6. Kapitel

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"Oh wie ich sehe habt ihr einiges gefunden.", hielt Lisbeth uns die Tür auf und sofort liefen wir drei zum Esstisch im Wohnzimmer.

Während sie Gläser und Besteck auf dem Tisch auslegte, stellte ich meine Tüten in die hintere Ecke und zog mir dann die Jacke aus. Chace rückte mir zuvorkommend einen Stuhl zurecht und setzte sich dann neben mich.

"Na dann erzählt mal.", öffnete sie ihre kleine Box mit dem Hähnchen das, wie ich zugeben musste, wirklich absolut lecker roch.
"Es war nicht viel los. Aber heute Abend wird es sicher spannender.", zwinkerte Chace mir amüsiert zu und ließ sich den ersten Bissen schmecken.

"Was ist denn heute Abend?", fragte meine Oma und schaute zwischen mir und ihm interessiert hin und her.
"Wir gehen ins Wialtrama!", antwortete ich ihr und wartete auf ihre Reaktion darauf. Sie schaute sofort Chace intensiv in die Augen und mal wieder kam es mir so vor, als würde sie eine innerliche Unterhaltung führen.

Erst als ihre Mine freundlicher wurde wandt sie sich wieder ihrem Essen zu.
"Da war ich ja seit Ewigkeiten nicht mehr. Aber dieser Laden ändert sich sowieso nie. Sag bitte Rudi Bescheid das er euch abholen soll falls ihr Alkohol trinken solltet!", schaute sie fordernd zu Chace, der ihr mir einem Nicken eine stumme Antwort gab.

"Weisst du, Chiara. Chace ist unser bester Jäger. Egal ob Enten, Hasen oder Rehe. Er kriegt sie alle.", warf sie stolz ein, als würde sie mir den braunhaarigen schmackhaft machen wollen, doch meine Gedanken galten immernoch dem geheimnisvollen blonden Schönling.
"Wirklich? Das ist ja echt cool.", lächelte ich gespielt und schaute rüber zu dem Jäger der vor Bescheidenheit nur schmunzelte.

"Lisbeth neigt zu Übertreibungen."
Trotz seiner braunen Haut konnte man sehr gut das Rosa auf seinen Wangen erkennen. Er nahm seine letzte Gabel des wirklich gut schmeckenden Hähnchens und verabschiedete sich fürs erste bei uns.
"Wir sehen uns dann heute Abend.", lächelte er mich flüchtig an und wurde dann von Lili zur Haustür begeleitet.

Ich fing langsam an die Reste unseres Essen aufzuräumen, da kam Lili mit einem Tablett zurück zum Tisch, auf dem Kekse und Tee Platz fanden.
"Ein kleiner Nachtisch.", meinte sie und wir setzten uns gemeinsam wieder hin.

"Also. Wie gefällt es dir bis jetzt?", nahm die einen Schluck ihres Tees und wartete ungeduldig auf meine Antwort.
"Es ist echt schön hier und so ruhig. Nur das ständige anstarren nervt.", sagte ich und verdrehte dabei die Augen.
"Ja, dass glaube ich dir gerne. Die Leute hier wohnen alle schon ihr ganzes Leben hier und es kommt nicht oft vor, dass jemand neues hierher zieht. Das wird aber vergehen.", lächelte sie und biss in einen der Kekse.
"Ich hoffe es.", murmelte ich  und stand dann nach dem letzten Schluck Tee auf, um nach oben zu verschwinden und mir ein wenig Ruhe zu gönnen vor dem bevorstehenden Abend.

Auf dem Bett liegend setzte ich meine Kopfhörer auf und hörte ruhige Rnb Musik. Einerseits um mich in Stimmung zu bringen, andererseits um meine Gedanken schweifen zu lassen.

Ich war so voller Vorfreude, denn die Leute hier starrten mich zwar an wie einen Alien, aber vorher hatte ich überhaupt keine Aufmerksamkeit bekommen, deswegen freute ich mich ein klein wenig darüber etwas besonderes in ihren Augen zu sein. Besonders in Ludwigs, der meine Lippen allein durch die Gedanken an ihn zum schmunzeln brachte.

Von der Musik völlig eingenommen stand ich auf und tanzte fröhlich über den Teppich, der sich einfach nur fantastisch weich unter meinen Füßen anfühlte und mir ein wohliges Gefühl bescherte. Mir war mittlerweile egal wieso meine Oma mich herbestellt hatte. Wo vorher nur eine kleine einsame Bruchbude sich mein zu Hause nannte,  wohnte ich jetzt mit meinem Lieblingsmenschen in einem wunderschönen Haus und konnte ganz von vorne anfangen.

Ich musste nicht mehr die Frau sein, die die Schule abgebrochen hatte, die keine Perspektiven oder Freunde hatte. Hier konnte ich mich neu erfinden und endlich los lassen von dem ganzen scheiss, der mich sonst immer runter zog.

Ich hatte beim Tanzen plötzlich solche Glücksgefühle in mir, dass ich nicht wusste ob sie von der Musik oder den neuen Eindrücken kamen, es war mir aber auch egal.

Als mein Wecker dann 20 Uhr anzeigte nahm ich meine komplette Ausbeute mit runter ins Bad und duschte erstmal ausgiebig. Meine Oma besaß fast ausschließlich Shampoos mit Vanille Duft, was mir recht war, denn ich mochte diesen süßlichen Duft. Er gab mir ein vertrautes Gefühl.

Fertig mit duschen stellte ich mich vor den Spiegel und betrachtete mich ausgiebig, bevor ich dann anfing meine Haare glatt zu föhnen und mich zu schminken.

Nachdem ich länger als gedacht brauchte, um zufrieden mit meinem Aussehen zu sein, schaute ich auf die Uhr und ärgerte mich, denn ich hatte nur noch 20 Minuten Zeit das perfekte Outfit zusammen zu stellen.

Schnell kramte ich in den Tüten rum und ärgerte mich erneut. Eigentlich zog ich ungern ungewaschene Klamotten an, aber ich hatte ja wohl kaum eine Wahl. Ich entschied mich für ein schwarzes Kleid, dass zwar sexy aber nicht billig, süß aber nicht kindisch aussah und war mit meinem endgültigen Aussehen vollkommen zufrieden.

"Na da hat sich aber jemand hübsch gemacht.", staunte meine Oma nicht schlecht als ich ins Wohnzimmer kam und mich kichernd im Kreis drehte.
"Dankeschön.", gab ich ihr stolz zurück und schon klingelte es auch schon an der Haustür.

Ich machte diesmal selbst die Tür auf und staunte nicht schlecht über Chace seine Garderobe. Ein wirklich männliches schwarzes Hemd, von dem 2 Knöpfe offen standen und durch das seine Muskeln leicht betont wurden. Dazu eine helle Jeanshose und weisse Sneaker.

"Dann mal viel Spaß auch zwei Hübschen.", stand Lisbeth plötzlich hinter mir und lächelte uns beide erfreut an.
"Wehe du bringst sie mir nicht heil wieder!", schaute sie den Braunhaarigen abschließend eindringlich an.
"Ich verspreche sie bleibt in einem Stück.", lachte dieser und schon liefen wir zum Auto, an dessen Steuer Rudi saß.

"Ich hab hier was für uns.", zwinkerte Chace mir zu, als er mir die hintere Tür des Autos aufhielt und drückte mir nach dem einsteigen eine kleine Flasche Sekt in die Hand. Als er dann meine Tür schwungvoll zu knallte und Rudi mich freundlich begrüßte, setzte der Braunhaarige sich neben mich, schloss seine Tür und hielt mir eine Flasche Bier entgegen um anzustoßen.

"Auf einen guten Abend!"
Ich öffnete den Sekt und prostete ihm grinsend zu.
"Auf einen guten Abend!"

Und schon setzte sich der alte Ford in Bewegung.

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Was haltet ihr bis jetzt davon? Eigentlich schreibe ich eher Geschichten mit wenig Dialogen und wenig Partys und so :D

The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt