, als Skyla zu ihm sprechen möchte, lauscht sie den Schritten und dreht sich um. Tanja lehnt sich an einen Baum nicht weit von ihnen und betrachtet sie amüsiert.

„Ist klar, du möchtest also allein sein?" Ein spöttisches Gekicher dringt aus ihrem Mund und lässt Skyla vor Scham erröten. „Sag doch einfach, dass du mit deinem Freund verabredet bist. Stelle mich doch mal lieber vor."

Ermutige Lukas doch nicht noch! Als wäre mein bester Freund nicht schon vernarrt genug in mich!

Ein Blick zu Lukas und der wenige Abstand zwischen ihnen bringt Skyla in Verlegenheit. Bisher hat sie keinen Gedanken daran verschwendet, wie es für andere aussehen muss, wenn die beiden Freunde zusammen durch die Welt ziehen. Zum Glück mustert ihre bessere Hälfte Tanja mit Misstrauen. Lukas ist zu fixiert auf die neue Bekanntschaft, sodass er ihre Fassungslosigkeit nicht mitbekommt.

Der Ausdruck in seinem Gesicht gleicht einem wachsamen Hund. Etwas stimmt nicht und das Gefühl haben nicht nur Skyla und ihr kleiner Dämon. Grund genug, um dafür zu sorgen, dass Tanja sich in Zukunft von ihr fernhalten soll.

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt