22. Kapitel

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Ich verabschiedete mich von der tanzenden Lou und verschwand dann zusammen mit Ludwig aus dem Club. Draußen war es eiskalt, dunkel und am regnen. Ich war froh die Regenjacke meiner Oma mitgenommen zu haben, denn ohne sie wäre ich zum nassen Eisblock geworden.
"Geht es dir gut?", fragte mich der Blonde und zog sich dabei seinen dunkelbraunen Mantel an.
"Ja, alles okay. Wie viel Uhr haben wir eigentlich?"
"Kurz nach Eins, wieso?"

Er schaute mich fragend an während der Regen ihm sichtlich zusetzte.
"Ich wollte eigentlich noch nicht nach Hause, aber diese Situation eben. Ich wusste uns nicht mehr zu helfen."
Ich grinste ihn schief an und wippte nervös auf und ab. Eddie schien uns zu beobachten und das bemerkte auch Ludwig, also liefen wir ein Stück die Strasse lang.

"Wir können ja zu mir, wenn du möchtest. Natürlich ohne Hintergedanken."
Er zwinkerte und wartete gespannt auf meine Reaktion, während ich mir es nicht verkneifen konnte zu kichern.
"Ich hab so einiges gehört über dich und Frauen und nein, ich möchte nicht zum Club deiner Verflossenen gehören."
"Was hast du denn gehört?", fragte er erschrocken und ich grinste ihn dämlich an.
"Das du Frauen für eine Nacht benutzt und kein Mensch für längere Beziehungen bist. Sowas in der Art auf jeden Fall."

Er lachte auf und steckte seine Hände in die Taschen des Mantels.
"Glaube mir. Es gibt einige Frauen die selbst nur eine Nacht wollen und du gehörst nicht dazu. Das weiss ich. Keine Sorge. Ich habe wirklich keine Hintergedanken."

Er lächelte so unglaublich süß und ich war mir nicht mehr sicher, ob er das ernst meinte oder nur mit mir spielte. Ich beobachtete verlegen wie der Regen von seinen Haaren herunter tropfte und ihn einfach unfassbar gut aussehen ließ.
"Also?", fragte er und streckte mir eine Hand entgegen. Ich war in diesem Moment sehr nervös, entschied mich aber dazu ihm meine Hand zu reichen und ihm zu vertrauen, doch es spielte am Ende sowieso keine Rolle mehr, was ich wollte oder er, denn bevor meine Fingerspitzen seine berühren konnten,  bemerkte ich zwei starke Hände um meine Taille.

"Verschwinde einfach und lass es gut sein Ludwig!", hörte ich Chace zischen, doch er war es nicht auf dessen Schultern ich lag, sondern Jaydens.
"Hast du solche Angst vor Konkurrenz, dass du sie nicht selbst entscheiden lassen kannst?", schrie Ludwig uns hinterher, doch keiner gab ihm eine Antwort.

Ich sah ihm flehend entgegen wie er immer kleiner wurde und fing dann panisch an um mich zu schlagen, doch es hatte keinen Zweck. Er zuckte nichtmal von meiner Gegenwehr und als ich laut schreien wollte, hielt er mir einfach den Mund zu. Erst als wir über die Strasse halb in den Wald rein liefen und Ethan, Samuel und Chace sich entfernten, ließ der große Schwarzhaarige mich runter. Sofort ballte ich meine Hände zu Fäusten und streckte ihm bebend vor Wut mein Kinn entgegen.

"Hast du den Verstand verloren?!", brüllte ich ihn an, doch er legte nur den Kopf schief und musterte meinen Hals, als ob er nach etwas suchen würde. Als er mir dann zu nah kam und mich gegen den Baum hinter mir presste, stieg meine Angst ins unermessliche und ich biss ihm mit voller Kraft in die Schulter, was ihn zum aufschreien brachte, doch zu meinem Glück auch dazu, sich wieder von mir zu entfernen.

Mein Herz raste vor Adrenanlin und ich spürte wie wackelig meine Beine wurden, doch das hieß nicht, dass ich mir alles gefallen lassen würde. 

"Konsequenzen, Chiara. Weisst du was das bedeutet?"
Er kniff seine eisblauen Augen zusammen und musterte mich, während ich versuchte mich zu beruhigen und meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Ich stand mit dem Rücken an einem Baum, mit nassen Haaren und der Angst in den Augen, doch irgendwas in mir sagte mir, er würde mir nichts tun und das gab mir neuen Mut.

"Du willst mich nicht! Das hast du in deiner Hütte gesagt! Also halte dich dran und lass mich in Ruhe du Irrer!", fauchte ich ihn böse an und unterdrückte das Zittern in meiner Stimme so gut ich konnte.

"Das heisst nicht, dass dich ein Anderer haben darf.", gab er leise zurück und kam wieder einen Schritt näher auf mich zu, was mir so unangenehm war, dass ich mich an liebsten in Luft aufgelöst hätte.
"Das hast du nicht zu entscheiden.", stotterte  ich nur noch, denn umso näher er kam, umso mehr verschwand mein Mut.

"Oh doch", grinste er. "Das hab ich."

Ehe ich verstand, was er damit meinte, riss er mir meine Jacke von der Schulter, legte den Kopf schief und biss mir in die Halsbeuge.

Ich schrie auf und schlug ihm mehrmals gegen die Arme, doch er ließ nicht los. Im Gegenteil. Er brummte als würde es ihn erregen und irgendwas passierte auch mit mir.

Ich fühlte Schmerz, aber auch so etwas wie Verbundenheit. Sein Geruch umgab mich und gab mir plötzlich ein sicheres vertrautes Gefühl.

Erst als er sich von mir löste, sich grinsend vor mich stellte und die Arme verschränkte riss ich mich wieder zusammen und schlug ihm mit voller Kraft mitten ins Gesicht.

"Du dummer Vollidiot!"

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The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt