Kapitel 6

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Mit dem Läuten der Schulglocke beginnt der ganze Wahnsinn von heute Morgen erneut. Emilie redet ohne Punkt und Komma. Ihre lästigen Wiederholungen hängen Skyla aus den Ohren heraus. Dabei sind zwei Wochen seit Milans Begegnung vergangen und bisher gab es keine weiteren Vorkommnisse. Ihr gewöhnlicher Alltag ist zurückgekehrt. Nur die Alpträume erinnern die angehende Köchin an die furchtbaren Momente zurück. Und doch donnert Emilies nervige Art erbarmungslos auf sie nieder und reißt sämtliche Schutzwälle ein, die Skyla mit Mühe und Not aufbaut. Es ist ein Ding des Unmöglichen, Emilie zu ignorieren.

„Also geht es klar, wenn ich Lukas mitbringe?" Sie wechselt erschöpft das Thema.

Die Stille, die sich wie ein schauriger Nebel zwischen den beiden Mädels ausbreitet, lässt sie frösteln. Ein Blick hinauf in das beleidigte Gesicht ihrer Freundin erinnert Skyla an ein trotziges Kindergartenkind mit den aufgeblasenen Wangen und dem bösen Funkeln in den Augen. Skyla muss sich eingestehen, wie langatmig Emilie ist. Ihre Klassenkameradin ist nicht bereit, dass Kriegsbeil niederzulegen. Ihre Mission, Skyla ein schlechtes Gewissen einzuhämmern, darf nicht scheitern. Egal wie stur Skyla auch sein mag. Die Diskussion raubt Lukas' beste Freundin nicht nur unnötig Kraft, es kündigen sich auch Kopfschmerzen an. Rechts über ihrer Stirn beginnt es zu pochen. Ein seltener Fall, denn zum Glück bleibt sie von solch einer Plage größtenteils verschont.

„Du warst so gemein zu Milan! Wie konntest du nur so einen gutaussehenden Kerl abservieren?" Egal, wie Skyla darauf antwortet, Emilie spielt am Ende die beleidigte Leberwurst. Es ist nicht zu übersehen, wie vernarrt der Lockenkopf in Milan ist. Ständig spricht sie von ihm. Sprechen ist gar kein Ausdruck. Sie schwärmt von dem Kerl, als wäre er ein Mitglied von irgendeiner bekannten Boygroup. All die Zeichen, die Skylas Wutausbruch ankündigen, werden gekonnt von ihrer Freundin ignoriert. Skyla kann noch so finster blicken und sich schweigsam verhalten, aber die Sticheleien und Vorwürfe nehmen kein Ende. Die gefühlten Endlosschleifen bringen ihr Blut zum Kochen.

Erneut setzt Emily zum Reden an und allein Milans Name bringt das Fass zum Überlaufen. Erzürnt haut Skyla auf den Tisch. „Ich habe mir extra deinetwegen frei genommen, also lass Milan aus dem Spiel! Du sagtest, ich darf jemanden mitbringen und Lukas ist mein bester Freund. Ich kenne ihn schon so lange!"

Es geht hier um ihren freien Tag und das ist in der Gastronomie Gold wert. Noch genießt sie das Leben als Auszubildende, aber nach der Lehre beginnt der Ernst des Lebens. Überstunden lassen grüßen.

„Als ich sagte, du könntest jemanden mitbringen, wollte ich, dass du Milan mitbringst!"

Würde Emilie nur einmal ihren Kopf einschalten, dann hätte sie sich denken können, dass Skyla jeden außer Milan als Begleitung in Betracht ziehen würde.

Die beiden Freundinnen blicken auf, als sich Herr Den auffällig räuspert. Ihre Pause hat vor einigen Minuten angefangen und sie sind immer noch dabei, ihre Tasche einzuräumen.

Emilie wendet sich verzweifelt an ihren Lehrer. „Herr Den, was sagen Sie dazu?"

Jetzt zieht diese Doofnuss auch noch diesen armen Kerl in die Sache hinein, dabei möchte die Lehrkraft wahrscheinlich nur Pause machen, Energie tanken und sich für die nächste Klasse voller Clowns wappnen. Es ist Skyla richtig unangenehm, wie verbissen Emilie sein kann und dass ihr Umfeld hiervon mitbekommt.

Herr Den verschränkt ungeduldig seine Arme. „Dass ihr beiden jetzt bitte eure Tasche packt und in die Pause geht!"

Nichts anders hat sie von ihm erwartet und dafür ist sie auch dankbar. Denn dieses Problem betrifft nur die beiden Mädels.

„Du hast ihn gehört!", brummt Skyla mies gelaunt und bemerkt, wie ihre Klassenkameradin zum Widerspruch ansetzen möchte. „Vorsicht! Emilie! Ich will über Milan nichts mehr hören!"

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt