70. Kapitel

10.7K 459 74
                                    

"Unverändert, aber da die Aufmerksamkeit meines Bruders jetzt auf dir liegt, habe ich wieder Hoffnung."
Sie lächelte und starrte dabei in den verregneten Wald, bis sie sich wieder zu mir wandte und wir zusammen zurück zur Hütte liefen.

"Meinst du ich sollte mit Ludwig reden?", fragte ich sie und erhoffte so, das sie mir die Entscheidung abnehmen würde, doch sie zuckte nur mit den Schultern.
"Das ist eine Sache zwischen euch, aber er hat es sicher nicht böse gemeint."

Ich dachte darüber nach, dass sie irgendwie recht hatte. Er hatte das Gleiche verbrochen, wie Ethan und Lou auch, doch er hatte mich dazu noch wegen seiner Frau belogen und mich geküsst. Einige Meter vor der Hütte blieb ich stehen und wischte mir den Regen aus dem Gesicht, während Lou mich fragend ansah.

"Dann schick ihn bitte raus", wandt ich mich ihr zu und biss mir dabei nervös auf die Unterlippe, wie ich es in solchen Situationen immer tat. Sie nickte mir zu und verschwand dann in die Hütte, aus der nur wenige Sekunden später mein blonder Engel auftauchte.

"Hey", murmelte er und steckte dabei eine Hände in die schwarze Stoffhose. Er schien fast so nervös wie ich. Offensichtlich wusste er, dass er mir weh getan hatte und es war egal, was im Moment zwischen mir und Jayden entstand, er würde immer mein erster Kuss bleiben.
"Hey", erwiderte ich ihm und fing an, tiefer in den Wald zu laufen. Ich wollte nicht belauscht werden und er bestimmt auch nicht.

Schweigend folgte er mir, bis wir an der selben Stelle stehen blieben, wo ich gerade noch mit Lou stand.
"Also?", schaute ich ihm fragend entgegen, während ich an einen Baum lehnte, um mich wenigstens ein wenig vor dem Regen zu schützen, der mir immer wieder ins Gesicht tropfte.

"Es war das Richtige, dich Jayden näher zu bringen", fing er an und lehnte sich mir gegenüber an einen Baum. "Ich bin kein Hellseher, aber ich spüre Gefahr und ich hab sie immer intensiver gespürt, umso weiter du dich von ihm entfernt hast."

Ich hörte ihm aufmerksam zu, während ich zu Boden starrte und mir meine Fragen zurecht legte.
"Und wieso hast du mich geküsst und mir deine Frau verschwiegen?"

Er lehnte sich mit weit aufgerissenen Augen nach vorne und musterte mich verwirrt.
"Meine was?", fragte er erschrocken und ich runzelte wütend die Stirn.
"Ja! Deine Rothaarige Frau!", wurde ich lauter und ärgerte mich darüber, dass er mich immer noch anlog.

"Ich hab keine Frau! Wie kommst du denn auf sowas? Ich bin das Gegenteil von einem Teufel und du traust mir zu, mit zwei Frauen zu jonglieren?"
Er kam näher und sah mich fragend an, doch ich hatte nur Augen für seine schönen blonden Haare, die sogar in der Dunkelheit glänzten. Ich riss mich von dem Anblick los und wandt mich wieder seinem Gesicht zu.

"Du hast mir immerhin Jahre meines Lebens gestohlen mit deinem Kuss, also ja, ich hätte dir sowas vielleicht zugetraut. Und zu deiner anderen Frage, es war Ethan", erklärte ich ihm ohne meinen Blick von seinem zu nehmen.
"Du glaubst Ethan also mehr als mir?"
"Nein, ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte, deswegen führen wir ja diese Unterhaltung hier."

Er lehnte sich neben mir an meinen Baum, sodass unsere Schultern sich berührten und atmete tief durch.
"Ich habe keine Frau, dass muss Ethan nur gesagt haben, um dich in Jaydens Arme zu treiben", sprach er leise und drehte sein Gesicht  zu meinem.
"Sonst hättest du mich wohl kaum geküsst", flüsterte ich und erwischte mich dabei, wie ich an den Kuss zurückdenken musste.

"Ich glaube", fing er an und strich mir sanft über die Wange. "Selbst mit Frau hätte ich dir nicht widerstehen können."
Er kam näher und mein Herz fing an wie verrückt  zu pochen. Ich sah wie in Zeitlupe dabei zu, wie er die Augen schloss und seine Lippen bedrohlich nahe kamen, doch  ehe er mich berührte, holte ich weit aus und ohrfeigte ihn, was mich selbst erschocken die Luft einziehen ließ. Erst, als mir klar wurde, was da gerade passiert war, ballte ich wütend meine Hände zu Fäusten.

"Hast du sie noch alle? Du erzählst mir, wie wichtig meine Verbindung zu Jayden ist und keine Minute später willst du mich küssen!?"
Ich drehte ihm den Rücken zu und wollte los marschieren, da hielt er mich am Arm zurück.
"Es tut mir leid. Ich dachte, ich meine es sah so aus, als wolltest du das auch."

Ich entriss ihm meinen Arm und blieb wütend stehen, wie eine tickende Zeitbombe, die gleich hochgehen würde.
"Nein, wollte ich nicht!", zischte ich und überlegte, ob das die Wahrheit war, die ich ihm da entgegen warf.

Ich war so sauer. Nicht nur auf ihn, auch auf mich, auf den Regen, auf den Wald und auf alles, was gerade um mich herum war.
"Ludwig, lass es uns einfach vergessen und tu das nie wieder", warnte ich ihn und blickte währenddessen zu Boden.
"Okay", murmelte er leise und wir gingen zwar zusammen, aber nicht gemeinsam, zur Hütte zurück. Ich wollte nicht mehr reden und nur noch dir Geborgenheit spüren, die Jayden mir geben konnte.

Bleibt er zum Film? Erzähle ich es jemanden? Was war das überhaupt? Wie soll ich den Abend überleben, wenn er da bleibt?

Fragen über Fragen folgten mir auf meinem Weg, die nichtmal der Regen wegspülen konnte und erst als ich Ethan vor der Haustür sah, konnte ich wieder beruhigend durchatmen.  Lieber dachte ich über diesen Idioten nach, als über den, der mit gesenktem Kopf hinter mir lief.

_
900

Ich war mir sehr unsicher mit diesem Kapitel, hab mich dann aber doch entschieden, es heute noch hochzuladen und hoffe es gefällt euch ♡

The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt