12. Kapitel

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Von einem lauten Knall schreckte ich hoch und schnappte panisch nach  Luft, während der Schweiß mir über die Stirn lief.

"Oh, ich hab dich gar nicht gesehen.", hörte ich Lisbeth, die sich gerade die Jacke auszog um sich anschließend auf den Rand der Couch vor mir zu setzen.
"Wie viel Uhr haben wir?", fragte ich  und rubbelte mir müde die Augen.
"19 Uhr. Hast du Hunger? Ich mach uns leckere Nudeln."

Sie verließ das Wohnzimmer und ich rappelte mich erschöpft auf. Als erstes zog ich mir die beige Jacke aus, die der Grund war, warum ich so schwitzte. Anschließend suchte ich das Bad auf und wusch mir das Gesicht. Das kühle Nass machte mir das atmen leichter und ich fühlte mich sofort wacher. Ich musste gar nicht lange überlegen, um mich dazu zu entscheiden, mich komplett auszuziehen und duschen zu gehen.

Ich genoss das prasselnde Wasser und bekam auch nur nebenher mit, dass meine Oma mich rief.
"Ich komme gleich!", rief ich aus der Kabine  und wusch mir schnell den Rest des Duschgels vom Körper, um mich anschließend in ein großes rotes  Handtuch zu wickeln und das Bad zu verlassen.

"Was ist-"
Mit großen Augen starrte ich Ludwig in die braunen Augen und errötete vor Scham. Er stand direkt neben meiner Oma und beide schauten mich von oben bis unten an, wobei man dem Blonden ansah, dass er sich sichtlich amüsierte.

"Ich komme gleich wieder.", stammelte ich und lief zurück in den Flur um die Treppe hoch zu hetzen. Ich knallte die Tür hinter mir zu und atmete erstmal tief durch. Klar war es für die meisten nichts besonderes in einem Handtuch gesehen zu werden, aber für mich schon.

Erst als meine Atmung sich wieder beruhigt hatte, suchte ich mir eine schwarze Leggins und einen gelben Kaputzenpullover. Ich zog mir beides schnell über und frisierte meine nassen Haare zu einem locker sitzenden Dutt. Bevor ich mein Zimmer wieder verließ, schaute ich nochmal aus dem Fenster. Ich fühlte mich beobachtet, aber wahrscheinlich war das nur die Aufregung. Ohne weiter drüber nachzudenken öffnete ich die Tür und tapste mit meinen weißen Kuschelsocken die Treppe herunter.

"Entschuldigung.", murmelte ich den beiden zu, die sich anscheinend gut zu unterhalten schienen und zusammen an der Kaffeemaschine standen.
"Das Handtuch stand dir auch gut.", scherzte Ludwig und ich wurde erneut rot.

"Er ist hier weil er dich einladen wollte.", meinte Lisbeth und lief mit einer Tasse Kaffee in der Hand auf mich zu.
"Du hast mir gar nichts erzählt von deinem entzückendem neuen Freund.", flüsterte sie mir ins Ohr und stellte sich lächelnd neben mich.

Eigentlich hätte ich ihn gerne auf die Gemälde meiner Großmutter angesprochen, aber ich war zu neugierig darauf, wozu er mich einladen wollte.
"Ich wollte dich fragen, ob du mit mir essen gehen würdet."

Er sprach so selbstbewusst und locker, dass mir nur die leichte Röte in seinem sonst blassen Gesicht zeigte, dass auch er nervös war.
Bevor ich antworten konnte, haute meine Lili mir den Ellbogen leicht in die Seite und zog ermutigend ihre Augenbrauen hoch. Bei diesem absurden Anblick meiner Kupplerin musste ich auflachen und nickte dabei dem Blonden erfreut zu.
"Ja. Ich würde gerne mit dir essen gehen."

Er schenkte mir ein warmes Lächeln und seine Augen blitzten vor Freude auf.
"Ich ziehe mir nur schnell Schuhe an.", lief ich aus der Küche in den Flur und hörte ihn nur hinter mir her rufen.
"Vergiss deine Jacke nicht."

Ich schüttelte belustigt den Kopf und lief in meinen schwarzen Turnschuhen nochmal hoch um mir meine neue schwarze Weste überzuziehen.
"Wir können.", rief ich als ich die Treppe herunter maschierte und schon  stand der Blonde an der Tür. Meine Oma kam aus dem Wohnzimmer und reichte ihm seine Jacke, während ich sein weisses Hemd und die schwarze Stoffhose betrachtete.

"Ich wünsche euch viel Spass.", zwinkerte sie und hielt uns lächelnd die Tür auf.
"Danke Kupplerin.", warf ich ihr mit zusammengekniffenen Augen zu und sah dann wieder rüber zu Ludwig, der uns amüsiert beobachtete.
"Also bis später.", winkte ich ihr zu und wir liefen zusammen sie Sackgasse entlang, über der sich langsam die Dunkelheit breit machte, wodurch die Laternen anfingen das warme Licht über den Bürgersteig zu werfen.

Wir schwiegen eine Weile, in der ich ihn immer wieder dabei erwischte, wie er zu mir rüber sah, bis er das Schweigen unterbrach.
"Auf was hast du Lust? Wir haben hier einen guten Italiener, ein kleines Bistro mit leckeren Baguettes oder auch eine gute Pommesbude mit köstlichem Hähnchen."

Während er sprach konnte ich mich kaum konzentrieren, denn uns kamen Chace und der Unbekannte entgegen, die aber anstatt einfach Hallo zu sagen wie normale Menschen, die Straßenseite wechselten und mich nur kalt anstarrten.
"Also?", riss Ludwig mich aus den Gedanken und ich schaute wieder nach vorne.
"Pommesbude hört sich gut an.", sprach ich schnell und drehte mich nochmal um, doch die beiden waren schon weit weg und hatten mir den Rücken zugewandt.

"Beachte die beiden gar nicht. Die halten sich für was besseres."
Ich drehte mich bei seinen Worten verwirrt zu ihm. Genau die selben Worte hatte Chace benutzt um ihn zu beschreiben. Sie möchten sich anscheinend wirklich nicht, doch wieso wusste ich nicht, aber ich wollte es heraus finden.

Als wir nach wenigen Minuten am Markplatz ankamen, war wieder mal viel los, als würden die Leute hier nur darauf warten, dass die Sonne verschwand, um die Dunkelheit zu genießen. Ich schaute mich neugierig um, doch erkannte natürlich niemanden.

"Da vorne ist es.", zeigte Ludwig auf einen kleinen Imbiss vor dem einige braune Stehtische standen, an denen mehrere Mädchen sich aufgeregt unterhielten und dabei in unsere Richtung schauten.

"Wir sollten doch lieber woanders hin.", murmelte ich und fühlte mich dabei sehr unwohl, doch Ludwig nahm meine Hand.
"Die starren nur mich an.", grinste er und zog mich weiter hinter sich her zum Imbiss. Wie konnte man ihm und seinem schönen Lächeln auch widersprechen. Ich seufzte bei diesem Gedanken und schon bestellte er für uns beide etwas zum Essen.

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The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt