Kapitel 4 - Teil 2

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Mit dem Läuten der Schulglocke wird Skyla erlöst. Der Unterricht endet für heute und der halbe Tag steht ihr frei zur Verfügung. SkylasKonzentrationsschwäche und Müdigkeit blieb ihrer Sitznachbarin nicht verborgen. Emilie ist beunruhigt und verhält sich wie eine sorgenvolle Mutter. Sie bietet ihrer müden Freundin eine Nackenmassage und zu viel von dem Süßkram an, der sich in den Tiefen ihrer Tasche befindet. Der Lockenschopf verabschiedet sich nur auf das Versprechen hin, dass Skyla einen Gang runter schraubt und versucht, für heute zu entspannen. Dankbar dafür, ihre Klassenkameradin abgeschüttelt zu haben, verlässt Skyla die Schule und blinzelt gegen die Sonnenstrahlen an.

Der Wunsch, sich in ihrem Bett zu verkrümeln und etwas Schlaf zu tanken, treibt sie an. Ihre Schritte verlieren jedoch an Tempo, als ihr ein weiterer Schatten auffällt, die sich verdächtig zu ihr hinüber beugt. Es erinnert Skyla stark an das Ereignis in der Tiefgarage, wodurch alle Alarmglocken in ihrem Kopf klingeln. Beunruhigt dreht sie sich um. Der Schatten entpuppt sich als Milan, dem sie erschrocken ausweicht. Sein Fangversuch läuft ins Leere, was ihn verärgert. Skyla stockt der Atem bei dem Gedanken, entführt zu werden. Ihr Herzschlag beschleunigt sich beim Anblick des Kidnappers. Seine Maskerade ist aufgeflogen und aufgrund dessen stuft sie ihn als hochgradig gefährlich ein.

Im letzten Augenblick bekommt sie ihre Faust gebremst, denn aus Reflex war sie bereit, auszuholen. Es sind die Folgen, die sie ermahnen. Aber ihr Gegenüber blickt unbeeindruckt.

Der Frust platzt hörbar aus Milan heraus: „Argh! Mach es mir doch nicht so schwer, du Mistvieh!"

Empört blickt Skyla auf und auch ihr Verfolger blinzelt – vermutlich erschrocken über die Tatsache, laut gedacht zu haben.

Sicherlich ahnt er, was folgt, denn Skyla lässt so etwas nicht auf sie beruhen. Ihr Kopf blendet die Gefahr aus. Seine Dreistheit entfacht das Kriegsfeuer in ihr.

„Hast du mich gerade Mistvieh genannt?"

Ihre Nägel graben sich in den Riemen ihrer Tasche, als sie einen großen Schritt auf diesen widerlichen Kerl zumacht. Ihr Kopf neigt zur Seite und es knackt. Damit hat Skyla nicht gerechnet. Sie reißt überrascht die Augen auf und der Versuch, bedrohlich zu wirken, ist dahin.

Milan lächelt amüsiert. „Klingt, als seist du verspannt. Soll ich dich massieren?"

Zur Antwort bleckt sie die Zähne und tritt mit schmalen Augen näher an ihn heran. Noch gibt sich Skyla nicht geschlagen und nimmt sich das Ziel, ihn zu verscheuchen. So wie Herr Den es getan hat.

„Keine Ahnung, was für ein mieses Spiel du hier spielst, aber ich habe das Gefühl, du bist auf Ärger aus!"

„Nein!" Er hebt abwehrend die Hände. „Nein, es ist etwas komplizierter. Es ist nichts Persönliches gegen dich."

Milans verzweifelte Versuche werden immer lächerlicher.

„Sag mal", beginnt sie zuerst ruhig und blickt mit glühenden Augen auf. „Hörst du dir eigentlich selbst zu? Denkst du ernsthaft, ich glaube dir den Schwachsinn? Was soll das werden? EINE ENTFÜHRUNG?"

Andere Schüler werden auf sie aufmerksam und nähern sich dem Geschehen. Milan blickt sich beunruhigt um. Die Entwicklung des Gespräches wirkt kräftezehrend auf ihn, denn er lässt überfordert seine Schulter hängen und schnappt laut nach Luft.

„Ich hasse diesen Job! Oh, warte bitte ...!"

Er weicht schockiert ihrer Tasche aus, womit sie instinktiv ausschlägt.

„Lauf! Und komme mir nicht mehr unter die Augen!"

„Sag mal, bist du verrückt geworden? Du kannst doch nicht einfach mit deiner Tasche um dich hauen!"

Nebenjob GeisterjagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt