Mit einem großen Schreck erwacht Skyla schweißgebadet im Gästezimmer ihrer Oma und sitzt kerzengerade im Bett. Die Erinnerungen an die vergangenen Stunden überwältigen Skyla. Bilder, die alle gleichzeitig aufgerufen werden wollen und ihren Kopf zum Dröhnen bringen. Sie erinnert sich an Jacobs Geschichte, den Besuch bei ihrer Oma und die Tatsache, dass sie eigentlich in der Küche stehen müsse. Ihr Puls beschleunigt sich, als Jacobs neue Gestalt vor ihrem inneren Auge erscheint. Von seiner Menschlichkeit fehlte jede Spur. Denn was Skyla da sah war ein Monster. Eine gequälte Seele, die nicht zur Ruhe kommt. Etwas, das ihr ebenfalls passieren kann.
Die schwere Decke, die ihre Beine versteckt, riecht alt und staubig, als wäre der Bezug schon lange nicht gewaschen worden. Ein Blick durch das Gästezimmer zeigt, das sich hier kaum etwas verändert hat. In den Regalen befinden sich kitschige Porzellanfiguren und die hässliche Blumengardine dekoriert noch immer die Fenster. Ein Blick zur Seite und Skyla stellt fest, dass sie sich nicht allein im Zimmer befindet, denn auf einem Stuhl sitzt Lukas. Ihr bester Freund hält einen Manga in der Hand. Doch seine Aufmerksamkeit gilt nicht dem japanischen Comic, sondern ihr.
Er betrachtet sie besorgt und spricht seinen Gedanken laut aus: „Du verhältst dich immer noch so seltsam."
„Wie lange liege ich hier?"
„Fast eine Stunde."
Lukas legt den Manga nun auf den Nachttisch und erlaubt sich, die Tränen wegzuwischen, die ihr die Wangen herunterlaufen.
„Warum weinst du?", möchte er in Erfahrung bringen.
Skylas Gedanken mögen weit her geholt werden und doch fühlt es sich an, als wüsste sie, was den beiden Freunden blüht. Unbewusst klammert sich ihre Hand um seine. Die Angst macht ihr Herz schwer. Kaum spricht sie seinen Namen unter Tränen aus, setzt sich ihr bester Freund zu ihr aufs Bett und legt den Arm um sie. Nah beieinander sitzen sie für eine gefühlte Ewigkeit dort. Kopf an Kopf. Seine Hand gibt sie nicht her.
Lukas gibt ihr alle Zeit der Welt, um sich zu beruhigen. Und so bricht Skyla die Stille mit einer Frage: „Weißt du noch damals, als ich dich beschützen wollte und versagt habe?"
Vielleicht mag ihm der Kontext fehlen, dabei wollte Skyla nur ungern mehr über die Vergangenheit sprechen. So vertraut das Medium darauf, dass Lukas helles Köpfchen sich ohne große Hilfe erinnert und richtig schlussfolgert. Lukas betrachtet sie nachdenklich und braucht Gewissheit: „Wegen dem letzten Ereignis oder damals, als wir noch Kinder waren?"
„Damals", antwortet Skyla beschämt. „Obwohl ich auf beides hinaus wollte."
„Lass mich eins klarstellen, Skyla", spricht er sie im strengen Ton an. „Wir mögen beide damals zu Boden gegangen sein, aber du hast niemals versagt. Denn statt auf dem Boden liegen zu bleiben und unser Schicksal zu akzeptieren, sind wir beide wieder aufgestanden."
Skyla lächelt milde und schafft es nicht mal, ihn anzusehen. „Ich fürchte, jetzt ist es anders."
„Was auch geschieht, wir sind füreinander da und das zählt", haucht Lukas ihr die Worte ins Ohr.
Für gewöhnlich hätten solche Worte, gerade aus Lukas Munde, sie getröstet. Aber nach dieser fremden Erinnerung betrachtet sie ihre Chancen gegen die rote Sonne mit ganz anderen Augen. Ihr Kampfgeist ist erloschen und würde es in ihrem Möglichen liegen, die Zeit umzukehren, dann hätte sie von dieser Fähigkeit sicherlich Besitz ergriffen.
Jacobs Leere erfüllt das Medium noch immer. Es ist kalt um sie geworden. Ob Lukas' Körperwärme oder die dicke Decke ihrer Oma schaffen es nicht, Skyla zu wärmen.
„Verheimlichst du mir irgendetwas?" Skyla hört die Sorge in seiner Stimme und da sie schweigt, erklärt sich Lukas. „Deine Oma sagte zwar, du wärest einfach zusammengebrochen. Doch ich sah, wie sie dich bewusstlos schlug. Ich werde nie vergessen, wie du vor deinem Zusammenbruch geblickt hast. Du hattest einen wirklich bösen Ausdruck im Gesicht gehabt. Es war, als wärest du durch jemanden ausgewechselt worden."
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Nebenjob Geisterjagd
ParanormalBand 1 "Was du siehst, das kann auch dich sehen. Die Geister werden dich auf Dauer nicht ignorieren, du wirst ihnen ein Dorn im Auge sein. Um Unschuldige nicht in Gefahr zu verwickeln, solltest du lernen, wie man gegen das Böse angeht. " "Geraten wi...