Kapitel 38

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Fast ist es überstanden, aber nur fast. Obwohl Skylas am zweiten Weihnachtstag frei hat, ist es ihr nicht vergönnt, auszuschlafen. Es duftet, als liege sie in einem Lavendelfeld. Ganz sacht werden ihr Haarsträhnen aus dem Gesicht gestrichen, während der Besucher zaghaft ihren Namen in den Mund nimmt. Doch Skyla findet nicht die Kraft, aufzustehen, und brummt als Antwort. Ihre Eltern haben es nicht leicht bei ihr. Sicherlich wundern sie sich über dieses Verhalten, denn bislang schaffte sie es rechtzeitig ohne Hilfe aus dem Bett. Dieses Jahr hingegen fordert zu viel von ihr. Aber ihr menschlicher Wecker ist verbissen und flötet ihren Namen. Fast wie ein Lied. Eine vertraute Stimme, die ihr Leben begleitet hat. Ihr Kopf muss fantasieren. Aber der Geruch nach Lavendel spricht dagegen. Neugierig hievt sich Skyla hoch. Ihre Arme schmerzen fürchterlich, als sei ein Lastkraftwagen drüber gefahren. Auch die Augenlider sind schwer und drohen zuzufallen. Sie brummt etwas vor sich hin und würde am liebsten mit ihrem Kissen werfen.

„Wenn ich könnte, würde ich dich einfach schlafen lassen. Nur schicken mich deine Eltern, Skyla."


Das Medium legt sich genervt auf den Rücken. Lukas lächelt ihr verträumt zu. Nicht mal ihr grimmiger Blick verschreckt ihn. Woraufhin sie beschließt, einfach liegen zu bleiben, in der Hoffnung, wieder einzuschlafen.

Skyla ist gerade dabei, wieder einzudösen, da schreckt ihr bester Freund auf.

„Skyla! Du hast hier eine ganz große Spinne!"

Es ist nicht herauszuhören, dass sich ihre bessere Hälfte fürchtet.

„Spinne? Agnar!" Mit einem Ruck sitzt sie kerzengerade und der Dämon ist schnell ausfindig gemacht. Tatsächlich krabbet der Achtbeiner sorglos auf der Matratze, woraufhin Skyla genervt ausatmet. All die Gespräche mit dem neuen Schutzgeist scheinen für die Katz zu sein, denn er hält sich doch sowieso nicht an die Regeln. „Du sollst doch nicht aufs Bett!"

Mit schmalen Augen verfolgt sie, wie Agnar auf ihren Nachttisch krabbelt und auf einer blauen Herzschachtel stehen bleibt. Ein völlig fremdes Objekt in ihrem Zimmer, dessen Verpackung hochwertig und mit Liebe gewählt wurde. Die silberfarbenen Samtschleifen harmonieren mit dem himmelblauen Pappkarton, der im richtigen Licht zu Funkeln beginnt.


„Sobald du wach bist, sollte ich dich von Milan daraufhin weisen, dass er seit zwei Tagen ein Geschenk für dich zurückgelassen hat. Da du aber immer vor Erschöpfung einschläfst und dich nicht mal mehr wecken lässt..."

„Agnar? Du bist gibst der Spinne einen Namen?", spricht der Narr sie an, der sie geweckt hat.

„...gehört, Skyla?", meldet sich Agnar zeitgleich.

Der Wunsch, Agnar könne Gedanken lesen, klingt verlockend, denn sie kann ihm doch jetzt unmöglich antworten. Zu ihrem Glück scheint Lukas ihn nicht zu hören.


„Ich stehe jetzt auf, wartest du bitte bei meinen Eltern auf mich."

Lukas betrachtet sie immer noch etwas schockiert. Er versteht für einen Moment die Welt nicht mehr.

„Erst kürzlich bist du im Café aufgeschrocken, als du eine Spinne gesehen hast und jetzt gibst du ihnen auch noch Namen?"

„Ich stelle mich meinen Ängsten und Spinnen sind nicht ganz so schlimm, wie ich dachte."

Vielleicht klang es zu emotionslos, denn Lukas wirkt nicht überzeugt. Aber ihr Kopf braucht noch eine Weile mit dem Hochfahren und das Bett flötet so verlockend.

„Vielleicht ist die Spinne giftig! So etwas sollte hier nicht herum laufen! Wenn du schon eine Spinne als Haustier haben möchtest, sollte sie in ein Terrarium!"

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt