Das Backsteinhaus ihrer geliebten Oma weckt in Skyla viele glückliche Erinnerung. Das Medium hat immer ein gutes Verhältnis zu ihren Großeltern. Hier wurde gelacht, gealbert, geholfen und viel gespielt. Auf den dunklen Möbeln findet sie zu jeder Jahreszeit Blumen. Auch im Winter. Die rotleuchtenden Blüten der Amaryllis haben sofort Skylas Herz erobert. Zwischen Eukalyptus und Currykraut findet sie einen Exoten. Am Stängel der unbekannten Pflanze befindet sich eine große Blütenpracht. Die beharrten, weißen Röhrenblüten wirken flauschig. Oma Ulrike nähert sich ihr und entdeckt Skylas Fund.
„Deine Tante Mary hat mir Känguruhpfote mitgebracht. Sieht interessant aus oder?"
Skyla wiederholt amüsiert: „Känguruhpfote?"
„Sieht doch aus wie Känguruhpfoten oder?"
Ihre Enkelin inspiriert die Blüten sorgfältig. „Mit ein wenig Fantasie schon."
Ihre Oma nutzt den Moment, um Skyla noch mal herzlich zu drücken. Schließlich nimmt sie Skylas Gesicht in ihre Hände und begutachtet die bereits junge Frau.
„Du bist mager, mein Schatz. Isst du denn auch genug?"
„Sei unbesorgt, Oma. Mir geht es gut."
Die Augen ihrer Oma werden schmal. Beleidigt hebt sie ihren knochigen Finger. „Kind! Du sollst mich nicht belügen! Du siehst geschafft aus. Ich sehe doch, etwas nagt an dir."
Skyla lächelt nervös und ärgert sich: „Dir kann man auch nichts vormachen."
„Du weißt doch, dass du deine liebe Oma jederzeit anrufen kannst. Ärgern dich die Jungs?"
Ihre Enkelin gibt einem amüsierten Laut von sich. „Nein, Oma. Die Jungen in meiner Klasse ärgern mich nicht."
„Diese zwei Azubis, was ist mit denen?"
Natürlich weiß Oma Ulrike über Justin und Dominik Bescheid und allein, als sie ihre Namen ausgesprochen hat, seufzt Skyla erschöpft.
„Oh, Oma. Sie treiben mich in den Wahnsinn."
„Also sind es doch Jungs, die dich ärgern." Ihre Oma begibt sich mit ihr zum Wohnzimmer. „Ziehe ihnen die Ohren lang, Skyla. Lass dir nichts bieten."
Skylas Vater mischt sich nun ein: „Mutter! Weißt du eigentlich, was du meiner Tochter da rätst?"
„Finn, mein Junge. Deine Tochter darf sich nicht alles gefallen lassen. Siehe dir dein Kind doch mal an, etwas belastet sie."
Skyla betrachtet ihren Vater warnend. „Mir geht es gut!"
„Du hast sie gehört, Mutter."
Oma Ulrike stoppt und äußert sich kopfschüttelnd dazu: „Du bist blind, Finn."
Der Plätzchenduft im Wohnzimmer wird stärker, sodass Skyla freudig eintritt. Ein Blick zum Esstisch und sie erinnert sich an die vielen Abenden, die mit Brettspielen verbracht worden. Letztes Jahr hat sie ihrer Oma sogar beim Adventskranz geholfen. Es ist ein schönes Gefühl, wieder hier zu sein.
„Dein Lächeln ist zuckersüß, Skyla", spricht Lukas sie an.
„Ich bin gern hier."
„Das ist nicht zu übersehen."
Skyla hebt warnend ihre Faust. „Vermiese es mir nicht."
Lukas erkennt: „Du glaubst, ich mache mich über dich lustig."
„Jaaaa!", zieht sie die Antwort bewusst in die Länge, woraufhin sein Grinsen noch breiter wird. „Hör auf damit, Lukas."
„Ich meine es aber ernst, Skyla. Ich finde dich einfach nur verboten süß."
Bevor Skyla sich dazu äußern kann, ruft ihre Oma sie von der Küche aus.
Mit Lukas im Schlepptau nähert sie sich der offenen Küchenoase, die durch Tante Mary vor einigen Jahren ein wenig moderner eingerichtet wurde.
„Ja, Omi?"
„Kümmerst du dich um den Kaffee? Ich habe Marys Wagen einparken gesehen."
Skyla nickt ihrer Oma zu und begibt sich zur Kaffeemaschine. Aufgeregt begibt sich ihre Oma zur Haustür und Skyla weiß auch schon warum, denn Mary trägt ein Baby unter dem Herzen. Ihre Oma freut sich richtig auf den Nachwuchs.
„Lass mich dir helfen, Skyla. Ich kümmere mich um den Kaffee, wenn es dir lieb ist", holt Lukas sie aus den Gedanken.
„Bist du dir sicher? Noch hast du die Möglichkeit, das Weite zu suchen. Wenn alle erst mal da sind, gibt es kein Entkommen für dich", erlaubt es sich Skyla, zu scherzen.
„Du wirst mich nicht los."
Skyla zuckt gleichgültig mit den Schultern und reicht ihm das Kaffeepulver. „Wie du willst."
Währen sich ihre bessere Hälfte um den Kaffee kümmert, beginnt Skyla mit den Vorbereitungen. In der Küche ihrer Oma kennt sie sich bestens aus und so bereitet sie ihren Arbeitsplatz erst mal vor. Ein wenig Vorarbeit hat ihre Großmutter auch schon geleistet, denn das Fleisch für die Rouladen wurde passend geklopft. Rouladen vom Rind und alternativ von der Pute steht auf der heutigen Speisekarte, dazu ein Feldsalat mit Granatapfelkernen und Fächerkartoffeln. Die Rinderrouladen werden mit geräucherten Speck, geschmorten Zwiebeln und Essiggurken gefüllt, während in der Variante mit der Putenbrust Kräuterfrischkäse steckt.
Skyla beginnt gerade mit Fächerofenkartoffeln, als Lukas um Anweisungen bittet. Ihr böses Lächeln scheint ihm nicht ganz geheuer zu sein und als Skyla dann eine Zwiebel in die Hand nimmt, seufzt ihr bester Freund. Als hätte der arme Kerl auf ihrer Arbeit nicht genug Tränenmacher geschält und geschnitten und doch schnappt er sich das Netz. Im Handumdrehen sind für ihn ein Brett und ein Messer organisiert. Als Lukas jedoch zögert, das Werkzeug entgegenzunehmen, blickt Skyla neugierig auf. Lukas betrachtet sie etwas vorwurfsvoll.
„Du siehst mich gerne weinen oder?"
Sie kichert amüsiert. „Ach komm, du hast dich gut in der Küche geschlagen."
„Hiernach habe ich einen Orden verdient. Ich bevorzuge den Titel Zwiebelkönig."
Seine Scherze bringen Skyla zum Lachen, woraufhin ihre Eltern verdächtig zu ihnen rüber sehen. So wie die Erwachsenen nah beieinanderhocken, verdächtig tuscheln und grinsen, wirft Skyla böse Blicke hinüber.
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Nebenjob Geisterjagd
ParanormalBand 1 "Was du siehst, das kann auch dich sehen. Die Geister werden dich auf Dauer nicht ignorieren, du wirst ihnen ein Dorn im Auge sein. Um Unschuldige nicht in Gefahr zu verwickeln, solltest du lernen, wie man gegen das Böse angeht. " "Geraten wi...