Die Finsternis wird von einem hellen Lichtstrahl gebrochen. Skylas Vater leuchtet sich den Weg hinunter. Überrascht dreht sich Skyla zur Unordnung und noch bevor der Gedanke zu Ende gedacht ist, kribbeln ihre Finger. Mit nur wenig Konzentration steuert Skyla das Regal aus der Ferne, sie richtet es auf und schickt es an die gewünschte Stelle. So viele herumliegende Gegenstände wie möglich lässt sie ins Regal schweben, während sie zu den Konserven und Einmachgläsern geht. Omas Ordnung ist ihr bereits bekannt, deshalb ist der Rotkohl auch in Windeseile gefunden. Sie schnappt sich einen Korb, der auf dem Boden liegt und befüllt diesen mit zwei Gläsern Rotkohl. Dabei lauscht Skyla den nähernden Schritten ihres Vaters. Dieser schreitet an ihr vorbei und tritt dabei gegen eine Packung Waschmittel. Skyla hofft, dass sie nicht allzu viel in der Dunkelheit übersehen hat. Fluchend hebt ihr Vater die große Verpackung auf und legt sie ins Regal zurück.
„Vergiss die sauren Gurken nicht, Mary wartet bereits schon ungeduldig. Man sollte eine Schwangere besser nicht warten lassen. Ich sehe mal nach dem Verteiler", spricht er seine Tochter an und lächelt am Ende wissend.
Skyla weiß nicht, ob sie ihn allein lassen sollte, also schlägt sie vor: „Ich kann dir helfen. Ich leuchte auf den Stromkasten, so kannst du dich in aller Ruhe um das Problem kümmern."
„Meinetwegen."
Ihr Vater greift an Skyla vorbei und legt ihr die sauren Gurken in den Korb. Schließlich folgt sie ihrem Vater zum Verteilerkasten, er reicht ihr die Taschenlampe, die sie in Gedanken entgegennimmt. Wachsam blickt sie umher, während die Tochter ihrem Vater Licht spendet. Das Medium hält Ausschau nach Bewegungen in der Dunkelheit oder vertrauten Umrissen, die sie dem Geist zuordnen kann. Zum Glück kommt es zu keinen Komplikationen und der Strom ist schnell wieder eingeschaltet. In dem Moment, als das Licht jedoch im Keller angeht, sieht sie den schwarzen Geist hinter ihrem Vater. Das Wesen blickt sie hasserfüllt an, bevor es auf die Sekunde verschwunden ist. Nun endlich hat sie den weißen Handabdruck auf der Brust zu sehen bekommen. Eine Bestätigung, die sie einfach braucht, um zu wissen, ob sie hier wirklich etwas ausrichten kann. Ihr Körper jedoch ist wie erstarrt, denn für einen Moment bangt Skyla um das Wohl ihres Vaters. Der Geist hätte ihnen schaden können und doch hat sich der paranormale Besucher anders entschieden. Zu ihrem Glück. Solch eine Nähe hinterlässt Spuren, selbst für Skyla. Dem Medium wird bereits schwummrig und ihre Beine fühlen sich an wie Wackelpudding. Es ist ein Wunder, dass Skyla noch steht.
Besorgt schaltet ihr Vater die Taschenlampe aus und betrachtet seine Tochter mit runzelnder Stirn.
„Vielleicht hat deine Oma Recht, du wirkst mitgenommen. Ich beneide dich für deine Berufung nicht, Kind. Den ganzen Tag auf den Beinen stehen und den Kochlöffel zu schwingen. Gönnst du dir genug Ruhe nach der Arbeit?"
„Ich denke schon", bringt sie Worte schwach über die Lippen.
„Du solltest heute vielleicht mal früher ins Bett gehen und dich ordentlich ausschlafen."
„Lasst ihr mich auch ausschlafen?"
Ihr Vater lächelt amüsiert. „Ich kann nichts versprechen."
Gemeinsam begeben sich die beiden hinauf. Eine einfache Unterhaltung über ihre Ausbildung lässt Skyla die Gefahr vergessen. Fast sorglos trottet sie hinter ihrem Vater her und berichtet ihm, wann die Prüfungen stattfinden und welche Thematiken sie vermutet.
Unterwegs zum Wohnzimmer provoziert der Geist Skyla, indem er einige Bilderrahmen hinunterschmeißt. Dabei gehen zwei zu Bruch. Ihr Vater stoppt und sieht sich den Schaden an.
„Oh, Skyla! Pass doch gefälligst auf! Deine Oma ...", er spricht zwar weiter und doch gehört Skylas Aufmerksamkeit dem Geist, der ein Stück weit neben ihnen auftaucht.
Das Medium folgt dem Blick des Geistes und muss schlucken. Über ihnen befindet sich eine alte Deckenleuchte, zum Glück zerspringt nur die Glühbirne. Wäre dieses schwere Teil hinuntergefallen, könnte es als Mordwaffe durchgehen. Schnell handelt Skyla und lenkt die Scherben fern von ihnen, sodass die Splitter ein Stück weiter zu Boden fallen.
Ihr Vater schreckt auf und blickt zuerst auf die kaputte Lampe, bis er die Scherben neben ihnen entdeckt.
„Was für ein Tag!", ärgert er sich. „Fegst du bitte die Scherben auf. Ich hole eine neue Glühbirne und die Leiter."
Während ihr Vater die eine Richtung einschlägt, ist Skylas Ziel erst mal das Wohnzimmer. Immerhin trägt sie Einmachgläser mit sich und bei solch einem polternden Geist möchte sie die zerbrechliche Ware erst mal loswerden. Skyla kommt nur wenige Schritte voran, da wird ihr etwas entgegen geschleudert. Sie schützt sich mit den Armen und blickt nun auf den Besen und das Kehrblech, die nun vor ihren Füßen liegen. Ein Blick hinauf zu dem Geist und schon steigt ihr die Zornesröte ins Gesicht, anscheinend amüsiert sich ihr Geist köstlich. Er grinst sie so dämlich an. Da sie über den Besen steigt und erst mal den Korb loswerden will, schiebt der Geist eine Kommode vor die Tür zum Wohnzimmer.
„Dein Ernst? Na warte!", platzt der Frust aus dem Medium.
Jetzt reicht es mir!
Skyla legt den Korb nieder und stürmt zum Geist, dabei springt sie über die Kommode. Kaum landet die sonst so sportfaule Skyla auf ihren Beinen, muss sie sich sofort schützen. Schuld ist ein Spiegel, der neben ihr zerspringt. Dank ihrer Fähigkeit bleiben die messerscharfen Scherben in der Luft schweben. Mit angehaltenem Atem blickt Skyla auf das Geschehen. Wäre sie kein Medium, dann hätte dies sicherlich ihren Tod bedeutet. Die Scherben wollten sie gnadenlos aufspießen. Skylas Konzentration schwindet schlagartig, als sie den Geist lachen hört. Damit endet der Zauber und die Scherben fallen zu Boden, wo sie in noch kleinere Bestandteile zerfallen.
Die Tür des Wohnzimmers stößt nun gegen die Kommode und mit ein wenig Kraftaufwand wird das Möbelstück mit der Tür weggeschoben.
„Was ist denn hier los?", dringt eine männliche Stimme aus dem Wohnzimmer.
Daniel betrachtet überrascht das Chaos, während Skyla nach dem verschwundenen Geist Ausschau hält. Doch der ist weg. Fürs Erste. Skyla springt erneut über die Kommode, um sich den Korb zurückzuholen. Gerade, als sie sich hinunterbeugt, bewegt sich der Behälter ein gutes Stück von ihr fern. Das ist ihr zu doof, also holt sie sich die Trage mit ihrer Fähigkeit zurück. Daniel rückt nun die Garderobe an Ort und Stelle, schließlich dreht er sich zu ihr.
Skyla sieht es ihm an, er will sie mit Fragen konfrontieren.
Dafür gibt sie Daniel keine Gelegenheit, denn sie drückt ihm den Korb in die Hand und bittet ihn: „Bringe das bitte in die Küche, ich fege hier mal die Scherben auf."
Der zukünftige Vater nickt zögernd, schließlich kehrt er in das Wohnzimmer zurück. Gerade, als sich Skyla umdreht, klatscht ihr der Besenstil ins Gesicht und nun hört sie auch noch Kai lachen, der auf den Treppenstufen zur oberen Etage sitzt und sie durch das Gitter beobachtet.
„Kai! Agnar! Killt dieses Vieh! Fresst ihn meinetwegen! Aber kümmert euch um diesen scheiß Geist!", befiehlt sie zähneknirschend.
Sie beobachtet genervt, wie Kai die Treppen hinunterhüpft und sich auf die Suche macht. Schließlich fegt sie die Scherben auf. Eine Arbeit, die ihre Nerven beruhigt und wofür sich Skyla absichtlich mehr Zeit nimmt.
Als sie die Bruchstücke der Glühbirne aufgekehrt hat, erblickt das Medium in einem weiteren kleinen Spiegel den schwarzen Geist, der hinter ihr steht. Voller Tatendrang dreht sich Skyla um. Mit dem Ziel, dem Geist noch einmal zu schaden. Doch der Geist ist bereits verschwunden, als sie jedoch in den Spiegel zurückblickt, steht er hinter ihr. Also greift das Medium langsam und unauffällig hinter sich, ohne sich dabei umzudrehen. Ihre Finger legen sich um den knochigen Arm und nun fängt der Geist an, zu schreien. Da sie ihn gepackt hat, dreht sich Skyla um. Gefasst, dem Grauen ins Gesicht zu blicken. Ein kurzer Blickkontakt, bevor ihre freie Hand auf seiner Stirn landet, als würde sie seine Temperatur erfühlen wollen. Das Wesen erstrahlt in einem gleißenden Licht. So hell, dass Skyla ihre Augen zukneifen muss.
Bevor die Kreatur verschwindet, trifft der teerartige Geisterspeichel Skyla im Gesicht. Angewidert löst sie sich und noch während ihres Vorhabens, ihr Gesicht von der klebrigen Masse zu reinigen, wird sie mit der nächsten Erinnerung konfrontiert.
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Nebenjob Geisterjagd
ParanormalBand 1 "Was du siehst, das kann auch dich sehen. Die Geister werden dich auf Dauer nicht ignorieren, du wirst ihnen ein Dorn im Auge sein. Um Unschuldige nicht in Gefahr zu verwickeln, solltest du lernen, wie man gegen das Böse angeht. " "Geraten wi...