44. Kapitel

11.1K 500 28
                                    

"Lass mich raten. Dein schlechtgelauntes Gesicht habe ich meinem Bruder zu verdanken."
Sie nahm mich herzlich in die Arme und hakte sich dann bei mir ein.
"Shoppen wird uns auf andere Gedanken  bringen."

Der Himmel war bewölkt und ich war froh, das der Laden nur wenige Minuten entfernt lag, ansonsten hätten meine Zähne wahrscheinlich sogar noch angefangen zu klappern. Ich versuchte auf dem Weg, so gut es mir möglich war, Jayden aus meinem Kopf zu verbannen, doch die blauen Flecken gingen mir nicht mehr aus dem Kopf.

"Hat Chace etwas wegen mir gesagt?", fragte mich die Braunhaarige, während sie vor dem Laden mit mir stehen blieb und mich damit aus meinem Gedanken riss.
"Er hat gefragt, ob alles in Ordnung mit dir sei, mehr nicht" , gab ich ihr zurück und sie seufzte enttäuscht und zog die Tür des Geschäfts auf.

"Hi Misha", begrüßte sie die blonde Verkäuferin, die uns nur stumm zunickte. Sie war wohl dabei, hinter der Theke ein Buch zu lesen und ich beachtete sie nicht weiter.

"Wir machen uns heute mal richtig hübsch", meinte Lou und stieß mir sanft ihren Ellbogen in die Seite.
"Die werden Augen machen."
Ich schenkte ihr ein halbherziges Lächeln, denn ich hatte nicht vor, irgendjemanden dort zu beeindrucken, vor allem wusste ich zu diesem Zeitpunkt nichtmal, ob Ludwig da auftauchen würde.

Ich folgte ihr nach hinten in den Laden und schaute mich suchend um. Es musste ein Kleid sein, dass schlicht aber nicht zu graue Maus mäßig rüber kommen würde und schnell fand ich auch eins.

Es stach heraus, mit seiner schönen dunkelroten Farbe und machte ansonsten auch etwas her. Lange Ärmel, ein nicht zu gewagter runder Ausschnitt und am Rücken war was weit ausgeschnitten.
"Ich probiere das mal an", teilte ich Lou mit, die mich anscheinend in ihrem Rausch ausgeblendet hatte.

In der Kabine zog ich mich aus und sah im Spiegel dem Biss von Jayden entgegen, der immer noch gut zu sehen war. Ich schüttelte den Kopf und drehte mich zur anderen Seite, um mir das Kleid überzuziehen und festzustellen, dass es wie angegossen passte. Es fiel bis zum Boden, also musste ich mir zum Glück keine Gedanken über Schuhe machen.

Schnell zog ich mich wieder um, legte das Kleid ordentlich über meinen Arm und lief wieder zurück zu Lou,  die völlig aus dem Häuschen war.
"Du wirst es nicht glauben! Ich hab das perfekte Kleid gefunden."

Sie hielt mir ein schwarzes Stück Stoff vor die Nase, das so aussah, als könnte es Po und Brüste nicht gleichzeitig bedecken und schnell wandt ich meinen Blick auf ihr Gesicht.
"Das kannst du nicht anziehen", warnte ich sie mit weit aufgerissenen Augen, doch sie verzog keine Mine und strahlte mich nur an.
"Genau diese Reaktion wünsche ich mir von Chace."

Sie lachte und lief mit mir zur Kasse.
"Willst du das nicht anprobieren?"
"Quatsch", winkte sie mit ihrem freiem Arm ab. "Ich arbeite hier und kenne meine Größe."
Wir bezahlten bei der gelangweilt aussehenden Misha und liefen dann wieder aus dem Geschäft heraus.
"Mist!", fluchte ich, woraufhin Lou mich fragend ansah.
"Warte kurz, ich wollte mir noch eine Jacke kaufen."

Ich drückte ihr vorsichtig meine Tüte in die Hand und lief nochmal rein, um mir die erste schwarze Jacke zu schnappen, die ich fand und bezahlte eilig, um sie anschließend anzuziehen und Lou nicht länger warten zu lassen.

Bei meinem Anblick lachte sie plötzlich laut auf und drückte mir die Tüte in die Hand. Ich schaute sie ahnungslos an und folgte ihrem belustigten Blick. Erst dann fiel mir auf, das auf meiner Brust ein riesiger Totenkopf abgebildet war. Ich stimmte in ihr Lachen ein und gemeinsam machten wir uns gut gelaunt auf den Weg zu mir.

Meine Oma schien nicht mehr Zuhause zu sein, also drehten wir in meinem Zimmer laute Musik auf und schmissen alles, was ich an Schminke besaß, auf einen Haufen auf dem Teppich.
"Soll ich dir die Haare frisieren oder lässt du sie so langweilig?", fragte mich die Braunhaarige, während sie mit einer Hand einen kleinen Spiegel vor ihr Gesicht hielt und sich mit der anderen die Wimpern schminkte.

"Ich lass dich machen", antwortete ich ihr und war schon gespannt, ob sie überhaupt gut darin war, anderen die Haare zu stylen. Es dauerte nicht lange, da stand ich mit schönen Locken und meinem Kleid vor dem Spiegel und staunte nicht schlecht. Erst als ich Lou und ihren Fummel sah, veränderte sich mein Gesichtsausdruck.

Natürlich sah sie immernoch gut aus, aber mehr Ausschnitt ging fast gar nicht und bücken, sollte sie sich lieber auch nicht.
"Er wird dich nach Hause schicken, dass ist dir klar oder?", erwiderte ich auf ihren Auftritt, woraufhin sie belustigt den Kopf schüttelte.
"Er wird so viel mit den anderen Alphas der Rudel zu tun haben und damit, dich ihnen  vorzustellen, das ich auf seinem Radar komplett verschwinden werde."

Ich atmete beim Gedanken daran, den ganzen Abend mit ihm verbringen zu müssen, tief durch und zog dann ein weiße Jacke über, während es unerwartet an der Tür klingelte.

_
827

The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt