Justin spielt mit seinem Leben. Noch wirbeln die Verachtung und der Zorn wie ein hungriger Wirbelsturm in Skyla. Grund dafür ist die abscheuliche Höllenbrut, die sie an sich gebunden hat. Aber der Geisterjäger legt keinen Wert auf ihr Empfinden und will den nächsten Punkt abarbeiten. Er schiebt sich frech in ihr Bild und schnippt dreist mit den Fingern vor ihrer Nase. Daraufhin fletscht Skyla die Zähne. Nichts, was Justin beeindruckt.
„Da der Vertragsschwur geklärt ist, möchte ich dich auf etwas anders hinweisen. Hast du dich nie gefragt, warum man dich nicht als Hauptverdächtige betrachtet hat? Schließlich fanden sie dich am Tatort. Das Blut der toten Frau klebte dir im Gesicht. Für gewöhnlich wärest du da nicht fein rausgekommen."
Skylas Körper reagiert auf das Erlebnis noch immer mit einem Zittern. Aber Justin hat Recht. Ähnliche Gedanken plagen sie bis heute noch. Sie rechnet jeden Moment mit einem Anruf von der Polizei oder einem Brief von einem Anwalt.
„Ich wollte doch nur helfen, als ich ihren Hilferuf hörte."
„Falsch! Gehört hast du den Geist. Sie war schon tot, bevor du überhaupt den Betrieb verlassen hast", korrigiert er sie streng.
„Also hat mich der Geist gerufen, um sich an meine Fersen zu heften?"
Justin nickt ihr zustimmend zu. „Der Geist hat die Kamera im Parkhaus manipuliert, sodass du für die Behörden nicht als Hauptverdächtige dastehst. Bei der Videoüberwachung hat er eine dunkle Gestalt erschaffen, die sich auf die Frau gestürzt hat. Das Blut in deinem Gesicht konnten sich die Beamten dennoch nicht erklären. Aber selbst als diese Gestalt über der Leiche entstand und der Wind dir das Blut ins Gesicht klatschte, zweifelten sie das Videomaterial an. Ich arbeite mit einem von ihnen zusammen. Jemand, dem bewusst ist, dass böse Geister unter uns hausen. Bei solchen Fällen werde ich dann als Berater dazu gerufen. Ob du es glaubst oder nicht, aber ich habe für dich ein gutes Wort eingelegt."
Das Blut des Opfers.
Mit panikgeweiteten Augen wandern die Finger das Gesicht hinauf. Der Geschmack und der Geruch kehren zurück, lassen Skyla würgen.
„Justin! Das ist zu früh!", beschwert sich Milan bei seinem Mitbewohner. „Siehe sie dir doch an!"
„Schnauze, Milan!" Justins Brille blitzt verdächtig auf. „Vor Eintritt des Todes und weitere vierundzwanzig Stunden war der Geist mächtig genug, um seine wahre Gestalt anzunehmen. Eine sehr gefährliche Zeitspanne. Selbst für uns Jäger. Danach schrumpfte dieser und seine Form veränderte sich. Sie wird schon fast niedlich. Ein beschämender Moment für den Geist. Ich hörte von deiner Panikattacke und kenne deine Krankenakte. Ich bin mir sicher, dass du die wahre Form noch zu sehen bekommen hast, Skyla. Darf ich erfahren, wie der Geist aussah?"
Informationen, die sich nur schwer verdauen lassen und erst langsam in den Kopf einsickern. Das Geräusch vom tropfenden Blut kehrt zurück und lässt Skyla erschaudern. Ihr Blick schnellt nach oben zur undichten Decke.
Wasser. Nein. Blut!
Ihre Furcht entgeht einem Kerl wie Justin nicht und so nähert er sich Skyla. Gehetzt schnellt sie mit dem Kopf in seine Richtung.
„Du erinnerst dich oder?"
„Justin, hör auf!"
Milan erhebt sich erbost. Die Aktion kann er anscheinend nicht befürworten. Doch sein Mitbewohner ignoriert ihn gekonnt.
„Du bist dem Geist begegnet. Er ist dir aufgelauert und hat sich dir gezeigt."
Mit klopfendem Herzen blickt Skyla zur Seite, wo plötzlich die Leiche des Opfers liegt und aus der Blutlache das Monster entsteht, das ihr am Abend auf die Station gefolgt ist. Noch immer erinnert die Kreatur an einen bösen Flaschengeist. Der Mund ist wie damals auch zu einem Sichelmond geformt und lässt sie erschaudern. Es ist ihr flehender Blick, der Milan ermutigt, zu handeln. So schließt er Skyla sanft in eine tröstende Umarmung. Ein lautes Niesen ertönt im Hintergrund und lässt das Medium zusammenschrecken. Ihre Erinnerung von dem Monster ist noch immer nicht verschwunden. Die Gestalt verharrt an Ort und Stelle. Nur mit dem Unterschied, dass diese zu leuchten beginnt. Das Bild der Bestie ist wie eingefroren und Justin tritt an den bösen Geist heran, um ihn aus nächster Nähe zu betrachten. Auch Milans Augen weiten sich.
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Nebenjob Geisterjagd
ParanormalBand 1 "Was du siehst, das kann auch dich sehen. Die Geister werden dich auf Dauer nicht ignorieren, du wirst ihnen ein Dorn im Auge sein. Um Unschuldige nicht in Gefahr zu verwickeln, solltest du lernen, wie man gegen das Böse angeht. " "Geraten wi...