Dieser Verführer!
Skyla kann nicht fassen, dass sie dem Geisterjäger gestern verfallen ist. Es fühlte sich einfach richtig an. Ein Kuss hat zum anderen geführt und nun liegt Milan sorglos schlummernd in ihrem Bett. Er beansprucht fast den ganzen Platz, sodass Skyla eingequetscht an der Wandseite aufgewacht ist. So blickt sie auf die bunte Lichtkette über ihren Kopf. Gefolgt von einer beachtlichen Sammlung an Fotos von ihr und Lukas. Erinnerungen, auf die sie gern zurückblickt. Die beiden Freunde haben viel gemeinsam erlebt. Ob in dieser Stadt oder fern auf ihren Ausflügen. Viele von den Fotos wurden von ihrem Patenonkel geschossen. Thomas behauptet immer, er sei Hobbyfotograph, dabei hat er ein wahres Talent, den richtigen Moment mit der Linse einzufangen.
Skylas gute Laune sinkt bei den Gedanken, was Lukas hierüber denken würde. Es bereitet ihr Bauchschmerzen, ihm womöglich irgendwann davon zu erzählen, dass sie Milan näher gekommen ist. Auch wenn ihr bester Freund kein Recht hat, ihre Entscheidungen zu kritisieren, ist er immer noch einer ihrer Lieblingsmenschen. Jemand, dessen Meinung sie schätzt und womöglich enttäuscht.
Je länger Skyla den Geisterjäger betrachtet, desto niedlicher wirkt er auf sie. Wie ein Engel auf einer Wolke ruht er dort. Süß und unschuldig. Dabei weiß es Skyla besser, vor ihrem inneren Auge sieht sie sein freches Grinsen. Sie schlängelt sich anMilan vorbei, wobei sie fast auf ihm gelandet wäre. Etwas, was er in seinem tiefen Schlaf sicherlich nicht mal mitbekommt. Ganz leise schleicht sich Skyla an den Bücherregalen voller Mangas vorbei aus dem Zimmer, nachdem sie sich etwas übergezogen hat. Für einen Moment vergisst sie ihre Eltern und die Erinnerungen an den gestrigen Tag bringen sie zum Lächeln. Kaum tritt sie in die Küche, hört sie ihre Mutter summen. Ihr Vater dagegen blättert in der Zeitung und tut so, als würde er lesen. Dabei bemerkt Skyla, wie er seiner Mutter immer wieder verdächtig anlächelt. Es handelt sich hier um keinen verliebten Blick, sondern um einen Schelm, der hinter den Brillengläsern ihres Vaters hervorblitzt.
„Guten Morgen, Skyla", meldet sich Mutter Katie und dreht sich mit einem viel zu breiten Grinsen um. Sie schlendert mit einer Tasse Kaffee zu ihrem Vater.
„Guten Morgen", erwidert Skyla misstrauisch und entscheidet sich für ein Müsli zum Frühstück.
„Du bist aber früh wach", erwähnt ihr Vater.
„So habe ich wenigstens keinen Stress vor der Arbeit."
Skyla muss sich in diesem Moment fragen, ob sie bereits über Milans Anwesenheit Bescheid wissen.
Ihre Mutter greift an Skyla vorbei und holt sich einen Apfel aus der Obstschale. „Machst du deinem Besuch ebenfalls Frühstück?"
Na toll! Sie wissen also Bescheid!
Allein diese Tatsache verschlägt ihr die Sprache. Skyla braucht sich nicht mal umzudrehen, denn sie kann sich denken, dass sich ihre Eltern über ihr Verhalten köstlich amüsieren. Der Vergleich mag fies sein, aber oft lachen die beiden wie böse Hyänen.
„Hat es dir die Sprache verschlagen, Tochter?", fragt ihr Vater gutgelaunt nach.
„Er ist süß", schwärmt ihre Mutter Kacie und bemerkt den skeptischen Blick ihres Ehemanns. „Ist doch so oder?"
Es folgt ein Räuspern. Den Blick stur auf die Zeitung gerichtet, erkundigt sich der Vater: „Wann sind deine Prüfungen, Skyla?"
Die Zwischenprüfung. Ein Wort des Grauens für viele Azubis. Bei all dem Wirbel mit den Geistern hat Skyla jeglichen Gedanken daran verdrängt. Ihr Ausbilder David spricht das Thema ebenfalls nicht an. Nicht, weil er sie damit verängstigen könnte, sondern weil er Vertrauen in seine kleine Azubiene hat. Umso mehr fürchtet sie sich, ihn und den Betrieb zu enttäuschen. Skyla will nicht diejenige sein, die den Kräutergarten bis auf die Knochen blamiert. Die Sorge ist groß, dass es an ihrer Konzentration scheitern könne. Es muss nur ein böser Geist auftauchen und schon ist das Chaos vorprogrammiert. Allein bei dem Gedanken an die enttäuschten Blicke ihrer Kollegen beschleunigt sich ihr Puls und treibt den Angstschweiß aus den Poren.
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Nebenjob Geisterjagd
ParanormalBand 1 "Was du siehst, das kann auch dich sehen. Die Geister werden dich auf Dauer nicht ignorieren, du wirst ihnen ein Dorn im Auge sein. Um Unschuldige nicht in Gefahr zu verwickeln, solltest du lernen, wie man gegen das Böse angeht. " "Geraten wi...