67. Kapitel

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Es war das erste Mal in meinem Leben, das ich nicht alleine aufwachte. Klar hatte ich schonmal bei meiner Mutter oder Oma im Bett geschlafen, aber das war lange her und auch überhaupt nicht das Gleiche.

Ich spürte seinen Arm um meine Taille, seinen Atem in meinem Nacken und fragte mich, wie wir es schafften, auf der engen Couch zu zweit zu liegen. Vermutlich lag es an seinem festen Griff, das ich nicht einfach hinunter plumpste. Die Decke lag auf uns, dazu seine Körperwärme, ich stand wirklich in Flammen.

Obwohl ich es noch so sehr genießen wollte, musste ich mich befreien. Alles in mir schrie nach Luft zum Atmen und Abkühlung, doch ehe ich seinen Arm von meiner Taille lösen konnte, knurrte er leise hinter mir und festigte seinen Griff.
"Geh nicht", murmelte er und kuschelte sich mit seinem Gesicht an meinen Nacken, um ihn so sanft zu küssen, das ich innerlich wieder zu fliegen begann.

Das einzige Geräusch, außer unserem gleichmäßigem Atem, war das des Regens, der schon so früh am Tag damit beschäftigt war, allen Dreck in der Welt dort draußen wegzuspülen. Ich schloss auf seine Bitte hin nochmal meine Augen und gab mich einfach der Geborgenheit hin. Ignorierte die Hitze, die sich in mir breit machte und schob nur die Decke leicht von meinem Oberkörper herunter, um meine Hand dann auf seine zu legen.

"Hast du gut geschlafen?", fragte er mich dann, gefolgt von einem leisen Gähnen, das so süß klang, das sogar dieses Geräusch von ihm mich verzauberte.
"Ja", hauchte  ich leise und wollte mich gerade zu ihm herumdrehen, da klingelte es mehrmals an der Tür.

"Wer ist das?", fragte ich den Schwarzhaarigen und stand dann hektisch auf, aus Angst, meine Oma könnte uns hier erwischen und sich alles Mögliche dazu ausmalen.
"Eigentlich müsstest du das wissen, da es dein Haus ist, aber es ist Ethan. Ich kann den Zigarettenqualm bis hier riechen."
Sofort nach seiner Antwort drehte er sich zur Couchlehne um und deckte sich bis zum Hals zu, sodass ich nur noch seine Haare sehen konnte.

Während ich fassungslos über seine Reaktion da stand, klingelte es erneut und ich lief kopfschüttelnd zur Tür. Sicher war dieser Idiot nicht wegen mir hier, also warum musste ich ihm überhaupt die Tür aufmachen? Am liebsten hätte ich ihn einfach ignoriert. Beim Tür aufziehen zuckte ich zusammen, als er sie mir entgegen schob und ohne mich zu beachten, an mir vorbei ins Haus lief.

"Auch einen guten Morgen!", rief ich ihm ins Wohnzimmer hinterher und schloss leise die Tür, um ihm anschließend zu folgen.

"Wach aaaaauf!", rüttelte er an Jayden, der nur genervte Laute von sich gab, doch nach einiger Zeit dann wütend die Decke von sich runterriss und den Beta knurrend anstarrte.
"Kannst du mir verraten, was das soll?!", fauchte Jayden ihn an und setzte sich auf die Kante  der Couch, um erstmal seine müden Arme zu strecken.

"Ich hab mir Sorgen gemacht! Du warst nicht in der Hütte!", verteidigte sich Ethan und wandt sich dann mir zu. "Darf ich?"
Er hielt in seiner Hand eine Packung Zigaretten und gerade, als ich nein sagen wollte, zündete er sich eine an und drehte sich wieder zum Alpha, der ihn fassungslos anstarrte.

"Mach die scheiß Zigarette aus! Du weißt, sie mag das nicht", befahl dieser in einem strengen Ton, doch Ethan lachte nur und zog provokant nochmal an der Fluppe.
"Ohhhh, die Prinzessin mag das nicht. Und wer bist du? Ein Alpha oder ein Schoßhündchen?!"

Jayden stand ruckartig auf, nahm Ethan am Nacken und lief schnellen Schrittes mit ihm an mir vorbei, um die Tür zu öffnen und ihn halb rauszuwerfen. Auch wenn ich äußerlich wie ersteinert wirkte, belustigte mich diese Szene und ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

"Warte fünf Minuten", wies er ihn an und schloss die Tür.
"Es tut mir leid", wandt er sich dann mir zu und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, um dann zurück zur Couch zu laufen, wo er seine Schuhe und Jacke anzog.
"Musst du schon gehen?", fragte ich ihn leise und lief ein paar Schritte auf ihn zu.

"Ja, es tut mir wirklich leid. Er hat niemanden und ich will ihn auch nicht im Regen stehen lassen."
"Dann lass ihn doch rein", schlug ich ihm vor und er kam fertig anzogen nah an mich heran.
"Nach der Vorstellung eben?", lächelte er und schüttele den Kopf. "Das tue ich dir nicht an."
"Ich halte ihn schon aus, wenn du dafür hier bleibst. Quäl mich ruhig, Jayden."

Er strahlte über beide Ohren, legte seine Hände auf meine Wangen und küsste mich so liebevoll, das mir den Boden unter den Füßen weggerissen wurde.
"Wir sehen uns heute Abend."

Ein letzter verliebter Blick, dann lief er zur Tür und verschwand in den Regen. Ich rannte sofort, wie ein Teenie bei seinem ersten Schwarm, in die Küche zum Fenster und schaute den Beiden hinterher, wie sie sich gegenseitig leicht schubsten und darüber lachten, um dann aus meinem Blickfeld die Sackgasse hinaus zu verschwinden.

Ich blieb noch eine Weile gedankenverloren am Fenster stehen und beobachtete den Regen. Es war so eine beruhigende Stille um mich herum, die mich nach all den Gefühlen letzter Nacht entspannen ließ und trotzdem vermisste ich ihn jetzt schon.

Doch auch Zweifel machten sich nun in mir breit, wo seine Geborgenheit und Nähe keinen Einfluss mehr auf mich hatten und ich war ihm plötzlich dankbar, dass er mein erstes Mal nicht zugelassen hatte.  Vielleicht hätte ich es sonst wirklich bereut? Es ging alles zu schnell, oder nicht? Wie sollte man sowas wissen, wenn man keinerlei Erfahrungen gemacht hat, außer sich perfekte Beziehungen in Filmen als Vorbild zu nehmen. War er bei uns wie bei Dirty Dancing? Er, Jonny der coole Typ und ich Baby die Kämpferin? Ich musste kopfschüttelnd über mich selbst lachen und beschloss, erstmal etwas zu essen. Anscheinend benebelte der Whisky meinen Verstand. 

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The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt