37. Kapitel

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Als ich die Küche betrat, eilte sie hektisch von einem Schrank zum anderen und stellte jede Menge Schüsseln auf die Theke.
"Was ist denn los?", fragte ich die staunend. So eilig hatte ich sie noch nie erlebt. Eigentlich war sie sonst die Ruhe selbst, auch wenn alles um sie herum im Chaos versank.

"Ich backe Muffins für die Feier und mache noch meinen berühmten Kartoffelsalat."
Sie strahlte mich stolz an und schüttete sie verschiedenen Zutaten in eine gelbe Schüssel.

Ich trat einen Schritt näher an sie heran und schaute ihr dabei zu, wie sie schon langsam zu schwitzen anfing und kicherte bei ihrem Anblick.
"Wolltest du noch irgendwas oder möchtest du mich weiterhin nur auslachen?"
Sie kniff kurz die Augen zusammen und musterte mich, während ich den Kopf schüttelte und mich räusperte.

"Ich wollte nur wissen, was das für eine Feier ist und wieso eine Feier, wenn wir im Krieg sind?"
Sie wischte sich mit einem Ärmel den Schweiß von der Stirn und schaute mich lächelnd an.
"Chiara, wenn du das wissen willst, geh zu Jayden oder Chace. Ich hab zu tun und muss mich wirklich beeilen."

Hastig drehte sie mich an den Schultern Richtung Tür und wollte mich gerade schieben, da hob ich die Arme in Luft und lachte dabei.
"Ist ja schon gut Küchenchefin! Ich lass dich in Ruhe."

Kaum stand ich auf dem Flur, schloss sie die Tür und ich hörte noch die Musik, die sie im Radio anschaltete.
Ich schüttelte amüsiert über ihre Art den Kopf und lief dann die Treppen hoch in mein Zimmer, um die Klamotten, die so nach dem Alpha rochen, endlich auszuziehen und mir einen gemütlichen Jogginganzug anzuziehen.

Da ich nicht vorhatte zu Jayden oder Chace zu gehen und auch nicht zu Ludwig, schnappte ich mir meine Kopfhörer und hörte laut Musik, während ich anfing meine Klamotten zum Waschen zusammen zu suchen.

Singend und tänzelnd räumte ich den Rest meines Zimmers auf und hörte erst auf, als auch das letzte Staubkorn sich verabschiedet hatte.

"Chiara!", riss mir meine Oma außer Atem die Kopfhörer vom Kopf und starrte mich dabei wütend an.
"Ich hab dich schon mindestens 20mal gerufen. Unten ist Besuch für dich."
Irritiert legte ich meine Kopfhörer auf meine Kommode und folgte ihr die Teppe runter, um mich fröhlich in Malous Arme zu werfen.

"Lange nicht gesehen", sprach sie kichernd und nickte meiner uns neugierig anstarrenden Oma zu.
"Ich bring Chiara heute Abend wieder nach Hause.", erklärte sie dieser und schon zog sie mich aus dem Haus.

Ich hatte zwar vor Eile keine Jacke mitgenommen,  aber dieser schwarze Jogginganzug war wirklich wärmend.
"Wo gehen wir hin?", fragte ich sie während sie mich immer noch an der Hand hielt und mich hinter sich her zog.
"Ich hab von meinem Vater die Erlaubnis, seine Kühe auf eine kleine Weide zu bringen wo sie ein paar Tage grasen sollen und da du sowieso nichts zu tun hast, außer den Jungs die Köpfe zu verdrehen, dachte ich, du würdest sicher gerne mitkommen."

Ich nickte ihr erfreut zu und war wirklich erleichtert, dass das kein Hinterhalt von Jayden war. Es würde sicher ein schöner Tag werden, mit ihr und den Kühen, darüber war ich mir sicher. Außerdem hatte ich so die Möglichkeit, sie über die Feier auszufragen.

Ihr Zuhause war weiter weg, als Ludwigs Haus und die Gegend sah auch eher bescheiden aus. Die Häuser waren zwar auch groß, ähnelten aber eher alten Bauernhöfen und statt Autos, sah man hier nur Traktoren. Ich hörte die Hühner gackern und die Küche muhen, während der Geruch von Heu und Stroh in der Luft lag.

"Wir gehen noch kurz zu mir, dann ziehen wir uns Latzhosen und Gummistiefel an."
Sie zeigte auf das hinterste Haus, das rot-weiß gestrichen war und sich deswegen von den anderen gut unterscheiden ließ.

Vor dem Hauseingang lag ein kleiner Hof und alles war von einem weißen Zaun umgeben. Sie ging voraus durch die Hoftür und schloss sie hinter mir sofort wieder.
Ich verstand auch direkt warum.

Vor mir tauchten zwei wunderschöne Windhunde auf die hechelnd auf Lou zurannten und die schwanzwedelnd ansprangen.
"Schon gut, schon gut", versuchte diese die Hunde zu beruhigen, doch sie hörten erst auf, als ein Mann angelaufen kam und laut pfiff.

"Wer ist das?", fragte ich Lou leise.
"Mein Vater, Abraham."

Ich musterte ihn sofort neugierig und erkannte die selben eisblauen Augen bei ihm, die auch Jayden besaß.
"Hallo, Chiara. Lou hat mir schon viel von dir erzählt", streckte er mir freundlich die Hand entgegen.  Es wunderte mich immer mehr, wie jemand wie Jayden von solch herzlichen, bodenständigen Leuten abstammen konnte.

"Hallo, es ist mir ebenfalls eine Freude."
Ich gab ihm meine Hand, woraufhin er wirklich freundlich lächelte. Sein schwarzer Schneuzer passte zu dem Rest seiner kurzen schwarzen Haare  und rundeten sein Gesamtbild gut ab.

"Also du weißt, was zu tun ist?", wandt er sich dann an Lou die sichtlich genervt schien.
"Ja! Zum dritten Mal", gab sie ihm als Antwort und zog mich am Ärmel an ihm vorbei Richtung des Hauses.  Der Eingang sah wirklich einladend aus. Einige Blumentöpfe und mehrere Paare Gummistiefel standen davor und durch die Fenster konnte ich schöne weiße Gardinen erkennen.

"Nicht erschrecken, okay?", warnte Lou mich, doch ich wusste nicht was sie meinte.
"Wegen der Feier ist Jayden ausnahmsweise mal hier. Beachte ihn einfach gar nicht."

Ich verdrehte die Augen und seufzte laut, dann folgte ich ihr widerwillig ins Haus.

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The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt