Hautnah beobachtet Skyla, wie der Geistesblitz Milan trifft. Seine Augen weiten sich und das Staunen ist ihm ins Gesicht geschrieben. Als er den Finger hebt, bleckt Skyla die Zähne. Sie rechnet mit frechen Kommentaren und erhofft sich, böse genug dreinzublicken, damit er schnell die Biege macht.
„Du hattest eine paranormale Begegnung oder?"
„Ja, in der Tiefgarage."
„Ich rede von der Zeit nach unserer Sitzung im Park."
Es klingt wie bei einem Besuch bei einem Therapeuten.
Ihr ist zum Lachen zu Mute. Aus Verzweiflung. „Nur eine? Ich treffe ständig auf die Spukgestalten."
Milan wimmert und wird ganz bleich um die Nase. „Och nö!"
„Oh doch!"
Der Geisterjäger kratzt sich am Kinn und jammert leise: „Anscheinend ziehe ich Hexen magisch an. Muss mein Charme sein."
Der nächste Mülleimer ist zum Glück in unmittelbarer Nähe. Nur für den Fall der Fälle, wenn sich der Würgereiz meldet.
„Wie eingebildet kann man nur sein?", spricht sie ihren Gedanken laut aus.
Milan lächelt wissend. „Ach komm. Ich weiß, du findest mich heiß."
Skyla möchte verneinen, aber sie ist eine ehrliche Bürgerin. Aber das Geständnis sei ihm nicht gegönnt, woraufhin sie das Thema wechselt: „Die Stadt ist voller unheimlicher Geister. Also geh doch bitte und mache deinen Job!"
„Das mach ich doch!" Er winkt ab. „Ich sehe eine magische Bombe, die hochgehen wird, wenn ich sie nicht unter Kontrolle bringe."
Skyla kichert gespielt. „Du und dein unwiderstehlicher Charme. Ich glaube, die Girls stehen darauf, wenn du sie als tickende Zeitbombe betitelst."
Am Ende funkelt sie ihn böse an. Milan sieht dies gelassen und faltet die Hände geduldig zusammen.
„Hexen sind Biester. Habe ich das nicht erwähnt?"
„Hast du."
„Dann verstehst du doch sicher, dass sie gerne der dunklen Seite verfallen."
„Vielleicht aber auch nur, weil Kerle wie du daher gelaufen kommen und ihnen das Herz brechen."
„Autsch! Das tat weh!"
Ihre Augen werden schmal bei seinem dämlichen Grinsen. „Als ob!"
Milan lässt sie als Sieger aus dieser Unterhaltung gehen. Stattdessen rückt er mit einer Visitenkarte heran.
„Komm morgen mal vorbei, Skyla. Du solltest die Gefahr nicht unterschätzen und wir sollten uns in Ruhe unterhalten. Wäre es dir gegen Abend recht?"
Seine Stimmungsschwankungen sorgen für große Verwirrung. Der feindlich gesinnte Blick ist wie weggespült und da ist sie wieder, die freundliche und besorgte Seite. Wenn sie ihn doch nur verstehen könne.
„Ich arbeite im Restaurant und das ab zehn Uhr morgens, bis zum späten Abend", erwähnt sie ihn mit fletschenden Zähnen und verflucht nebenbei all die Leute, die humane Arbeitszeiten haben.
Milan seufzt und beschließt: „Für dich mache ich dann eine Ausnahme und stehe an einem Samstag früh auf. Dann schaue bitte vor der Arbeit vorbei, okay?"
„Ich werde es mir überlegen", grummelt sie.
„Nimm die Gefahr bitte ernst."
Ihre Gelassenheit scheint den Geisterjäger zu verärgern.
Seine Gesichtszüge verändern sich und sein Lächeln schwindet. Er wirkt etwas gequält, irgendetwas scheint ihn zu beschäftigen. Für nur einen kurzen Moment lässt er seine Maske fallen und offenbart ihr einen Blick auf seine wahren Gefühle. Kaum haben die beiden Augenkontakt, ändert sich dies mit einem Schlag. Das falsche Grinsen von seiner Seite beeindruckt Skyla gar nicht. Stattdessen fragt sie sich eher, was ihm gerade durch den Kopf gegangen sein könnte.
„Stimmt etwas nicht?", versucht sie ihr Glück.
Milan spielt jedoch den Dummen. „Wovon sprichst du?"
„Dich beschäftigt doch irgendetwas", gibt sich Skyla so leicht nicht geschlagen.
„Ja, die Tatsache, ob du wirklich ein Mädchen bist. Das mit der Tasche habe ich nicht vergessen."
Er zwinkert ihr am Ende seiner frechen Antwort zu.
„Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht möchtest. Aber da ist etwas, was dich anscheinend belastet."
„Du musst dich irren, Sonja."
Sein anschließend dreistes Lächeln lässt sie nicht daran zweifeln, dass er beabsichtigt einen falschen Namen gewählt hat.
„Diesen Blick habe ich schon öfter gesehen. Lukas' Vater hat oft so reingeblickt. Darüber zu reden hilft", teilt Skyla ihm mit.
„Was erwartest du, Skyla? In meiner Branche erleben wir oft genug das Grauen. Du magst dir gar nicht vorstellen, welche Alpträume wir jagen. Deshalb rate ich dir, komm vorbei. Bevor es noch schlimmer wird", rät er ihr mit Nachdruck.
Hah, ich wusste es! Er hat meinen Namen nicht vergessen. Schon schlimm genug, dass ich mich am Ende darüber freue, dass er meinen Namen kennt. Was ist nur los mit mir?
Nervös startet sie einen erneuten Versuch, tiefer in seine Seele zu blicken. „Sind es diese Kreaturen, die dir Sorgen machen?"
„Mich beschäftigt deine Haarfarbe. Wieso blau? Warum nicht direkt bunt?"
Alles klar, er wird nicht reden.
„Wie du willst." Sie zuckt mit den Schultern. „Aber beschwere dich nicht."
„Also der Kerl da vorne ist dein Freund?" Nun grinst Milan frech. „Du, Zicke, bist also in einer Beziehung?"
„Lukas ist mein bester Freund, nicht mehr und nicht weniger", betont sie streng.
Milan schüttelt frech seinen Kopf. „Ist klar."
Es wäre nicht Lukas, wenn er nicht bemerken würde, dass man ihn ansieht. Nun bricht die Mauer Emilie in sich zusammen und Skylas bester Freund steuert konsequent in ihre Richtung.
„Fertig, Skyla?"
Sein Ton ist verdächtig schroff. Da Skyla zusammenzuckt, werden Lukas' Züge augenblicklich weicher. Reue blitzt in seinen Augen hervor.
Aber noch ehe er sich entschuldigt, reibt Milan freudig die Hände. „Alles gut. Die Zicke und ich werden keinen Ärger machen. Ich freue mich sogar schon. Riecht ihr die gebrannten Mandeln? Sie rufen mich."
Auf seine Meinung legt Lukas keinen Wert, deshalb versichert Skyla ihrem Freund: „Es ist alles geklärt, Lukas."
Milan hat Emilie fast erreicht, woraufhin sich Skyla in Bewegung setzen mag. Aber Lukas hält sie zurück und betrachtet sie besorgt.
„Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache, Skyla. Wollen wir uns nicht lieber von der Gruppe trennen?"
„Emilie würde mir nicht verzeihen."
„Vergiss nicht, sie halst dir Ärger auf. Der Kerl ist mir nicht sympathisch."
„Du bist ja bei mir."
Er nickt couragiert. „Verlasse dich darauf."
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Nebenjob Geisterjagd
ParanormalBand 1 "Was du siehst, das kann auch dich sehen. Die Geister werden dich auf Dauer nicht ignorieren, du wirst ihnen ein Dorn im Auge sein. Um Unschuldige nicht in Gefahr zu verwickeln, solltest du lernen, wie man gegen das Böse angeht. " "Geraten wi...