Mit Unbehagen kommt Skyla vor dem Baum zum Halt, wo vorher ihr Beobachter stand. So wie Justin es ihr beigebracht hat, hält sie Ausschau nach Spuren. Nicht einmal Fußabdrücke lassen sich ausmachen. Skyla dreht sich im Kreis, ihre Augen suchen hektisch umher. Ein Blick zum Unterschlupf lässt sie zuerst zweifeln, ob sie sich nicht um ein paar Schritte vertan hat. Doch den großen Beerenstrauch und den auffällig hellen Baumstumpf erkennt sie wieder. Alles passt ins Bild.
Oder irre ich mich?
„Wirklich, ich bin mir sicher, hier stand jemand", stammelt sie, während sie ihren Suchradius erweitert.
Statt Skyla wie gedacht anzuzweifeln, beugt sich Justin hinab und deutet auf schwarzen Ruß und gelbes Pulver. Eine Spur, die sie nicht wahrgenommen hat, weil sie nach Fußabdrücken Ausschau hielt. Vorsichtig tritt sie näher heran, um einen genaueren Blick auf den Fund zu werfen.
„Was ist das?"
„Schwefel." Er klingt alles andere als erfreut. „Wenn wir Pech haben und davon können wir ausgehen, dann freuen wir uns auf einen Dämon."
„Also so etwas wie Kai."
„Nicht so etwas, sondern genauso etwas."
Skyla betrachtet den kleinen Bären und lächelt amüsiert. „Dann müssen wir uns keine Sorgen machen."
Justins Brillengläser blitzen auf, als er aufschaut. Im kühlen Ton versucht er ihr den Kopf zu waschen: „Du bist ein Narr, wenn du die Bedrohung nicht ernst nimmst. Die Hülle blendet dich."
„Das klingt, als wäre Kai ein nützlicher Verbündeter, was er aber ..."
Warnend räuspert sich ihr Schutzgeist und erinnert sie daran: „Ich höre jedes Wort!"
„Du sagtest, unser Beschatter habe in unsere Richtung geblickt? Bist du dir sicher?", erkundigt sich Justin.
„Ja, das bin ich." Es macht Skyla wütend, dass er fragt. Schließlich verunsichert er sie mit solchen Fragen. „Nein, ich habe es mir nur eingebildet! Natürlich hat dieser Dämon zu uns rüber geschaut!"
Daraufhin blicken das Medium und der Geisterjäger tiefer in den Wald. Alles wirkt friedlich. Keine Spur von einem Dämon.
„Kai, kannst deine Artgenossen ausmachen?", interessiert es Justin.
Der Bär öffnet den Mund, da meldet sich Agnar schon zu Wort: „Ich habe eine Spur."
„Gut."
Ein Griff in die Hosentasche und Skyla beugt sich zu Justin vor, als sie bearbeitete Pistolenmunition zu Gesicht bekommt. Auf den Patronen befindet sich eingeritzte Symbole – Pentagramme. Justin atmet auffällig aus, da Skyla ihm auf die Pelle gerückt ist und jeden seiner Griffe im Auge behält.
„Weißt du, deine Neugier ist in meinen Augen ein gutes Zeichen. Nur starre nicht so, sondern frag, wenn sich die Möglichkeit bietet." Er klingt vorwurfsvoll. „Dämonen sind immun gegen einfache Waffen. Sie reagieren aber auf Zauber und Zeichen. Es gibt kleine Tricks, die ich dir beibringen werde."
Skyla nickt zufrieden und blickt auf, als sie plötzlich ein Knarzen wahrnimmt. Langsame Bewegungen aus dem Dickicht wecken ihre Neugier. Wie Schlangen zieht etwas in einem geschwungenen Bewegungsmuster voran.
„Justin! Da kommt etwas auf uns zu!"
Der Geisterjäger blickt auf und erhebt sich in dem Moment, als das am Boden kriechende sich ruckartig aufrichtet und kerzengerade Richtung Himmel wächst. Schwarze Wurzeln, die sich zu starken Dornentrieben verwandeln und eine dunkle Hecke erschaffen. Zwischen dem widerspenstigen Gestrüpp erblühen rote Rosen, von deren Blättern Flüssigkeit hinab tropft. Skyla schlägt sich die Hände vor dem Mund, als sie Tierkadaver in sämtlichen Stadien der Verwesung zwischen den Dornenranken ausmacht. Zudem ist die Pflanze ständig in Bewegung, denn die Triebe drehen und wenden sich unruhig. Die Hecke wandert oder breitet sich aufgrund des Wachstums längst aus, sodass ihnen der Weg tiefer in den Wald versperrt wird.
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Nebenjob Geisterjagd
ParanormalBand 1 "Was du siehst, das kann auch dich sehen. Die Geister werden dich auf Dauer nicht ignorieren, du wirst ihnen ein Dorn im Auge sein. Um Unschuldige nicht in Gefahr zu verwickeln, solltest du lernen, wie man gegen das Böse angeht. " "Geraten wi...