Es meldet sich das Pflichtbewusstsein. In ihrer Heimat hat sich Skyla etwas aufgebaut. Einen Job, der ihr Freude macht. Arbeitskollegen, die sie schätzen - die meisten zumindest. Im Küchenteam herrscht überwiegend Harmonie und in stressigen Situationen ziehen alle an einem Strang. So wie sich die zwei Geisterjäger einen Weg zu ihrem Herz gebahnt haben, tat es auch Emilie. Die beiden Freundinnen haben viele Höhen und Tiefen gemeistert und große Träume, die sie gemeinsam verfolgen.
Was wird nur aus ihren Eltern, wenn Skyla nicht mehr da ist und die beiden bekocht?
Oma Ulrike würde sich vielleicht zuerst freuen, dass sie öfter nach ihr sehen und ihre Hausmannskost genießen. Aber ihrem Alter entsprechend wird sie dem schnell ein Ende setzen und wenn sie erst einmal erfährt, dass einer ihrer Enkelinnen verschwunden ist, wird aus der alten Dame ein Polizeihund auf Spurensuche.
Außerdem steht das Weihnachtsfest vor der Tür. Ihr Verschwinden wird die Stimmung kippen und für eine bedrückende Atmosphäre sorgen. Hinzu kommt, dass sich Skyla einfach nicht vorstellen kann, von Ort zu Ort zu springen. Justin sagt zwar, er kann ihr eine neue Stelle als Köchin organisieren, doch sie mag stark bezweifeln, dass irgendein Laden an das familiäre Miteinander nah an ihren aktuellen Betrieb kommt. Ständig von Ambiente zu Ambiente zu springen mag zwar eine schöne Chance sein, viele kulinarische Richtungen kennenzulernen, und doch klingt es nach Stress. Neue Einarbeitungszeit und fremde Arbeitskollegen.
Es besteht Hoffnung, dass alles gut wird. Hoffnung, nicht aufzufallen und wie das kleine Mädchen zu enden. So unschön es auch sein mag, steht Skylas Entscheidung. Keine Leichte. Vor allem nicht für ihr Herz, das mehr für Milan schlägt. Und doch gibt es keine Garantie, dass diese wundervollen Gefühle zu ihm ewig halten. Noch sind die beiden frischverliebt und führen ein Leben so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Von Justin wird sie kein Verständnis für ihre Lage erwarten können. Ähnlich wie mit Mia. Und Milan orientiert sich nach seinem Kollegen. Von ihm kann sie zwar mehr Einfühlungsvermögen erwarten, aber wenn es darum geht, seine Meinung Justin gegenüber kundzutun, wird der süße Geisterjäger einknicken. Kummer und Frust wären vorprogrammiert. Das hat die viel zu kurze Ausbildung zur Geisterjagd bereits gezeigt. Es ist das normale Leben, das sich das Medium wünscht. Es ist machbar – wenn auch eingeschränkt. So winzig die Hoffnung auch sein mag, so wird Skyla immer wieder aufstehen.
Es ist ein Fingerschnippen, das Skyla aus ihrem Tagtraum reißt. Das Sonnenlicht scheint von oben herab und durchbricht die Fassade. Ihr Gesicht eingerahmt wie ein Foto von zwei warmen Händen. Eine Fahrradklingel wird ganz in ihrer Nähe betätigt und ein Gruß von einem jungen Mann an eine Bekannte Dame erreicht Skylas Ohr. Die friedvolle Atmosphäre kehrt zurück. Solange sich Skyla nicht umdreht und den Unterschlupf der beiden Geisterjäger betrachtet.
Vorwurfsvoll spricht Justin zu ihr: „Verstehst du eigentlich unsere Lage, Skyla? Fürs Tagträumen fehlt die Zeit."
„Naja", beginnt Milan nachdenklich. „Vielleicht hat sie Kontakt zu einem paranormalen Bewohner."
„Ja, er nennt sich mein verfluchter Kopf!"
Skyla schnappt sich seine Hände und nimmt diese von ihrem Gesicht. Was nicht bedeutet, dass sie diese loslässt und doch stören sie am Kopfbereich.
„Eine verrückte Welt. Ich glaube, ich verliere den Verstand."
„Das Gefühl kenne ich." Milan lächelt wissend. „Der Kontakt zur Geisterwelt geht nicht spurlos an uns vorbei und stecken wir einmal in dieser fest, können wir nicht mehr auf die physikalischen Gesetze vertrauen."
„Das meint sie doch gar nicht!", brummt Justin.
Sein Mitbewohner kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Ach ja? Was dann?"
DU LIEST GERADE
Nebenjob Geisterjagd
ParanormalBand 1 "Was du siehst, das kann auch dich sehen. Die Geister werden dich auf Dauer nicht ignorieren, du wirst ihnen ein Dorn im Auge sein. Um Unschuldige nicht in Gefahr zu verwickeln, solltest du lernen, wie man gegen das Böse angeht. " "Geraten wi...