Kapitel 36 - Teil 4

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Wie ein Altar ist der Steg mit Seerosen, Muscheln und Perlen geschmückt. Ungeduldig warten vier Sirenen auf die Ankunft des Bootes. Zwei von ihnen erkennt Skyla von gerade eben wieder und eine sticht durch ihre weiße Haarpracht hervor. Ihre rosafarbenen Pupillen sind nicht rund, sondern geformt wie eine Rose. Ihr Lächeln ist wie eine volle Portion Sonnenschein. Von allen vieren ist sie die Geduldigste. Ihre Bewegungen sind ruhig, während ihre Gleichgesinnten zappeln wie frischgefangene Fische. Nummer vier hat wie die anderen beiden dunkles Haar. Ihr Seelenspiegel gleicht einer reifen Orange.

Milan verharrt in der Bewegung, womit das Boot langsam zum Stillstand kommt. Seinem Blick zu urteilen, überlegt er, kehrtzumachen.

„JUSTIN!", ruft er stattdessen.

Voller Ungeduld hält er Ausschau nach dem Griesgram.

„Ihr habt uns nicht zu fürchten", spricht die Weißhaarige zu ihnen.

„Ihr seid Diebe." Milan erhebt sich. Er baut sich auf und bringt das Boot verdächtig zum Schwanken. „Verlogene Diebe."

„Dein Ton gefällt mir nicht!", faucht ihn das Gelbauge an.

Es handelt sich um die Sirene, die sich in Bewegung setzt und an das Boot schwimmt, sodass Milan das Ruder wie ein Schwert auf sie richtet. Sein Blick ist warnend.

Skyla bemerkt erschrocken, wie einer der vier Seebewohner fehlt.

„Milan."

„Nicht jetzt, Skyla."

Sein Ton ist zur Abwechslung schroff.

Skyla atmet genervt aus. Sie will sich nicht den Mund verbieten lassen und so nimmt sie einen Atemzug, als sich plötzlich die Sirene mit orangen Augen ins Boot zieht. Ihre Schwanzflosse erinnert Skyla an einen Goldfisch. Von der Form und Farbe. Das rote Bikinioberteil sieht aus wie der obere reizvolle Teil einer Bauchtänzerin. Mit aufwendiger Paillettenstickerei und Mustern. Noch ehe Skyla oder Mia reagieren können, schnappt sich die Fremde Milan und reißt ihn ins Wasser. Bevor das Boot umgerissen wird, kommen die anderen Nixen angeschwommen und stabilisieren dies.

„MILAN!", ruft Mia besorgt.

Die Fee schwirrt besorgt umher. Auch Skyla erhebt sich. Bereit, sich in die Tiefen des Sees zu wagen und nach ihm zu suchen. Aber Milan taucht neben dem im Wasser schwimmenden Paddel auf. Ihm steht der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Der Scherzkeks hingegen umrundet ihn kichernd und weicht Milans Fangversuch aus.

„Lass die Nixe und komm rauf aufs Boot", fordert Skyla ihn auf.

Dabei kann sich das Medium nicht entscheiden, besorgt oder amüsiert über seine Lage zu sein. Der Plan scheitert, als die Sirenen das Boot in Bewegung setzen. Zum Glück geht es zum Steg und nicht aufs offene Wasser. Justin ist ebenfalls anwesend und betrachtet das Geschehen mit Skepsis, dennoch kommt er ihr entgegen und bietet ihr sogar eine helfende Hand an. So steigt Skyla mit seiner Hilfe aus.

Es wäre nicht Justin, wenn er den Besserwisser raushängen lassen würde: „Das sind keine Nixen, sondern Sirenen."

„Mhm. Schön für die Sirenen." Sie deutet auf Milan. „Besser wir schauen, dass er aus dem Wasser kommt."

Erschrocken weicht das Medium zurück, als sich zu jeder freien Seite zwei Sirenen auf den Steg ziehen und es sich am Rand gemütlich machen. So, dass ihre Flossen halb im Wasser hängen. Unbewusst rückt Skyla näher an Justin und hält beschämt inne, als ihr klar wird, dass sie nach seinem Hemd greifen will.

„Die vier verfolgen uns schon eine ganze Weile", flüstert sie dem grimmigen Geisterjäger zu, „was machen wir jetzt?"

„Wir hören uns an, was sie zu sagen haben", antwortet Justin ruhig und blickt in die Runde.

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt