Kapitel 27 - Teil 3

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Der vertraute Gong, der zwischendurch Erlösung bringt, bedeutet Skyla heute mehr als in der Vergangenheit. Es ist der Moment, an dem der Unterricht endet. Weg von der Plaudertasche Tanja. Weit, weit weg. Skyla erhebt sich eilig und lässt ihre Tasche zurück, denn sie steuert den Tisch ihrer Freundin Emilie an.

„Für meine Eltern geht das in Ordnung, wir können uns gerne mit der nächsten Klausur auseinandersetzen."

Emilie macht ein überraschtes Gesicht. „Oh, Skyla, das habe ich ja voll vergessen. Sorry, ich bin jetzt mit Janik verabredet."

Hätte Skyla jetzt einen Stift zur Hand, würde sie diesen vor Wut zerbrechen. Ihre Finger kribbeln bereits und das ist kein gutes Zeichen, schließlich kündigen sich so ihre Fähigkeiten an. Also schließt sie ihre Augen und zählt wütend bis zehn. Kaum öffnet sie diese, bemerkt sie Janiks freches Grinsen, womit ihr Blut erneut anfängt zu kochen.

Er schlägt auch noch dreist vor: „Ich kann auch mit dir lernen, Emilie."

„Problem gelöst", freut sich die hübsche Doofnuss.

Wie sich zeigt haben sie eine Zuhörerin, denn Tanja kommt dazu und macht einen riesen großen Schmollmund. „Oh, Janik! Du lässt mich alleine? Was mache ich dann?"

Janik zuckt zuerst mit den Schultern, bevor sich ein teuflisches Grinsen auf seinem Gesicht breit macht. Ein Gesicht, das Skyla erschaudern lässt.

„Skyla wurde versetzt, unternimm doch mit ihr etwas."

Das lässt Skyla nicht auf ihr sitzen. „Ja! Warum wurde ich wohl versetzt?"

Ihr Gegenüber lacht spöttisch. „Freue dich doch lieber für deine Freundin."

Noch ehe Skyla kontern kann, ankert sich Tanja an ihren Arm fest. „Oh, Skyla, du musst mir die Stadt zeigen. Lass uns die Ortschaft unsicher machen."

Es ist lachhaft. Vielleicht auch ein gutgemeinter Trost von Tanja. Aber Skyla ist nicht danach, mit irgendeiner wildfremden Person durch die Stadt zu wandern. Sie will Köchin werden und nicht Touristenführerin. Die Sehenswürdigkeiten und deren Geschichte sind nicht das, womit Skyla dienen kann. Buchläden schon eher. Außerdem blutet ihr Herz. Emilie versetzt sie schon wieder und ignoriert ihre Warnungen. Es fühlt sich an, als gleitet das Band der Freundschaft aus ihren Händen und Skyla ist machtlos. Sie kann dem Elend nur zuschauen.

„Kein Interesse!"

Die Antwort kommt mürrischer, als es soll. Allein Emilies erschrockener Ausdruck sorgt dafür, dass die Fluchtinstinkte der Dämonenbesitzerin geweckt werden. Skyla löst sich eilig aus Tanjas Griff und wirft Emilie einen zornigen Blick zu, bevor sie ihre Tasche packen geht.

Miss Aufdringlich folgt ihr dabei selbstverständlich. „Aber warum denn nicht?"

„Ich kann dir auch die Stadt zeigen", versucht Pascal, ein Klassenkamerad zwei Tische weiter, sein Glück.

Tanja zwinkert ihm zu. „Wie süß von dir. Vielleicht nächstes Mal. Aber heute bin ich mit Skyla verabredet und ich schwöre, ich werde sie nicht versetzen. Das verkraftet ihr armes Herz doch nicht."

Skyla lässt trübsinnig ihren Kopf hängen, bevor sie sich mit ihrer Tasche umdreht.

„Nein! Ernsthaft! Verbringe den Tag mit Pascal! Ich bevorzuge es lieber allein zu sein!"

Als Tanja bereits den Kopf schüttelt und mit ihrem unechten Lächeln zum Konter ausholen möchte, ergreift Skyla die Flucht.

Die Flure in der Schule wirken plötzlich endlos. Die Masse an Schüler macht es Skyla nicht leicht, denn es ist überaus anstrengend sich zwischen der Menge hindurch zu kämpfen. Doch um Tanja zu entkommen macht Skyla einen auf Footballspieler und räumt sich einen Weg durchs Feld. Bis zu jenem Moment, wo sich ihr ein fremder Junge in den Weg stellt und sie am Arm grob abfängt.

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt