Kapitel 13 - Teil 1

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Mit Liebe geschichtet betrachtet Skyla ungläubig die zwei Sandwiches, die sie dem süßen Geisterjäger wie in Trance zubereitet hat. Eine Vollkornschnitte mit Avocadoscheiben, Streifen der Möhre und der Gurke. Zum Schluss verfeinert mit einer Hand voll frisch geernteter Kresse. Beim zweiten Sandwich greift die Kochazubiene zurück auf Weizenvollkorn-Toast. Dieses ist belegt mit Ei, Hähnchenbruststreifen, ein wenig Salat und abgerundet mit einer Soße aus Senf und Mayonnaise. Damit versorgt sie nicht nur ihre Eltern und sich selbst, sondern auch Milan. Ein Junge, der ihre Schwäche ausnutzt und so glücklich hineinschaut, wenn er gutes Essen in die Finger bekommt. Genau für solch einen Ausdruck hat sich Skyla entschieden Koch zu werden. Genuss und Freude stehen bei ihr an oberster Stelle. Der Kunde soll mit einem strahlenden Lächeln und einem vollen Bauch heimkehren können. Dennoch hat sie nicht vergessen, wie viel Ärger Milan ihr macht.

„Was stimmt nicht mit ihr?", fragt sie sich kopfschüttelnd.

Pünktlich wie abgesprochen holt Milan sie ab und sein glückliches Gesicht, als Skyla ihm die Brotdose in die Hand drückt, zaubert ihr ein Lächeln auf die Lippen. Dieser freche Kerl hat sich wirklich in den Kopf gesetzt, sie fürs Erste zu begleiten und dann zu verschwinden, wenn sie unter vielen Menschen ist. Aber auch nur, wenn Skyla ihm verspricht, in der Not anzurufen. Dank einer SMS ist seine Nummer tatsächlich in ihrem Handy eingespeichert. Mit der Information, woher er an ihre Kontaktdaten kam, rückt er nicht raus. Stattdessen lächelt Milan verdächtig.

Nach der Schule verlässt Skyla genervt das Schulgelände. Grund dafür ist Emilies Beobachtungsgabe. Den ganzen Schultag grinste sie doof. Ihre Klassenkameradin ist zu neugierig. Besonders dann, wenn es um Milan geht. Aber Skyla blieb standhaft. Die schriftlichen Prüfungen rücken immer näher und haben Vorrang. Außerhalb des Schulgebäudes schlägt ihr die frische Luft entgegen und es bietet sich eine Möglichkeit, aufzuatmen. Den Adleraugen des Geisterjägers entkommt sie dabei nicht. Unter all den Schülern entdeckt sie Milan ebenfalls. Sie halten kurz Blickkontakt, bevor sie seufzend den Kopf senkt und sich von der Flut an Leute verabschiedet. Skyla tritt an einen Rosenbusch nah einer belegten Bank. Noch blühen die letzten Blüten, aber schon bald legt die Pflanze eine Ruhepause ein. Ähnlich wie die Rosen auf ihrer Arbeit. Die Pflanzenwelt hilft ihr, für einen Moment all die Probleme zu vergessen und durchzuatmen. Zu ihrem Bedauern tritt Milan besorgt an sie heran. Dabei wünscht sie sich nichts lieber als eine Auszeit. Ein Moment allein mit ihren Gedanken. Selbst in den eigenen vier Wänden ist dies nicht möglich. Zu erschöpft ist sie von dem Alltag und den zusätzlichen Problemen. Zu voll ist ihr Kopf mit all den Dingen, die erst einmal verarbeitet werden müssen.

„Ist alles okay? Du wirkst so genervt."

Skyla möchte nur ungern über ihre anstrengende Freundin Emilie sprechen, also weicht sie dem Thema aus. „Wie war die Geisterjagd?"

Am Ende zwingt sie sich zu einem Lächeln. Etwas, was erneut schief läuft, denn Milan hebt fragend die Augenbraue.

„Überraschenderweise lief diesmal alles soweit gut. Meist bereiten die Geister mir echt Schwierigkeiten. Aber heute hatte der Geist nicht mal den Hauch einer Chance."

„Hey, Skyla! Emilie sucht dich", ruft ihr eine Klassenkameradin zu.

Die Information lässt die Angesprochene erschaudern. Mit geweiteten Augen blickt sie zu Milan auf, der fragend den Kopf schief legt. Wenn Emilie ihn hier sieht, dann steigert sich ihre Freundin zu sehr in die Sache hinein. Fest steht, sie muss hier weg und das am besten schnell. Dankend für die Information winkt sie dem Mädchen zu und fixiert sofort Milan.

„Freut mich, dass die Geisterjagd so erfolgreich war. Aber lass uns bitte verschwinden, bevor Emilie uns folgt."

Damit erntet sie Unverständnis von seiner Seite. Etwas, das er sofort anspricht: „Ist das etwa ein Problem?"

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt