86. Kapitel

10.5K 425 52
                                    

Mittlerweile ging draußen schon die Sonne unter, während Jayden, Ethan und ich auf der Couch saßen und gemütlich Pizza in uns reinschaufelten.

"Was willst du eigentlich anziehen?", fragte mich Ethan und ich schaute ihn verwirrt an, bis mir einfiel, das ich hier überhaupt keine Klamotten hatte.
"Sie kann Sachen von mir anziehen, dann bleiben die Geier wenigstens fern", gab Jayden ihm lachend zurück.
"Als ob die überhaupt kommen, so wie sie nach dir stinkt."
"Hey", warnte ich die beiden und stellte meinen leeren Pizzakarton auf den Tisch.
"Ihr wisst, das ich anwesend bin?"

"Schon gut, ich rufe Lou an, sie soll was von sich vorbeibringen", meinte Jayden dann und verließ das Wohnzimmer. Ethan kaute immernoch an seinem letzten Stück Pizza und ich entschied mich, schnell noch duschen zu gehen.

Im Badezimmer angekommen, ließ ich die Klamotten fallen und stellte mich in die kleine Duschkabine,  um das warme Wasser auf meinen Körper prasseln zu lassen. Es fühlte sich so entspannend an, dass ich kurz all die Last von meinen Schultern fallen ließ und in Gedanken abschweifte, sodass ich gar nicht mitbekam, dass Jayden das Badezimmer betrat.

Erst als er nackt in die Kabine trat, hielt ich die Luft an und schaute ihm erschocken entgegen.
"Alles gut?", fragte er mich und fing an, seine schwarzen, nassen Haare einzuschäumen, während er mich verliebt musterte.

"Ja", gab ich ihm schüchtern zurück und zuckte kurz zusammen, als er mich an der Schulter packte und mich weg von ihm  drehte. Ich bereitete mich schon darauf vor, das er über mich herfallen würde, doch dann spürte ich seine Hände an meinen Schultern, die mich so sanft massierten, das mein Körper vollkommen entspannte.
Wir standen eine Weile so da und ich genoss das Gefühl, das er sich um mich kümmerte, bis er mich erneut umdrehte und fest an sich drückte.

Das Wasser lief mir über die Haare, während ich mit geschlossenen Augen der Melodie seines Herzens lauschte.
"Meine Kleine", hauchte er und gab mir einen letzten Kuss auf die Wange, bevor er mich wieder allein ließ und ein Handtuch um seine Hüften klemmte.

"Sobald Lou da ist, bringe ich dir die Klamotten. Lass dir noch Zeit."
Er lächelte und schloss die Kabinentür, woraufhin ich als nächstes die Tür des Badezimmers hörte.

Ich bleib noch kurze Zeit in der Dusche stehen, stieg dann aber auch aus und umwickelte mich mit einem großen Handtuch, um mich anschließend im Spiegel zu Mustern. Die Ringe um meine Augen sahen dunkel aus, was nach den letzten Tagen kein Wunder war. Mein Blick wanderte an mir herunter und blieb auf seiner Markierung haften.

Ich war so dankbar über sie, denn ohne seinen Geruch an meinem Körper, hätte Darius wahrscheinlich keinen Halt mehr davor gemacht, mich zu missbrauchen.
Einige einzelne Tränen liefen mir warm über meine Wangen und ich versprach mir selbst, dass es die letzten sein würden, die ich wegen dieses schrecklichen Menschen verlieren würde.

Ein Klopfen an der Tür ließ mich meinen Blick vom Spiegel lösen und zu ihr blicken, doch Jayden kam nicht herein. Ich lief zu ihr und öffnete sie, doch anstatt ihm stand Lou strahlend vor mir.
"Ich hab mir solche Sorgen gemacht und ich werde erst so spät informiert über alles?", regte sie sich lächelnd auf und nahm mich sanft in eine freundschaftliche Umarmung. Das sie mir dann beruhigend über den Rücken streichelte, machte mir klar, dass sie meine Tränen gesehen haben musste.

"Wenn du mal weiblichen Redebedarf hast, weißt du, wo du mich findest", hauchte sie und ließ mich dann vorsichtig wieder los.
"Ich weiß, danke", gab ich ihr zurück und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.

"Also, ich hab ein rotes und ein schwarzes Kleid."
Die zeigte auf eine Tüte in ihrer Hand und mir kam eine Erinnerung in den Kopf.
"Aber bitte nicht das kurze oder?"
"Nein", lachte sie. "Das schöne Stück hat Jayden in alle Einzelteile zerfetzt." Ich stimmte in ihr herrliches Lachen ein und nahm neugierig die Tüte entgegen.

"Bis gleich", meinte Lou noch und sobald sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, beeilte ich mich und schlüpfte in das schwarze Kleid.
"Oh Gott", hauchte ich und dachte erst dann darüber nach, das Lou ein gutes Stück kleiner als ich war.

Der Ausschnitt war zwar überhaupt nicht dramatisch, aber man konnte den Schatten meiner Pobacken erkennen.
"Jayden wird durchdrehen", sagte ich zu mir selbst, entschied mich dann trotzdem dazu,  es anzuziehen, denn es interessierte mich nicht, ob er sich im Wialtrama darüber aufregen würde, sondern nur wie er es mir ausziehen würde, sobald wir wieder zu Hause wären.

Mutig verließ ich das Bad und trat selbstbewusst ins Wohnzimmer, wo Jayden und Ethan auf der Couch saßen und Lou an der Tür stand. Mein Gefährte schaute lächelnd zu mir herüber, doch ihm verging das Lachen und er musterte mich fassungslos.
"Nein", sagte er in einem bestimmenden Ton, doch ich provozierte in noch mehr und drehte mich einmal im Kreis, woraufhin er kopfschüttelt auf mich zu kam und mich mit ins Schlafzimmer zog.

"Bist du verrückt?", fragte er mich und kramte in seinem Schrank nach passenden Hosen.
"Findest du es denn nicht schön?"
Ich schmiegte mich provozierend an seinen Rücken und streichelte über seinen Nacken.
"Zu schön", murmelte er und drehte sich dann zu mir, um mich aufs Bett zu setzen.

Ich schaute ihn lächelnd an und er begann mir eine schwarze Jeans überzuziehen, in die ich zweimal reingepasst hätte.
"So ist es schon besser." Er half mir auf die Beine und zog mir noch einen Gürtel, einen roten dicken Kapuzenpullover und eine Strickmütze an, die eher für Kleinkinder zu sein schien.
"Das ist doch nicht dein Ernst!", fragte ich ihn und sah an mir herunter. Ich hätte locker in einem Hip-Hop Video mitspielen könne und hätte alle übertroffen.
"Brauchst du noch eine Goldkette?", fragte er mich ernst und als ich ihn wütend entgegenblickte, fing er so laut an zu lachen, dass er sich rückwärts aufs Bett fallen ließ.

"Ja, haha, sehr witzig."
Ich stemmte meine Arme fauchend in die Hüften, doch ihn interessierte das gar nicht.
"Lass uns gehen, Lil Chiara."
Wie er es sagte und dabei schaute, musste auch ich augenverdrehend Lächeln und gab ihm meine Hand, um die anderen nicht länger warten zu lassen.

_
1000
Kleid angelassen oder wärd ihr lieber wie sie gegangen?

The human Mate - Seelen der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt