Kapitel 20 - Teil 6

44 10 33
                                    

Es ist still bei ihrer Ankunft. Zu still. Und mal wieder flasht Skyla der Jetlag. Während in Thailand die Nacht herrscht, geht hier gerade die Sonne unter. Es fühlt sich an, als habe sie verschlafen. Im Licht des Sonnenuntergangs wirkt das Haus der Geisterjäger noch unheimlicher, sodass sich das Medium fragen muss, wie die beiden sich hier wohl fühlen können. Anders als Justin ist Milan sehr gastfreundlich und so setzt sich Skyla an den Kotatsu. Versorgt wird sie mit einer Tasse Tee. Ein süßer Kräutertee, dessen Wärme sich in ihrem Magen entfaltet und eine beruhigende Wirkung auf sie hat. Während sich das Medium an der Tasse wärmt und immer wieder an dem leckeren Gebräu nippt, telefoniert Milan im Hintergrund. Justin ist außer Haus und verspricht, schnellstmöglich zurückzukehren.

Mia leistet dem Medium bereits Gesellschaft, sie übernimmt die Tagebucheinträge für ihren Partner. Dabei stört es die Fee nicht, dass der Kugelschreiber sogar einen Kopf größer ist als sie selbst. Sie händelt ihn mit Magie und schwingt das Objekt nach ihrem Willen. Ihre Schrift ist feinsäuberlich und geschwungen. Zu schön und fast märchenhaft. Eine lange Zeit beobachtet Skyla sie gedankenverloren, bis sie ein paar Wörter liest und feststellt, dass der Eintrag von ihr handelt.

„Ich bin doch kein Geist oder Dämon! Warum schreibst du über mich?"

„Du bist ein Medium. Solch eine Begegnung halten wir ebenfalls in unseren Tagebüchern fest. Bilde dir darauf nichts ein. Das machen wir mit allen Begegnungen. Besonders dann, wenn wir einer Hexe begegnen. Bei denen ist besonders Vorsicht geboten."

„Ahha." Skyla überfliegt ein paar Sätze, woraufhin sich Entsetzen in ihr breitmacht. „Du stufst mich als gefährlich ein?"

„Das tue ich."

„Mit welcher Begründung?"

„Hör mal, du hast vor ein paar Stunden einen Dämon an dich gebunden und jetzt folgt dir der nächste Schutzgeist. Und was mich etwas verärgert, ist, dass es sich hierbei um einen entfernten Artgenossen handelt."

Die junge Köchin blinzelt Milans Partnerin perplex an. „Was sagst du da? Ich dachte, wir reden hier von einem Geist."

„Ja und nein." Mia rollt die Augen und unterbricht ihre Arbeit. „Ein Nang Tani stammt von den Feen ab, kann aber bei Gefühlsausbrüchen extrem gefährlich und bösartig werden. Und doch gehört sie zur Kategorie Fee, mehr aber Geist, denn sie hat keine Flügel. Aber viele Eigenschaften meines Volkes. Naja, was soll ich sagen. Wenn du dir eine Fee angelst, dann eine böse."

Die Tatsache, dass Dalika zu den Feen gehört, beruhigt Skyla ungemein. Damit wirkt der Nang Tani weniger bedrohlich auf sie.

„Sag mal, womit hat Milan gegen sie gekämpft?"

„Geht es auch genauer!"

Mias schlechte Laune ist wieder mal ungenießbar.

„Das Pulver zum Beispiel", erinnert sich Skyla an den Inhalt in Milans Jackentasche.

Mia lächelt frech. „Steinsalz. Das zeigt, dass sie ebenfalls zur Kategorie Geist gehört. Denn Feen reagieren nicht so stark darauf."

„Und wie kann ein Geist von Messern getroffen werden?"

Schließlich erinnert sich Skyla daran, dass Dalika von einem Tunneleffekt sprach.

„Es ist möglich", mischt sich Milan ein und kommt zu ihnen, „eine Zauberformel hilft uns dabei. Ich bin so froh, dass der Nang Tani die Messer aus sich herausgerissen hat. So konnte Mia diese einsammeln. Du glaubst ja nicht, was eine Hexe für solch einen Zauber verlangt. Ein kleines Vermögen."

„Hab schon verstanden. Die Dienste der Hexe scheinen teuer zu sein."

Milan nickt stumm.

Seine Fee hingegen wird ungeduldig: „Also wo ist Justin?"

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt