Kapitel 32 - Teil 2

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Die kühle Nachtluft schlägt Skyla entgegen, als sie mit einem glücklichen Ausdruck den Betrieb verlässt. Geplant war ein Aufenthalt nicht länger als eine halbe Stunde, aber Pläne ändern sich. Es blieb nicht einfach bei einem Drink. Es war eine Feier unter Kollegen. Organisiert von der Chefin, die sich erkenntlich für die großartige Leistung ihrer Mitarbeiter zeigt. Noch immer ist Skyla warm ums Herz. Die freudige Atmosphäre lässt sie verdächtig grinsen. Etwas, das sie genau jetzt gebraucht hat, um bestätigt zu bekommen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. All die Menschen, die Teil des Betriebes sind, haben einen Platz in ihrem Herzen. Jeder Einzelne. Selbst Dominik und Julian. Hier ist sie zu Hause. Hier wird sie gebraucht und sie ist gerne hier.

Über gut eine Stunde wartet Kai auf Skyla in der Kälte und so überrascht es sie nicht, dass er auf beleidigt spielt. Aus der Ferne entdeckt das Medium ihren Dämon auf dem Parkplatz. Als Schlüsselanhänger steht Kai auf einem Auto. Seine Augen leuchten bedrohlich und immer wieder fletscht er die Zähne.
„Na, war es schön?"
Die Feindseligkeit ist nicht zu überhören und obwohl vor ihr ein wütender Dämon steht, heben sich belustigt Skylas Mundwinkel.
„Es war schön. Und hat der kinderfressende Dämon ordentlich gefroren?"
Schlagartig bessert sich die Laune ihres Schutzgeistes. Sein Lächeln wird gruselig. Zum ersten Mal nimmt Skyla all die spitzen Zähne in seinem Maul wahr. Es könnte einem Haifisch gleichen.
„Wie ich Eure grausame Seite doch liebe."
Für Kai ist plötzlich heile Welt und er verhält sich wieder eklig anhänglich.

Es ist jedoch nur eine Frage, wie lange die anderen brauchen, um den Betrieb zu verlassen. So beschließt Skyla, das Auto zu umrunden und ihren Weg über den Parkplatz fortzusetzen. Kai schafft es rechtzeitig, auf ihre Schulter zu springen. Der winzige Plüschbär macht es sich gemütlich und lässt seine Beine hinabbaumeln. Er beginnt sogar zu summen.
Es mag vielleicht etwas verspätet sein und doch sucht Skyla in ihrer Tasche nach dem Manga. Kai erkennt ihr Vorhaben und versichert ihr: „Niemand belauscht uns."
Wie kann er sich nur sicher sein?
Neugierig erkundigt sich Skyla: „Und hattest du Erfolg?"
Kai grinst triumphierend. „Ich habe einen weiteren Dämon gefunden und von dir erzählst. Er ist bereit zu helfen."
Ein weiterer Dämon – etwas, das sich Skyla auf der Zunge zergehen lassen muss.
Es ist ein einziges Dilemma. Von allen Kreaturen auf der Welt wäre ihr alles lieb, nur kein weiterer Dämon, der ihre dunkle Seite unterstreicht, die von Mia immer wieder angesprochen wurde. Anscheinend muss sich das Medium damit abfinden, eine gute Seele an ihrer Seite gutzuheißen. Skyla ist ein Magnet für dunkle Kreaturen.
Hinzu kommt, dass ihr die Sache nicht ganz koscher ist. „Einfach so? Wo ist da der Haken?"
„Erst müssen wir uns beweisen."
Skyla stöhnt.
Natürlich! Als ob es so einfach wird!

„Das sieht wie aus?"
„In seinem Revier befindet sich ein Eindringling, den gilt es zu..."
Kai pausiert kurz und bevor sie nachfragen kann, was denn los sei, informiert er sie.
„...wir führen das Gespräch später fort. Man hat uns entdeckt und sie werden dich bis nach Hause verfolgen und beobachten."
Wie nervend!
Eilig stopft Skyla ihren Schutzgeist in ihre Jackentasche und macht sich schnellen Schrittes auf den Weg nach Hause. Ein beklemmendes Gefühl sucht sie heim. Noch immer meidet sie die Garage, wo der ganze Spuk angefangen hat. Dabei hält das Medium Ausschau nach Verfolgern und doch entdeckt sie niemanden.
Ob sich Kai wohl irrt?

Zuhause angekommen wirft Skyla erschöpft ihre Arbeitstasche in die Ecke. Kai ist bereits völlig in Vergessenheit geraten und so fliegt ihre Jacke als Nächstes los. So schnell wie möglich pellt sich das Medium aus der Kleidung und macht sich bettfertig. Für heute reicht es ihr. Ihre Bettmatratze fängt ihren Sturz und kaum liegt Skyla weich, meldet sich die Erschöpfung.
Fast wäre die junge Köchin vor Müdigkeit eingeschlafen, als plötzlich eine tiefe Stimme an ihr Ohr dringt: „Ganz nett hast du es hier. Würde deine Mutter nicht so kreischen."
„Bitte was?" Skyla öffnet müde ihre Augen und beobachtet, wie eine schwarze Spinne auf dem Schrank in ihrer Nähe herauskrabbelt. Sie ist handgroß und pelzig. „Oh nein, bitte nicht! Wo kommst du denn her?"
„Mein Name ist Agnar und ich bin hier, weil wir beide in Schwierigkeiten stecken."
Erwartungsvoll blicken die acht Augen sie an. Das Tier verhält sich ungewöhnlich. Es ergreift nicht die Flucht und wirkt tiefenentspannt. Skyla ist sich sicher, ob die Stimme von der Spinne stammt.

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt