Kapitel 14

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Milan unterbricht die Gedanken mit dem nächsten Kuss. Ein flüchtiges Aufeinandertreffen der Lippen, das ein angenehmes Kribbeln zurücklässt. Eine hinreißende Verlockung, nur steht auf dem Beipackzettel eine lange Liste möglicher Nebenwirkungen. Wie zum Beispiel ein gebrochenes Herz. Da Skyla immer noch nicht reagiert, reißt der Geisterjäger ihr den Boden unter den Füßen weg, sodass Skyla hoch in seinen Armen liegt. Vor Schreck graben sich ihre Finger in den Stoff seines violetten Shirts. Ihre Reaktion entlockt ihm einen amüsierten Laut. Verliebt betrachtet Milan sie eingehend und wiegt sie spielerisch wie ein Baby. Allein, um sie zu ärgern, dass sich ihr Griff verstärkt. Der Geisterjäger ignoriert dabei sämtliche flehenden Blicke.


Bevor Skyla ihn mit Fragen konfrontieren kann, macht Milan einen Schritt nach vorne, woraufhin die beiden in ein Loch stürzen und tief fallen. Ein dunkler Spalt, den kein anderer Besucher bemerkt hat und womit Skyla davon ausgeht, dass dieser Eingang nicht von jedermann gesehen werden kann – ähnlich wie im Geisterhaus auf der Kirmes. Vielleicht sollte sie sich vor dem Ungewissen fürchten, doch sie vertraut Milan. Verrückt, wenn sie bedenkt, dass sie diesen Mann kaum kennt. Skylas Arme klammern sich fester an ihm. Ihr Herz protestiert und mit jedem Herzschlag beschimpft es den Besitzer, wie naiv sie doch nur sein kann.


Eine lange Zeit ist es stockfinster und der Fall tief. Je weiter die beiden stürzen, desto mehr sorgt sich Skyla, heil wieder hinaus zu finden. Dann endlich zerschlägt eine Lichtquelle die Finsternis. Am Ende begrüßt sie eine lichtdurchflutete Höhle. Sonnenstrahlen bahnen sich aus der Nähe einen Weg hinab ins Erdreich. Milan landet sicher auf seinen Beinen und hält das Gleichgewicht, als gäbe es nichts Leichteres auf der Welt. Grinsend betrachtet er Skyla, die sich mit ihrer Umgebung auseinandersetzt.


Das Wunder der Natur lässt sie staunen, denn dieser Ort hat etwas Mystisches an sich. Abgesehen von den vielen bunten Kristallen, die sich überall aus dem Erdreich hinauskämpfen, fällt das Sonnenlicht schräg im Winkel von ungefähr Hundertzwanzig Grad auf den See mittig des Raumes. Die Kristalle im Wasser lassen die tiefen Stellen weißbläulich leuchten, sodass die Oberfläche nicht nur auffällig glitzert, sondern auch leuchtet. Farbenfrohe Blüten fühlen sich in diesem Erdreich pudelwohl. Pflanzen, die Skyla noch nie zuvor gesehen hat. Wenn sie nur könnte, dann würde sie einen kleinen Strauß für ihre Oma mitbringen. Nur bestünde die Herausforderung darin, zu erklären, woher ihre Enkelin die Blumen hat. Wenn ihre Oma Interesse an den Fundort zeigt, bleibt sie verbissen und Skyla befände sich in einer Zwickmühle.


Der friedliche Moment wird zerstört von dem rücksichtslosen Insekt, das Milan als seine Partnerin bezeichnet. Denn Mia beschwert sich leise: „Sie hat ja gar nicht geschrien. Wie langweilig."

Milan reckt seinen Kopf näher an Skyla, um ihr im nächsten Moment einige Worte ins Ohr zu hauchen: „Du, mein Schatz, brauchst ein Wesen, was dich vor den bösen Geistern beschützt. Bevor wir auf Dämonen zurückgreifen, suchen wir doch mal besser die Feen auf."

„Sie werden sie nicht mögen", daran zweifelt Mia nicht. „Sie ist viel zu bösartig und direkt."

„Sie ist nicht bösartig", bestreitet der Geisterjäger.

Mia umkreist Skyla wie ein Geier und verschränkt beleidigt die Arme. „Das sagt nur ein verliebter Narr, wie du es bist. Sie hat den Dämon aus heiterem Himmel gerufen und dir ins Gesicht gepfeffert. Vergiss das nicht! Nicht, dass es mich nicht amüsiert hätte."


Vorsichtig setzt Milan den Passagier ab und beobachtet, wie sie dem Ganzen nicht traut. Skyla blickt den Boden erwartungsvoll an. In der Hoffnung, nicht hindurch zu fallen.

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt