Kapitel 20 - Teil 4

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Trotz dem Wunsch, Distanz zu wahren, nähert sich Skyla erschöpft dem Feuer. Allein, um die Gastfreundschaft des Nang Tani nicht überzustrapazieren. Mit einem gespielten Lächeln setzt sie sich neben ihren Schutzgeist hin und sieht dem Stoffbären eine Weile dabei zu, wie er das Obst verschlingt. Allein sein abartiges Essverhalten fordert sie zum Handeln auf. Die flache Kante ihrer Hand donnert gegen den plüschigen Kopf und trifft auf Widerstand. Seine Birne ist unfassbar weich und gut gepolstert, dass Skyla fast befürchtet, nichts damit erreicht zu haben. Aber ihr Schutzgeist blickt fragend auf.

„Schling nicht so und mach den Mund zu beim Essen! Wärest du mein Gast, hätte ich dich vor die Tür geschmissen!"

„Ihr seid wirklich grausam...", will der Dämon beginnen.

„Das schon wieder!", unterbricht sie ihn erzürnt.


Sein Gejammer schmerzt in den Ohren, als plötzlich ein betörender Geruch sie umschmeichelt. Eine zarteNote, die weder schwer in der Luft liegt, sondern alle Anwesenden umgarnt. Die Frische erfolgt durch eine Zitrone. Hinzu kommt eine leichte Süße durch eine Vanille. Zwischen einer zusätzlichen Note aus Mandel oder Kokosnuss kann sich Skyla hier nicht entscheiden. Die Quelle ist die Blüte, die im Haar vom Nang Tani steckt. Dalika hat sich neben sie gesetzt und mit ihren angsteinflößenden Klauen legt sie Skyla ein Bündel Bananen in den Schoss. Wo sie die Früchte versteckt hielt, ist dem Medium ein Rätsel. Dalika bedient sich von dem Strunk und schält sich eine der frischen Bananen, um hineinzubeißen. Erwartungsvoll ruht ihr Blick jedoch auf ihrem Gast, der noch immer zögert und die Geduld des Geistes auf die Probe stellt.


„Du tätest gut daran, einen Bissen zu dir zu nehmen, Skyla", meldet sich Dalikas Ungeduld.

Nun es Kai, der Skyla zuflüstert: „Sie hat Recht. Nehmt besser einen Happen."

Das Medium möchte ehrlich zu dem Geist sein und spricht sie über ihre Bedenken: „Ich weiß zu wenig über euch beide und wer garantiert mir, dass ich das hier vertrage? Ich will dir vertrauen, Dalika. Aber kannst du mir versichern, dass mir deine Früchte wohlbekommen? Und kannst du mir versprechen, dass nur ein einziger Bissen keine Konsequenzen mit sich bringen wird?"

Der Nang Tani lächelt wissend. „Sieh an. Daher dein Zögern. Aber ihr Menschen bedient euch doch sonst so gerne an Früchten wie diesen. Ohne Gewissen verzehrt ihr diese."

„Schon, aber für gewöhnlich werden mir Bananen in meinem Job nicht von einem Geist serviert. Und wer garantiert mir, dass dies hier wirklich da ist, was es scheint zu sein."

Nun ist es Kai, der seinen Kopf schief legt und ihr nicht mehr folgen kann.

Die Geisterfrau hingegen hat verstanden. „Du glaubst also, dass ich täusche."

„Kann ich mir wirklich sicher sein, dass meine Augen mich nicht täuschen?"

„Du kannst. Nach dem ersten Bissen. Aber das würde bedeuten, du müsstest mir vertrauen. Dein Zögern verrät mir, dass du dazu noch nicht in der Lage bist."

Skyla nickt zustimmend, denn Dalika liegt goldrichtig. „Kannst du es mir verübeln? Zumal du gerade verdächtig gelächelt hast."

Mit einem gespielten, erschrockenen Ausdruck legt Dalika ihre Klaue an die Wange, während ihre langen Nägel schrumpfen.

„Oh, habe ich das?"

„Das hast du."

„Du bist ein schlaues Kind, Skyla."

„Eher todesmutig", grummelt das Medium, „meine Ehrlichkeit hätte mich auch mein Leben kosten können."

„Wie wahr", stimmt der Geist ihr summend zu.

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt