Kapitel 9 - Teil 1

93 25 46
                                    

Die Eintrittskarte zum Geisterhaus ist schnell geholt und so tritt Skyla mutig in die dunkle Höhle ein. Tief in den künstlich erzeugten Nebel. Getaucht in roten Lichtern. Verkleidetes Personal huscht an ihr vorbei und springt ihr teilweise vor die Füße. Überwiegend ist die Schülerin gefasst, bis auf wenige Male. In unvorbereiteten Momenten, wo ihre Aufmerksamkeit mehr der Suche des kleinen Mädchens bedarf. Obwohl ihre Eltern sie immer wieder mal im Jahr pranken, erschreckt sie sich zwischendurch. Nach dem Schreckmoment bestaunt sie die kunstvollen Details der Masken und Kostüme. Ähnlich wie die ihrer Eltern, die besonders darauf geachtet haben, dass der Streich so schnell nicht auffliegt.

Es ist jedoch zum Mäusemelken. In den beengten Gängen zwischen Nebel, Spiegeln, Särgen und nachgestellten Wohnwänden aus vergangen Jahrhunderten wird Skyla nicht fündig. Das Mädchen ist wie vom Erdboden verschluckt. Dabei versucht sie, so achtsam und konzentriert zu sein wie möglich. Die Besucher des Geisterhauses und die verkleideten Mitarbeiter lenken sie immer aufs Neue ab. Ihr Explosionslevel steigt rapide an. Viel schlimmer ist die Tatsache, dass sich Lukas draußen aufhält. Der Junge, der ihren Zorn immer besänftigt bekommt. Die vielen Einflüsse wirken sich zu extrem auf Skyla aus. Es folgt eine kleine Pause angelehnt an der hölzernen Wand. Die Leute schreiten amüsiert an ihr vorbei, während Skyla sich auf ihre Atmung konzentriert und Kraft für die bestehende Aufgabe tankt. Denn ein Wutausbruch bringt sie nicht weiter.

Wo mag sich das Gör und dieser Plüschbär verstecken?

Ganz langsam schleicht sich der Gedanke ans Aufgeben in ihren Kopf. Skyla hat die Hoffnung fast aufgegeben, da bemerkt sie schwarzen Rauch, der aus den Wänden quillt und spielerisch durch die Luft wirbelt. Mit nur einem Schritt nach vorne, stürzt die Schülerin plötzlich hinab. In ein dunkles Loch, das von jetzt auf gleich vor ihr entstanden ist und nur darauf gewartet hat, Skyla zu verschlingen.

Die tiefe Dunkelheit wirkt endlos. Es bietet sich keine Möglichkeit, den Fall zu bremsen. Die Kehle ist trocken und wie zugeschnürt. Der Puls schnellt bedrohlich in die Höhe. Die Bewusstlosigkeit kündigt sich an. Der Kampf um die Kontrolle ihres Körpers erweist sich als kein leichtes Unterfangen. Ständig wollen die Augen zufallen und der Kopf fühlt sich bleischwer an. Der tiefe Sturz entkräftet sie und doch wäre Skyla ein gefundenes Fressen für das, was dort unten auf sie lauern könnte, wenn ihr Bewusstsein verloren geht.

Schwaches Licht durchbricht die Finsternis. Dielen sind in Sicht. Die Arme schützend vor dem Kopf kracht Skyla zu Boden. Staub wird aufgewirbelt und reizt ihre Lungen, sodass sie zu husten beginnt. Ein Blick hinauf sorgt für Verwirrung, denn der Ort unterschiedet sich kaum von dem Flur des Geisterhauses. Anders als vorher schwirren schwarze Partikel in der Luft und dunkler Rauch tanzt wie Flammen am Boden. Nach und nach löst sich dieser, um davon zu schweben. Ein leicht rötliches Licht vergibt der Räumlichkeit eine schaurige Atmosphäre.

Ob ein Traum sie heimgesucht hat? Oder vielleicht befindet sich irgendein Mittel in dem Rauch. Etwas, was sie halluzinieren lässt. Mit einem mulmigen Gefühl erhebt sich Skyla. Weit und breit befindet sich keine Menschenseele. Vorsichtig setzt sie einen Fuß nach vorne, damit wirbelt sie den Nebel auf. Ihre Schritte schallen beunruhigend laut durch den Raum und für einen langen Moment übertönt der eigene Herzschlag die komplette Geräuschkulisse.

Wie aus dem Kanonenrohr fliegt etwas auf Skyla mit rasender Geschwindigkeit zu. Es ist ein Reflex, der sie vor großen Schaden bewahrt. Denn wie durch ein Wunder schafft sie es, den dämonischen Teddy abzufangen. Angewidert von dem Ausdruck der wilden Bestie starrt sie in die leuchtend roten Augen. Das Raubtiergebiss lässt den Teddybären nicht gerade freundlicher wirken. Skyla nicht wahrhaben, wie ein Kind an solch einer Kreatur festhängen kann. Das Monster aus Watte und Bosheit windet sich in ihrem Griff und schafft es, näher an sie heraufzuklettern. Der Geruch von Schwefel liegt in der Luft.

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt